"Die Regel haben sie jetzt erfunden"

Felipe Massa feierte nach dem Rennen für die brasilianischen Fans, obwohl er enttäuscht war
© getty

Während sich Sebastian Vettel über seinen 13. Sieg in der Saison 2013 freute, kochten die Emotionen bei Felipe Massa noch immer. Der Brasilianer sah sich bei seinem letzten Rennen für Ferrari von der Rennleitung benachteiligt. Dabei sollte beim Großen Preis von Brasilien eigentlich der neue Formel-1-Rentner Mark Webber im Mittelpunkt stehen.

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Nachdem er zum letzten Mal seinen Ferrari im Parc ferme abgestellt hatte, war Massa kaum zu halten. "Das war eine Schande. Ich hatte ein großartiges Rennen", echauffierte sich der 32-Jährige über die Bestrafung, die ihn in der 34. Runde von Rang vier auf acht zurückwarf: "Ich habe nichts falsch gemacht. Ich habe kein Auto außerhalb der Strecke überholt. Ich habe niemanden aufgehalten."

Die ungewöhnliche Boxeneinfahrt des Autodromo Jose Carlos Pace hatte schon in den vergangenen Jahren immer wieder für Diskussionen gesorgt. Eine Stunde vor dem Rennen am Sonntag sandte Charlie Whiting als Renndirektor des Automobilweltverbands FIA deshalb den Teams schriftlich eine Klarstellung zu, wo die Fahrer die durchgezogene Linie überfahren dürfen.

Domenicali: "Es gab Warnungen"

Massa hielt sich nicht daran und kreuzte die Linie, die als Streckenbegrenzung festgeschrieben war, mit allen vier Rädern. Ein klarer Regelbruch. "Es gab Warnungen, aber das war hart", sagte Teamchef Stefano Domenicali: "Es gab keinen Sicherheitsaspekt, keinen Zeitgewinn oder irgendeine Art von Vorteil."

"Klar, ich habe die Linie ein paar Mal gekreuzt. Aber ich war nicht der Einzige und die Regel haben sie jetzt erst erfunden", polterte Massa gegen die Stewards: "Diese Typen denken, sie haben alle Macht der Welt und können tun, was sie wollen. Sie fühlen sich wie Könige. Aber sie wissen nicht, was sie tun."

Die Strafe ärgerte den künftig für Williams startenden Brasilianer, weil dadurch neben Ferraris Vizetitel auch sein eigener Abschied von der Scuderia nicht zum Triumph wurde. Beim Heimrennen wollte er zum 37. Mal für Ferrari aufs Podium fahren.

"Fernando wäre wohl zur Seite gewichen und hätte mich vorbei gelassen", erklärte Massa. Der Spanier bestätigte die Überlegung: "Als ich sah, dass er auf Rang vier lag, dachte ich, dass das Podium eine tolle Party für ihn wäre."

Auch Hamilton ist unglücklich

Sechs Punkte trennten die Italiener schließlich von Mercedes, die erstmals seit ihrem Comeback als reines Werksteam 2010 besser als Platz vier abschnitten. Dabei war auch das Team aus Brackley unzufrieden mit der Rennleitung, weil sie Lewis Hamilton nach einer Kollision mit Valtteri Bottas ebenfalls eine Durchfahrtsstrafe aufbürdete.

"Es macht keinen Unterschied, ob ich sie akzeptiere oder nicht. Ich habe sie bekommen und ich bin wie gefordert durch die Boxengasse gefahren. Fertig", gab sich Hamilton zurückhaltend: "Ich denke, das war ein normaler Rennunfall. Er hat außen einen Angriff gestartet und hat ein gutes Stück später gebremst. Ich hatte nicht gedacht, dass er dort sein würde. Dann haben wir uns berührt."

Der Williams-Pilot sah den Vorfall naturgemäß völlig anders. "Er ist dann einfach in mich reingefahren. Eigentlich sollte außen zumindest eine Wagenbreite Platz bleiben", erklärte der 24-Jährige, der gerade erst gestoppt hatte und die frischeren Reifen ausnutzen wollte: "Meine Schuld war das auf jeden Fall nicht."

Webber vergnügt sich oben ohne

Bei der Hektik um die Rennleitung ging Webbers Abschied auf Platz zwei fast unter. Der Australier freute sich vor allem, dass auf dem Podium Alonso und Vettel neben ihm standen: "Es war ein echtes Vergnügen für mich, das heutige Rennen so zu beenden: auf dem Podium mit den beiden wohl besten Fahrern der aktuellen Generation."

Dabei musste der 37-Jährige, der 2014 für Porsche in der Langstreckenweltmeisterschaft WEC unter anderem bei den 24 Stunden von Le Mans antritt, selbst eine Strafe befürchten. Dass er seinen Helm auf seiner Ehrenrunde abnahm, entsprach nicht dem strengen FIA-Reglement.

"Das war verdammt laut ohne Helm", grinste Webber, der die Hälfte der Runde gebraucht hatte, um sein HANS-System abzunehmen, und begründete gleich seinen Regelbruch: "In diesem Sport ist es nicht einfach, die Person hinter dem Lenkrad zu zeigen."

Nach Taxigate in Singapur, als er selbst in der Schlussrunde ausgeschieden war, sich von Alonso in die Box chauffieren ließ und dafür eine Strafe kassierte, erregte der Australier schon das zweite Mal in dieser Saison direkt nach dem Rennen Aufmerksamkeit. Webber dürfte es nicht gestört haben. "Ich habe die letzten Runden genossen. Das war eine sehr gute Art, mein Karriere zu beenden."

Die WM-Endstände in der Übersicht