Formel 1 - Erkenntnisse zum Ungarn-GP: Jetzt wird der Titelkampf richtig schmutzig - Vettels P2 ist noch zu retten

Von Christian Guinin
Max Verstappen und Lewis Hamilton bei der Fahrerparade beim Ungarn-GP.
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2. Sebastian Vettels Podestplatz ist noch zu retten

Bei vielen Zuschauern des Ungarn-GPs waren die Fernseh-/Streaming-Geräte schon aus, als der Automobilverband FIA die Disqualifikation von Sebastian Vettel verkündete. Bei der Kontrolle am Boliden des Heppenheimers, der ursprünglich hinter Überraschungssieger Esteban Ocon den zweiten Platz auf dem Hungaroring eingefahren hatte, wurde am späten Sonntagabend festgestellt, dass der Aston Martin statt der für die Probe benötigten Menge von einem Liter Benzin nur noch etwa 300 Milliliter Sprit im Tank hatte.

Das steht wiederum im Widerspruch zu Artikel 6.6.4 des Technischen Reglements der Formel 1. Dort heißt es, dass der Wettbewerber sicherstellen muss, "dass dem Auto zu jeder Zeit während einer Veranstaltung eine Spritprobe der Menge 1,0 Liter entnommen werden kann." Bei Vettels Aston Martin war genau das nicht der Fall, die Disqualifikation war daher die einzig logische Folge.

Dabei war für Vettel am Rennsonntag zunächst vieles nach Plan verlaufen. Als einer der großen Profiteure des Massencrashs in Runde eins spülte es ihn trotz eines "sehr, sehr schlechten Starts" schnell in die Spitzengruppe auf Rang drei vor. Nach Hamiltons unfreiwilligem Boxenmalheur kletterte er dann sogar auf den zweiten Platz. Von da an fuhr er knapp 70 Runden hinter Esteban Ocon her, für einen wirklichen Angriff reichte es aber nie. P2 fuhr er nach Hause, bis am Abend die Disqualifikation kam.

Bei Aston Martin hat man dennoch noch Hoffnungen, die FIA von einer Revidierung der Entscheidung zu überzeugen. Das britische Team deponierte beim Automobilverband die Absicht, gegen das Urteil in Berufung zu gehen, und rechnet sich gute Chancen aus, die 18 WM-Punkte doch noch zurückzubekommen.

Aston Martin: Noch über 1,5 Liter Benzin im Tank

Demnach hält Aston Martin eine defekte Benzinpumpe für den Grund, dass der für die FIA-Benzinprobe erforderliche Liter nicht aus dem Auto entnommen werden konnte. Genügend Benzin, genauer gesagt über 1,5 Liter sollen sich aber im Auto befunden haben. "Ich kann bestätigen, dass wir vorhaben, einen Protest einzureichen", erklärte AM-Teamchef Otmar Szafnauer gegenüber Motorsport-Total.com. "Sobald wir mehr wissen und sagen können, ob es dafür eine Grundlage gibt, werden wir protestieren."

Nach Berechnungen der Briten "sollten sich noch 1,44 Liter Benzin im Auto befinden. Und zwar nachdem die 300 Milliliter an Probe entnommen wurden. Es sieht danach aus, dass die Förderpumpen das Benzin nicht aus dem Auto kriegen. Genau können wir das aber nicht sagen, denn wir haben das Auto noch nicht auseinandergenommen", führte Szafnauer weiter aus. Man müsse der FIA nun beweisen, "dass das Benzin noch da war, und dass 300 Milliliter genug sind für eine repräsentative Probe. Das wird die Basis unseres Protests sein."

Dass die Regel klar aussagt, dass das Benzin physisch entnommen werden muss, relativierte der Aston-Martin-Teamchef: "Das ist eine alte Regel, die zurückreicht in die Zeit, bevor wir all die Messungen und Sensoren hatten." Aston Martin weiß demnach offenbar genau, wie viel Benzin ins Auto eingefüllt wurde. Und dank des von der FIA homologierten "Fuel-Flow-Meters" kann auch der Verbrauch während des Rennens exakt bestimmt werden. "Der Unterschied zwischen der getankten Menge und der verbrauchten Menge ist das, was noch da sein muss. Und das müssten 1,74 Liter sein", so Szafnauer.

Weil von denen bereits 0,3 Liter entnommen wurden, bleiben 1,44 Liter übrig. Zumindest theoretisch. Denkbar ist auch, dass die Sensoren nicht exakt kalibriert waren, falsche Ergebnisse geliefert haben und Vettel deshalb einfach ohne Benzin ausgerollt ist. Genauere Untersuchungen sollen in den nächsten Tagen folgen. Gute Chancen, dass Vettel seinen zweiten Platz doch noch behalten darf, gibt es aber.

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