Vettel kämpft um sein "Heimrennen"

SID
Sebastian Vettel genießt das Bad in der Ferrari-Menge
© getty

Finger weg von Monza: Inmitten von Jubel, Trubel, Heiterkeit nach seinem zweiten Platz beim Großen Preis von Italien wurde Sebastian Vettel ernst. "Wenn wir das hier aus beschissenen Geldgründen aus dem Kalender streichen, reißen wir uns unsere Herzen heraus. Wir sind hier, wir fahren Rennen, und das macht es so wertvoll", sagte der viermalige Weltmeister.

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Sein erstes Bad im roten Fahnenmeer als Ferrari-Fahrer hatte den 28-Jährigen emotional tief bewegt. Und die Liebe beruht auf Gegenseitigkeit. "Mit der Art, mit der er die Tifosi begeistert, ist er bereits zu einem Idol geworden", schrieb die Zeitung Repubblica, laut Gazzetta dello Sport "beflügelt Vettel die Tifosi".

Vettel genoss jeden Augenblick in vollen Zügen, auch, nachdem der große Trubel vorbei war. "Es ist ein besonderer Tag für das ganze Team, eine große Last ist abgefallen", sagte Vettel, "in der Vergangenheit haben wir meistens mit Bier angestoßen, hier bei Ferrari eher mit Champagner oder Wein - ist auch ganz schön. Diese Emotionen sind unbezahlbar, diese Erinnerung wird für immer bleiben."

Aber Vettel und Co. werden hart dafür kämpfen müssen, um über 2016 hinaus weiter Erinnerungen auf der traditionellen Hochgeschwindigkeitsstrecke sammeln zu wollen. Monza droht seit Jahren das Aus, diesmal scheint der große Zampano Bernie Ecclestone es wirklich ernst zu meinen. Die Absage des Deutschland-Grand-Prix in diesem Sommer, die viele lange Zeit für unmöglich gehalten hatten, war der letzte Warnschuss vor den Bug der Italiener. Tradition hin oder her, ohne Geld geht gar nichts.

Alles tun, um "Rennen zu verteidigen"

Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene unterstützt Vettel an allen Fronten. "Die Formel 1 birgt einen wertvollen Kern, und das sind Rennen wie Monza, Silverstone, Spa, Hockenheim, Monaco. Diesen Kern gilt es zu bewahren", sagte der Italiener: "Wir müssen alles in unserer Macht stehende unternehmen, um diese Rennen zu verteidigen."

Auch für Ferrari-Präsident Sergio Marchionne "kann es nicht sein, dass wir kein Rennen in Deutschland haben und dass der Lauf in Italien bedroht ist, wo doch zwei der erfolgreichsten Rennställe der Formel 1 in diesen Ländern zu Hause sind. Das kann man nicht ignorieren."

Gefragt ist vor allem die Politik. Die gab sich in Monza bei Ecclestone die Klinke in die Hand, sogar Ministerpräsident Matteo Renzi nahm sich der Sache persönlich an. Der Premier traf sich beim Rennen mit Formel-1-Boss Bernie Ecclestone und plädierte für die Rettung der traditionsreichen Strecke.

"Lage besser als geschildert"

"Die Lage ist besser, als sie geschildert wird", sagte Renzi der Gazzetta dello Sport. Im Gespräch mit Ecclestone erklärte der Premier, dass sich die italienische Regierung aktiv zur Monzas Rettung einschalten wolle. Ecclestone erklärte sich seinerseits bereit, den Veranstaltern von Monza Zeit bis Dezember zu geben, um die geforderten 25 Millionen Euro Antrittsgage aufzutreiben.

Sebastian Vettel wird beide Daumen drücken, damit es in Monza weiter geht. Denn auch wenn er am Sonntag den "besten zweiten Platz meines Lebens" bejubelte, würde der Heppenheimer alles dafür geben, seinen Tifosi den Heimsieg zu schenken.

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