Die schnellste Maus von Mexiko

SID
Sergio Perez (r.) lieferte sich in Monza ein sehenswertes Duell mit Kimi Räikkönen
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Auch in der Formel-1-Saison 2012 bewertet SPOX-Redakteur Alexander Mey nach jedem Grand Prix die fahrerischen Leistungen der Piloten und stellt sein persönliches Driver-Ranking auf. Teil 13: Der Italien-GP.

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Zum Europa-Finale hat mein Ranking noch einmal einen Überraschungssieger: Sergio Perez. Was er im Sauber im letzten Renndrittel abgeliefert hat, hat mich so sehr beeindruckt, dass ich ihm gegenüber Lewis Hamilton den Vorzug gebe.

Sebastian Vettel ist eigentlich über die Verhältnisse seines Red Bull gefahren, hat es einmal allerdings auch entscheidend übertrieben. Sein Teamkollege Mark Webber war ein Totalausfall.

Meine Wertung für den Italien-GP:

Platz 1, Sergio Perez: 24,466 Sekunden. So groß war der Rückstand von Perez auf Sieger Hamilton nach seinem späten Boxenstopp. 20 Runden waren da noch zu fahren und fünf Autos lagen zwischen den beiden. Im Ziel trennten die beiden noch mickrige 4,356 Sekunden und kein Auto lag mehr zwischen ihnen. Das zeigt, wie beeindruckend das letzte Renndrittel von Perez auf den weicheren Reifen war. Er ist Kreise um alle Gegner gefahren und ist durchs Feld gepflügt wie ein Irrer. Zwischenzeitlich war er mehr als zwei Sekunden schneller als die Ferrari-Piloten vor ihm, die er dann ja auch noch beide überholt hat. Aber schon vor seinem spektakulären Endspurt war Perez von Startplatz zwölf aus toll unterwegs. Hervorheben will ich sein starkes Überholmanöver außen herum gegen Räikkönen in der zweiten Schikane. All das sind für mich genug Gründe, um ihn zum Sieger im Ranking zu machen.

Platz 2, Lewis Hamilton: Ich habe ihm rein gar nichts vorzuwerfen. Die Pole-Runde am Samstag war stark, wenngleich ihm Teamkollege Button doch noch einmal sehr nah kam und der vermeintlich größte Konkurrent um Startplatz eins, Alonso, technische Probleme hatte. Dann sein guter Start, die souveräne Abwehr von Massas Angriff in der ersten Kurve und dann ein überlegenes Rennen. Wenngleich ich es schon spannend gefunden hätte zu sehen, ob Hamilton am Ende gegen Perez noch hätte zulegen können, wenn das Rennen fünf Runden länger gedauert hätte.

Platz 3, Fernando Alonso: Der Dauerkandidat auf meinem Podium ist zurück. Nach seinem Pech im Qualifying war mir fast schon klar, dass er es bei normalem Rennverlauf noch aufs Podium schaffen würde. Sein Auto war schnell und über seine Qualitäten habe ich an dieser Stelle schon oft genug geschrieben. Sein zusätzlicher Trumpf ist dann aber seine Cleverness. Er lässt Perez gegen Rennende kampflos ziehen und begnügt sich mit Rang drei. Ein Hamilton hingegen wehrt sich in Valencia gegen Maldonado unnötig hart und wird aus dem Rennen befördert. Das kann in der Endabrechnung den Unterschied zwischen Weltmeister und Vize ausmachen.

Platz 4, Jenson Button: Starkes Qualifying, mäßiger Start, dann aber sehr gutes Überholmanöver gegen Massa, das ihn auf Kurs Platz zwei brachte. So die Kurz-Zusammenfassung seines Wochenendes. Dumm nur, dass am Ende dieser Zusammenfassung der technische Defekt steht. Das bedeutet wohl endgültig das Aus im Titelrennen, ändert aber nichts an seiner starken Leistung an diesem Wochenende.

Platz 5, Felipe Massa: Das vielleicht beste Wochenende der Saison für Ferraris Nummer zwei, auch wenn er den Podestplatz "unglücklich" aufgrund angeblicher Reifenprobleme ausgerechnet an Teamkollege Alonso verloren hat. Massa hat einige starke Manöver gezeigt, ohne es jemals zu übertreiben. Und sein Speed war auch das ganze Wochenende über konstant stark. Eine gute Reaktion auf die nicht abreißenden Gerüchte um das Ende seiner Ferrari-Zeit.

Platz 6, Sebastian Vettel: Das Wichtigste vorweg. Ich finde nicht, dass sich Vettel über die Durchfahrtsstrafe nach dem Abdrängen von Alonso beschweren darf. Das ging schon in Ordnung so. Dabei geht es gar nicht darum, ob er Alonso ein bisschen weiter auf die Wiese gedrängt hat als der Spanier ihn vor einem Jahr. Es geht darum, dass nach dem Rosberg-Manöver gegen Hamilton in Bahrain die Regel zum Thema Abdrängen ganz klar konkretisiert wurde. Demnach ist das eine berechtigte Strafe für Vettel, Punkt. Vergleiche zum Vorjahr hin oder her. Abgesehen davon hat mich Vettels Leistung überzeugt. Er hat sogar mehr aus dem Red Bull herausgeholt als drin steckte. Das dann durch ein überhartes Manöver und den folgenden technischen Defekt zu verlieren, ist bitter.

Platz 7, Michael Schumacher: Wieder einmal hatte er ein besseres Wochenende als Mercedes-Kollege Rosberg. Langsam wird das zur Gewohnheit, was sich auch in der Gesamtwertung des Rankings widerspiegelt. Schumacher hat es im Qualifying auf den Punkt gebracht und im Rennen das Beste aus der Zweistopp-Strategie gemacht. Sah noch nicht nach seinem siebtletzten Rennen aus, fand ich.

Platz 8, Kimi Räikkönen: Heimlich, still und leise, das bleibt das Motto des Iceman in dieser Saison. Mit dieser Methode ist er fast unbemerkt immerhin schon WM-Dritter - vor Vettel. Im Ranking bringt ihm die entsprechende Fahrweise aber diesmal nicht die dicken Punkte. Dazu waren andere spektakulärer unterwegs. Er kann froh sein, dass das Rennen nicht noch zwei Runden länger war, dann hätte ihn nämlich Schumacher noch kassiert.

Platz 9, Paul di Resta: Sein Qualifying war absolut beeindruckend. Im Force India immer vorne dabei und am Ende Viertschnellster zu sein, das schafft man nicht alle Tage. Schade, dass er das im Rennen - auch bedingt durch seine Strafversetzung wegen des Getriebewechsels - nicht ganz bestätigen konnte. Aber im engen Duell gegen Teamkollege Hülkenberg hat diesmal er wieder gepunktet.

Platz 10, Nico Rosberg: Nach seinem schwachen Start und den rätselhaften Problemen im ersten Stint kann Rosberg fast noch froh sein, mit WM-Punkten nach Hause gegangen zu sein. Es ehrt ihn, dass er niemals aufgegeben hat, aber im vergangenen Jahr oder zu Jahresbeginn ist er mir deutlich positiver aufgefallen.

Härtefall, Mark Webber: Es ist fast wie 2010. Kaum hat man ihn öffentlich als ernsthaften Titelkandidaten ins Spiel gebracht, geht gar nichts mehr. Vom Speed her hat ihm Vettel wie in Spa auch in Monza wieder klar den Schneid abgekauft. Das direkte Duell auf der Strecke hat Webber auch wieder verloren. Vom Qualifying ganz zu schweigen. Und dann noch dieser Dreher ohne Not, der ihm im WM-Rennen möglicherweise noch wichtige Punkte gekostet hat. Sein Fehler in Korea 2010 lässt grüßen. Es scheint, als bekäme er es wieder im Endspurt der Saison nicht hin, seine besten Leistungen abzurufen.

Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM

Meine Punkte für das Monza-Wochenende: