Formel 1 - Erkenntnisse zum Saudi-Arabien-GP: Die Saison 2022 begeistert schon jetzt die Massen

Von Christian Guinin
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Die Formel 1 braucht dringend einen Wertekodex

Egal ob Kampf gegen die Klimakrise, verschiedene Kampagnen gegen Rassismus und Antisemitismus oder die immer stärkere Integration von Frauen in Rennsport-Strukturen - die Formel 1 setzt sich seit einigen Jahren an vorderster Front für wichtige gesellschaftliche Themen wie Inklusion, Gleichberechtigung und Nachhaltigkeit ein.

Geht es jedoch um die Zusammenarbeit mit autokratischen Regimen, so steht die Königsklasse des Motorsports einer FIFA oder einem Internationalen Olympischen Komitee in nichts nach. Egal ob Russland (zumindest bis vor kurzem), Katar, Aserbaidschan oder eben Saudi-Arabien - sobald genügend Geld fließt, springt die ach so saubere Formel 1 gerne mal über ihren Schatten.

An diesem Wochenende in Dschidda wurde das besonders unterstrichen. Nach einem Bombenschlag am Freitag auf ein der Strecke nahegelegenes Erdöllagers von F1-Sponsor Aramco, berieten sich die Fahrer zunächst über einen Boykott des Rennens. Während der Krisensitzung, die ursprünglich als das gewöhnliche Freitagsbriefing begonnen hatte, äußerten viele Piloten große Sorge um die Sicherheit der Veranstaltung. Erst nach intensiven Gesprächen in der Nacht zum Samstag hatte man ausreichend Überzeugungsarbeit geleistet, Qualifying und Rennen wie geplant stattfinden zu lassen.

Dass sich die Formel 1 jedoch überhaupt in eine Lage manövriert hat, in der nicht über sportliche Dinge, sondern Bombenanschläge, Sicherheitsgarantien und Wochenend-Boykotts geredet werden muss, ist verheerend. Denn auch wenn letzten Endes Gott sei Dank nichts passiert ist und der GP ohne Zwischenfälle vonstattenging, so muss man sich ernsthaft die Frage stellen, ob man Fahrer, Teams und Fans noch einmal einer derartigen Gefahr aussetzen möchte.

Aston-Martin-Teamchef: "Nicht die Teams machen den Kalender"

Dass seit Jahren ein Krieg zwischen den Huthi-Rebellen und Saudi-Arabien tobt, ist gemeinhin bekannt. Zwar sind in der Regel die Energieversorgung oder militärische Infrastruktur das Ziel solcher Bombenangriffe, Schläge auf zivile Einrichtungen können aber keineswegs zu 100 Prozent ausgeschlossen werden. Dass Saudi-Arabien erst vor zwei Wochen an einem einzigen Tag 81 Hinrichtungen vollzog und zur Todesstrafe generell ein sehr entspanntes Verhältnis hat, tut ihr Übriges.

"Nicht die Teams machen den Kalender, das tun FIA und Formel 1. Wir geben aber natürlich gerne eine Einschätzung ab, wenn wir darum gebeten werden", sagte Aston-Martin-Teamchef Mike Krack. Wann wo gefahren wird, das sei also grundsätzlich nicht die Sache der Rennställe. Sein Ferrari-Kollege Mattia Binotto meinte, dass es nicht normal sei, "wenn sich sowas nahe an der Strecke ereignet."

Um solchen Dingen in Zukunft vorzubeugen, sollte sich die Formel 1 deshalb ernsthafte Gedanken um eine Art Wertekodex machen. Darin könnte festgehalten werden, welche Voraussetzungen ein Land bzw. Austragungsort erfüllen muss, um in den Kalender aufgenommen zu werden. Bei Angriffskriegen, wie ihn Saudi-Arabien beispielsweise gegen den Jemen führt, könnte das Rennen dann eben entzogen werden.

Dass das von Grund auf funktionieren kann, zeigte sich erst kürzlich, als man Russland nach dessen Invasion der Ukraine sanktionierte. Nach Anstoß von einigen F1-Größen wie Sebastian Vettel ging es dort dann recht schnell, den Grand Prix abzusagen und den Flirt der Formel 1 mit einem autokratischen Regime zu beenden.

Formel 1: Der WM-Stand (nach 2 von 23 Rennen)

  • Fahrerwertung:
PlatzFahrerTeamPunkte
1Charles LeclercFerrari45
2Carlos SainzFerrari33
3Max VerstappenRed Bull25
4George RussellMercedes22
5Lewis HamiltonMercedes16
6Esteban OconAlpine14
7Sergio PerezRed Bull12
8Kevin MagnussenHaas12
9Valtteri BottasAlfa Romeo8
10Lando NorrisMcLaren6
  • Konstrukteurswertung:
PlatzTeamPunkte
1Ferrari78
2Mercedes38
3Red Bull37
4Alpine16
5Haas12
6Alfa Romeo9
7AlphaTauri8
8McLaren6
9Aston Martin0
10Williams0