Noch ist Vettel nicht durch

SID
Sebastian Vettel drängte Jenson Button am Start in Suzuka auf die Grünfläche
© Getty

Auch in der Formel-1-Saison 2011 bewertet SPOX-Redakteur Alexander Mey nach jedem Grand Prix die fahrerischen Leistungen der Piloten und stellt sein persönliches Driver-Ranking auf. Teil 15: Japan-GP.

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Die WM 2011 ist entschieden, Sebastian Vettel ist haushoch verdient Weltmeister. In Suzuka war er aber nicht der Beste. Auch deshalb ist er im Ranking noch nicht uneinholbar vorne. Um Platz zwei wird es verdammt eng.

Meine Wertung für den Japan-GP:

Platz 1, Jenson Button: Für mich neben Vettel der Mann der Saison. Er überrascht mich immer wieder, obwohl ich mittlerweile eigentlich nicht mehr überrascht sein dürfte, dass er Hamilton um die Ohren fährt. Button ist einfach der bessere McLaren-Pilot in dieser Saison. Intelligente Rennen konnte er schon immer fahren, aber nun wird er auch noch in den Qualifyings immer stärker. Zudem hat er meiner Meinung nach gegenüber Hamilton den gleichen Vorteil wie Vettel gegenüber Webber. Er versteht die Pirelli-Reifen, sein Teamkollege nicht.

Platz 2, Fernando Alonso: An Alonsos Status als Nummer eins bei Ferrari gab es noch nie etwas zu rütteln. Diesmal hat er zwar das Quali-Duell verloren, was ihm ein paar Minuspunkte einbringt, dafür war sein Rennen aber umso stärker. Er ist von Runde zu Runde schneller geworden, weil er die Reifen optimal behandelt hat. So ist er an der Box erst an Hamilton und dann auch noch an Vettel vorbei gekommen. Wie rasant er am Ende auf Button aufgeschlossen hat, war faszinierend anzusehen. Aber Button musste Benzin sparen und war deshalb zeitweise so langsam.

Platz 3, Sebastian Vettel: Es gibt keinen Grund, im Ranking von den tatsächlichen Podiumsplatzierungen abzuweichen. Vettel hat sich in Suzuka lange extrem schwer getan, sein Ausrutscher im Training war Sinnbild dafür. Wo er dann diese unglaubliche letzte Runde im Qualifying hergeholt hat, weiß wohl nur er selbst. So einen Killer wie ihn habe ich im Zeittraining schon viele Jahre nicht mehr gesehen. Im Rennen hat er nach dem grenzwertigen Abdrängen von Button am Start gut daran getan, den dritten Rang sicher nach Hause zu fahren. Man kann nicht immer gewinnen, auch wenn Vettel das sicher wollte.

Platz 4, Sergio Perez: Toll, wie der Mexikaner es immer wieder schafft, den Sauber mit wenigen Reifenwechseln über die Distanz zu tragen. Er hat in Suzuka das geschafft, woran Teamkollege Kobayashi beim Heimspiel gescheitert ist. Er ist am Ende nicht eingebrochen. Im Sauber ist eine Aufholjagd von Startplatz 17 - für den er überhaupt nichts konnte - auf Rang acht umso bemerkenswerter.

Platz 5, Michael Schumacher: Nach dem kleinen Durchhänger in Singapur war er wieder dort, wo er mich in Spa und Monza überzeugt hat. Schumacher hat in Suzuka erzählt, dass er und sein Renningenieur nach der Sommerpause einige Abläufe geändert haben und dass es seitdem viel besser läuft. Das ist deutlich zu sehen. Im Qualifying war er ein bisschen spät dran und hat dadurch, dass er keine schnelle Runde mehr fahren konnte, einen Startplatz verschenkt. Aber er ist von Rang acht aus in einem Mercedes noch vor Massa in einem Ferrari ins Ziel gekommen. Das sagt schon alles.

Platz 6, Nico Rosberg: Direkt dahinter der Mercedes-Pechvogel. Nach dem Defekt im Qualifying hatte er von Startplatz 23 aus eine Mammut-Aufgabe vor sich. Er hat sogar in den letzten Runden noch einen WM-Punkt gerettet, ist aber trotz DRS und Mercedes-Power nicht so schnell durch das Feld gepflügt, wie er sich das selbst erhofft hatte. Dennoch ein Lob für seinen Kampfgeist und einige starke Überholmanöver in den letzten Runden.

Platz 7, Mark Webber: Sein Qualifying war ganz schlecht. Er kann in einem Red Bull unmöglich hinter beiden Ferraris stehen, wenn sein Teamkollege auf Pole fährt. Im Rennen hat er sich dann noch bis auf Rang vier nach vorne geschoben, ist dabei aber einmal leicht mit Schumacher aneinander geraten. Alles in allem eine solide Vorstellung, mehr nicht.

Platz 8, Felipe Massa: Gleiches gilt für den Brasilianer. Er war im Qualifying noch klasse unterwegs und hat Alonso geschlagen. Im Rennen ging dann aber nicht viel. Alonso hat er kampflos ziehen lassen und auch an Schumacher kam er nicht vorbei. Für die leichte Kollision mit seinem Lieblingsfeind Hamilton konnte er wieder mal nichts. Sie hat seinem Rennen aber sicher nicht geholfen.

Platz 9, Witali Petrow: Der Russe hat wie sein Teamkollege Senna im Qualifying überzeugt. Aber während Senna im Rennen keinen Fuß auf die Erde bekam, fuhr Petrow grundsolide seine zwei WM-Punkte nach Hause. Das reicht in diesem Fall, um auch im Ranking Zähler zu holen.

Platz 10, Kamui Kobayashi: Unglückliches, aber beherztes Heimspiel des Japaners. Sein Qualifying war sehr stark, da musste er nicht beide Force India schlagen, hat es aber trotzdem geschafft. Im Rennen hat er alles gegeben und wieder seine Überhol-Qualitäten gezeigt. Am Ende wurde er aber Opfer seiner Aggressivität und kam mit der Zweistopp-Strategie nicht durch. Die Reifen haben abgebaut.

Härtefall, Lewis Hamilton: Großartiges Hamilton-Bashing erspare ich mir, denn ich fand die erneute leichte Kollision mit Massa zwar unnötig, aber halb so wild. Gut, dass es dafür nicht auch noch eine Strafe gab. Punkte kann ich ihm allein deshalb nicht geben, weil er im Rennen überhaupt kein Land gegen Teamkollege Button gesehen hat. So unterlegen war er in einem Rennen fast noch nie. Er kann nur hoffen, dass diese Saison bald vorbei ist und er den Winter über Zeit hat, wieder zu sich zu kommen und der Alte zu werden.

Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM

Meine Punkte für das Suzuka-Wochenende:

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