Rosberg ist endlich dort, wo er hingehört

SID
Nico Rosberg feierte seinen ersten GP-Sieg eigentlich viel zu spät
© xpb

Auch in der Formel-1-Saison 2012 bewertet SPOX-Redakteur Alexander Mey nach jedem Grand Prix die fahrerischen Leistungen der Piloten und stellt sein persönliches Driver-Ranking auf. Teil 3: China-GP.

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Endlich, endlich, endlich! Selten habe ich einem Fahrer einen Sieg mehr gegönnt als diesmal. Nico Rosberg war dran - und zwar schon lange. Klar, dass er auch im Ranking den Sieg geholt hat - dort übrigens nicht zum ersten Mal.

Meine Wertung für den China-GP:

Platz 1, Nico Rosberg: Seit Jahren schreibe ich an dieser Stelle, dass Rosberg ein Auto verdient hätte, mit dem er Rennen gewinnen kann. "Gebt ihm eins und er wird sofort siegen", habe ich sicher ein Dutzend Mal in die Tastatur gehämmert. Ein Ranking hat Rosberg sogar schon mal gewonnen. Nun ist es endlich auch in der Realität soweit. Ich freue mich sehr für ihn, weil ich schon langsam Angst bekommen habe, seine Karriere würde als niemals eingelöstes Versprechen enden. Jetzt, da der Knoten geplatzt ist, traue ich ihm noch viel, viel mehr zu. Über seine perfekte Leistung in Qualifying und Rennen in Shanghai brauche ich nichts mehr zu sagen, denke ich.

Platz 2, Lewis Hamilton: An diesem Wochenende habe ich zwei absolut gleichwertige McLaren-Piloten gesehen. Beide haben bewiesen, dass sie ganz heiße Kandidaten auf den WM-Titel sind. Nicht nur wegen ihres Autos, vor allem auch wegen ihrer fahrerischen Fähigkeiten. Der Grund, warum Hamilton Zweiter ist, ist einzig und allein die bessere Leistung im Qualifying.

Platz 3, Jenson Button: Zu ihm habe ich im Prinzip schon alles gesagt. Er hat ebenso wie Hamilton großartige Überholmanöver gezeigt. Das gegen Vettel war ohne deutsche Brille betrachtet ein echter Leckerbissen - knallhart, aber von beiden Seiten fair. Dazu kam sein starker Start.

Platz 4, Mark Webber: Dreimal Vierter im Rennen. Das zeigt zum einen, dass Webber in dieser Saison extrem konstant ist. Es zeigt aber auf der anderen Seite auch, dass ihm wie so oft in seiner Karriere der letzte Kick nach ganz vorne fehlt. Das war in China nicht anders. Ich kann ihm eigentlich nichts vorwerfen. Sein Qualifying war im Vergleich zu Vettel wieder deutlich besser. Im Rennen hat er keine Fehler gemacht - abgesehen von seinem Fast-Überschlag - und auch Kampfgeist hat er bewiesen. Webber macht 2012 einen deutlich besseren Eindruck als 2011.

Platz 5, Kimi Räikkönen: Ein Jammer, dass ihm in den letzten paar Runden die Reifen den Dienst versagt haben. Bis dahin war sein Wochenende nämlich sehr stark. Platz vier im Qualifying war sehr gut, der Start hat geklappt und dank der Strategie war der Iceman irgendwann Zweiter. Was folgte, war der grandiose Weltmeister-Train mit Vettel, Button und Hamilton, der sich dank seiner guten Verteidigung hinter ihm bildete. Allein dafür gebührt ihm schon Dank.

Platz 6, Sebastian Vettel: An seinem Rennen ab der zweiten Runde habe ich rein gar nichts auszusetzen. Vettel hat die Ruhe bewahrt, ist konstant starke Rundenzeiten gefahren und ist so dank seiner Zweistopp-Strategie von Platz 15 noch auf zwei nach vorne gekommen. Dass er dann am Ende das Räikkönen-Schicksal in abgeschwächter Form teilte, ließ sich offenbar nicht vermeiden. Was schwach war, war sein Qualifying, bei dem er schon wieder kein Land gegen Webber gesehen hat - aus welchem Grund auch immer. Zudem hat er den Start verpennt. Das war sein Fehler, den er danach auch zugegeben hat.

Platz 7, Romain Grosjean: Vom reinen Speed her war Grosjean Teamkollege Räikkönen an diesem Wochenende leicht unterlegen. Aber er hat es geschafft, im Rennen seine Reifen am Leben zu halten und somit seine ersten WM-Punkte einzufahren.

Platz 8, Bruno Senna: Phänomen Williams-Fahrer. Ich muss gestehen, dass ich Senna vor der Saison nicht viel zugetraut habe. Seinem Auto übrigens auch nicht. Aber wie sich nun zeigt, wächst der Brasilianer mit den Möglichkeiten, die ihm sein Bolide bietet. Er war trotz von Anfang an angeknacksten Frontflügels konstant schnell unterwegs und hat sich beinharte Duelle mit den Besten der Besten geliefert.

Platz 9, Pastor Maldonado: Für ihn gilt das gleiche wie für Senna. Er überrascht mich. 2011 war er zwar immer mal schnell unterwegs, hat sich aber viel zu viele Fehler geleistet. Das scheint er 2012 besser im Griff zu haben.

Platz 10, Michael Schumacher: Er ist ohne Zweifel der tragische Held der Saison. Gefühlt gehört er wieder viel weiter nach vorne im Ranking, aber ich habe eben nicht einmal 15 Runden von ihm gesehen. Sein Qualifying war stark, auch wenn ihn diesmal Rosberg klar geschlagen hat. Sein Start war gerade noch okay, er konnte seine Position halten. Alles weitere werden wird dank der Reifenwechsel-Panne nie erfahren.

Härtefall, Ferrari-Duo: Der Führende im Ranking geht diesmal knapp leer aus. Alonso war erstmals nicht Lichtjahre vor Massa sondern nur die üblichen paar Zehntelsekunden. In China konnte auch der Spanier keine Wunder vollbringen, hätte aber trotzdem Sechster werden können, wenn er nicht bei einem gescheiterten Überholversuch gegen einen Willliams-Piloten von der Strecke abgekommen wäre und dadurch Plätze verloren hätte. Massa tauchte dank seiner Boxenstrategie zumindest mal wieder im Vorderfeld auf, allerdings nur, um dann nach seinem letzten Stopp doch wieder aus den Punkten zu fallen. Ein echter Befreiungsschlag des Brasilianers sieht anders aus.

Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM

Meine Punkte für das Shanghai-Wochenende: