Formel 1 im Saudi-Arabien-Dilemma: Warum gleich mehrere Gefahren lauern

SID
Die Formel 1 steckt im Saudi-Arabien-Dilemma.
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Ein Anschlag nahe der Rennstrecke in Dschidda hat die Formel 1 aufgeschreckt. Fragen für die Zukunft bleiben. Das hat auch mit Mick Schumacher zu tun.

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Ein Drohnenangriff in Sichtweite der Rennstrecke, Mick Schumachers Horrorunfall mit glimpflichem Ausgang, dazu die hinlänglich bekannten Menschenrechtsverstöße - die Formel 1 kann nach dem Grand-Prix-Wochenende in Saudi-Arabien nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.

"Der Angriff am Freitag bedeutete eine neue Dimension an Verunsicherung, besonders für die Fahrer. Das wird dazu beitragen, dass es Diskussionen geben wird", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.

Nur: Wohin werden diese Diskussionen führen, wie ergebnisoffen werden sie sein? Derartige Angriffe seien in der Region praktisch an der Tagesordnung, hieß es von verschiedener Seite beschwichtigend.

Und nicht zuletzt: Die Formel 1 hat einen Zehnjahresvertrag mit Saudi-Arabien über angeblich 900 Millionen Dollar.

Aston-Martin-Teamchef: "Dann ist es wie ein Boykott"

Die Vertreter der Rennställe schoben die Verantwortung weiter zum Formel-1-Management und zum Automobil-Weltverband FIA.

"Nicht die Teams machen den Kalender", sagte etwa Sebastian Vettels neuer Boss Mike Krack. Bei Sky erklärte der Aston-Martin-Teamchef: "Wenn wir nicht mehr in solche Länder gehen, dann schauen wir weg. Dann ist es wie ein Boykott, und das ist auch nicht förderlich."

Die Fahrer diskutierten losgelöst von diesen vielfach vorgebrachten Argumenten am Freitag bis tief in die Nacht, ehe sie sich dazu durchrangen, weiter ins Cockpit zu steigen.

"Wir sind alle Optionen durchgegangen. Auch was wäre, wenn wir nicht antreten", verriet Alfa-Romeo-Pilot Valtteri Bottas: "Das würde zum Beispiel bedeuten, dass die Teams noch ein paar Tage hier bleiben müssten, um ihre Sachen zu packen. Und es ist ja nicht so, dass man blitzschnell neue Flüge organisieren kann, um nach Hause zu kommen."

Nach Rücksprache mit den lokalen Behörden sei es "das Sicherste" gewesen zu fahren, erklärten mehrere Teamchefs einhellig.

Die Formel 1 steckt im Saudi-Arabien-Dilemma.
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Die Formel 1 steckt im Saudi-Arabien-Dilemma.

Sergio Perez: "Die gefährlichste Strecke im Kalender"

Am Samstagabend erreichte noch eine weitere Sicherheitsdebatte die Formel 1: Der Hochgeschwindigkeits-Betonkanal von Dschidda bereitet den Fahrern spätestens seit Schumachers heftigem Abflug im Qualifying zunehmend Bauchschmerzen.

Der Haas des 23-Jährigen wurde bei dem Einschlag mit weit mehr als 200 km/h regelrecht zerfetzt, Schumacher kam wie durch ein Wunder ohne Verletzungen davon und konnte noch am Samstagabend das Krankenhaus verlassen.

Bis diese erleichternde Nachricht nach außen drang, hielt die Branche aber den Atem an. "Das ist der größte Unfall, den wir auf dieser Strecke je gesehen haben", sagte Rekordweltmeister Lewis Hamilton.

Pole-Setter Sergio Perez ergänzte: "Das ist die gefährlichste Strecke im Kalender. Wenn etwas passiert, ist es oft gleich ein schwerer Unfall." Für Ferrari-Pilot Carlos Sainz ist der Jeddah Corniche Circuit mit seinen blinden Kurven schlicht "am Limit".

Ralf Schumacher verlässt Saudi-Arabien

Es gab also gleich mehrere Grenzerfahrungen an einem Wochenende. Manchen war die Gefahrenlage zu explosiv. So verließ Ex-Pilot und Sky-Experte Ralf Schumacher Dschidda am Samstagmorgen, das Qualifying kommentierte er aus der Heimat.

Der frühere Weltmeister Damon Hill warf der Formel 1 vor, "mit dem Feuer" zu spielen. Im wahrsten Sinne des Wortes.

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