Sebastian Vettel besiegt seinen Heimspiel-Fluch

Von Alexander Maack
Sebastian Vettel gewann als erster Lokalmatador den Deutschland-GP auf dem Nürburgring
© getty

Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel hat erstmals in seiner Karriere den Großen Preis von Deutschland gewonnen. Der Red-Bull-Pilot übernahm beim Rennen auf dem Nürburgring schon am Start die Führung, musste sich aber bis zum Schluss gegen die Lotus von Kimi Räikkönen und Romain Grosjean verteidigen.

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"Endlich hat's geklappt. Ich bin überglücklich. Ein unglaubliches Rennen! Kimi hat am Ende unglaublich gepusht", sagte Vettel noch auf dem Podium: "Ich habe gefühlt, wie Kimi kommt - mehr und mehr Druck. Es gab auch einige Runden, wo es ziemlich knapp mit Romain zuging."

Das Klassement des Rennens in der Übersicht

Der Franzose hatte beim ersten Reifenwechsel länger als die Konkurrenten gewartet und war deshalb auf Platz zwei vorgerutscht. Vettels erster Sieg in Deutschland war deshalb keinesfalls ungefährdet. Auch weil er nach dem Ausfall in Silverstone am letzten Wochenende abermals technische Probleme hatte.

Bei seinem Red Bull war zur Mitte des Rennens das Energierückgewinnungssystem KERS ausgefallen. "Wir haben es neugestartet. Das war ganz nützlich, um sich zu verteidigen", scherzte der glückliche Sieger, der als erster Deutscher einen Deutschland-GP auf dem Nürburgring gewann: "Ich habe in jeder einzelnen Runde gepusht. Lotus war heute unglaublich schnell."

"Irgendwie zählt ein Heimsieg doch mehr"

Sein Rennstall freute sich mit ihm. "Es gibt immer die gleichen Punkte bei einem Erfolg, aber irgendwie zählt ein Heimsieg doch mehr. Ich bin einfach nur froh, dass es ihm endlich gelungen ist", sagte Teamchef Christian Horner.

Der Kommandostand hatte in den letzten Runden sichtbar mit dem Führenden mitgezittert. Räikkönen zögerte seinen dritten Boxenstopp lange hinaus und wählte als einziger Pilot die weichen Reifen. Den dritten Platz gab er schnell an Teamkollege Grosjean ab und machte danach Jagd auf Sebastian Vettel.

Am Ende trennte die beiden WM-Konkurrenten noch eine Sekunde. Räikkönen konnte zwar in der letzten Runde DRS einsetzen, für ein Überholmanöver war er aber zu weit weg. "Ich bin glücklich, dass das Rennen nach 60 Runden zu Ende war und nicht nach 61 oder 62", erklärte Vettel erleichtert.

Dabei hätte Räikkönen sogar seinen zweiten Saisonsieg holen können. Die entscheidenden Sekunden verlor der Iceman, als er nach dem ersten Stopp hinter den Mercedes festhing. Später riss sein Funkkontakt ab. "Ich konnte sie hören, aber sie mich nicht", erklärte Räikkönen sein Problem: "Heute gab es ziemlich viel zu diskutieren. Wir wollten gewinnen. Wenn das Rennen ein bisschen länger gewesen wäre, hätten wir die Chance gehabt."

Fernando Alonso fährt auf Platz vier

Auch Vizeweltmeister Fernando Alonso hatte sich am Strategiepoker beteiligt. Der Ferrari-Pilot war auf harten Reifen gestartet und ließ die weichen Pirelli-Slicks erst im Schlussstint aufziehen. Den Rückstand auf Grosjean, der im dritten Stint noch Druck auf Vettel ausgeübt hatte, fuhr Alonso schnell zu, kam aber nicht mehr vorbei und wurde Vierter.

Trotz der verpassten Siegchance war Grosjean keinesfalls enttäuscht: "Ich denke, dass es richtig war, bei einem Auto auf den Prime-Reifen und beim anderen auf den anderen zu setzen", sagte der Franzose: "Ich bin glücklich, wieder auf dem Podium zu stehen. Ich denke, das haben wir uns schon seit einer Weile verdient. Jetzt ist es wahr geworden."

Mercedes hat Probleme mit neuen Reifen

Weniger erfreulich verlief das Rennen in der Eifel für Mercedes. Nico Rosberg konnte sich nach dem Taktikfehler im Qualifying im Rennen nicht wesentlich nach vorn arbeiten und wurde Neunter. Statt aus den modifizierten Pirelli-Reifen einen Vorteil zu ziehen, kämpften beide Silberpfeile bei 45 Grad Celsius Streckentemperatur mit dem Verschleiß.

"Ein Auto, das vor einer Woche gewonnen hat, ist plötzlich nirgendwo", sagte Motorsportdirektor Toto Wolff niedergeschlagen: "In der ersten Rennhälfte war unsere Pace total schlecht. Beide Fahrer haben sich über mangelnden Grip beklagt. Auf dem weichen Reifen war es so einigermaßen, auf dem harten Reifen ging's überhaupt nicht."

Polesetter Lewis Hamilton, der letztlich Fünfter wurde, hatte seine Führung schon vor der ersten Kurve verloren. Vettel überholte den 28-jährigen Engländer rechts, Mark Webber zog im zweiten Red Bull links vorbei. Der Australier fiel jedoch wenig später ans Ende des Feldes zurück.

Webber-Rad verletzt Kameramann

Beim ersten Boxenstopp verlor er sein rechtes Hinterrad. Der herrenlose Reifen sprang quer durch die Boxengasse. Einige Mechaniker konnten noch ausweichen, der etwa 25 Kilogramm schwere Slick traf schließlich einen Kameramann, der daraufhin mit Knochenbrüchen behandelt werden musste. Trotzdem fuhr Webber noch in die Punkteränge und wurde Siebter.

Dabei profitierte er vom Ausfall von Marussia-Pilot Jules Bianchi. Der Franzose musste sein Auto nach einem kapitalen Cosworth-Motorschaden in Runde 24 vor der NGK-Schikane abstellen. Nachdem Bianchi ausgestiegen war, rollte das Auto plötzlich rückwärts wieder auf die Strecke. Die Rennleitung brachte das Safety-Car zum Einsatz, Webber durfte seinen Rundenrückstand ausgleichen.

Der Routinier kam schließlich im McLaren-Sandwich ins Ziel. Jenson Button wurde Sechster, Sergio Perez Achter. Beide Piloten kamen mit nur zwei Boxenstopps aus. Nico Hülkenberg komplettierte im Sauber als Zehnter die Top Ten. Force-India-Pilot Adrian Sutil wurde nur 15.

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