Hamilton schnappt Vettel die Pole am Ring weg

Von Alexander Maack
Lewis Hamilton konnte im Gegensatz zu Teamkollege Nico Rosberg nach der Quali jubeln
© getty

Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel hat seine erste Pole-Position beim Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring knapp verpasst. Den Deutschen trennten am Ende nur 0,103 Sekunden von Lewis Hamilton, der für Mercedes in 1:29,398 Minuten zum dritten Mal von Startplatz eins ins Rennen (So., 14 Uhr im LIVE-TICKER) geht.

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"Es war ziemlich eng. Ich habe alles versucht, was ich konnte", sagte Vettel, dessen Teamkollege Mark Webber Dritter wurde: "Es war nicht genug. Aber wir sind dichter dran als in Silverstone. Wir haben Fortschritte gemacht und sind für morgen gut gewappnet."

Das Klassement des Qualifyings in der Übersicht

Unterdessen jubelte Hamilton nach der sechsten Mercedes-Pole der Saison, der 29. Seiner Karriere. "Das ist überwältigend. Wir hatten nach dem 1. Training nur noch Probleme. Das 2. und 3. Training waren desaströs", sagte der Engländer, der beim Abschlusstraining nur die siebtschnellste Zeit gefahren war: "Wir waren meilenweit weg, haben viele Veränderungen vorgenommen und gehofft, dass sie funktionieren."

Teamchef Brawn widerspricht Hamilton

Den Aussagen widersprach sein Teamchef Ross Brawn umgehend. "Wir haben nach dem letzten Training keine großen Änderungen vorgenommen, nur Feintuning", sagte der 58-Jährige, der mit einem weiteren Sieg liebäugelt: "Gestern waren wir auf dem Longrun sehr gut unterwegs. Ich hoffe, dass die Anpassungen am Setup nichts an dieser Tatsache ändern."

Bei den Stuttgartern herrscht vor dem zweiten Heimrennen hintereinander offenbar Uneinigkeit über die Bewertung der Leistungen. Der Polesetter befürchtete nach der Quali, dass Red Bull am Sonntag kontert: "Ihre Pace sieht auf Longruns sehr gut aus."

Taktikfehler! Rosberg nur Elfter

Während sich der Rennstall mit Hamilton freute, war Teamkollege Nico Rosberg schon lange verschwunden. Der 28-jährige Wiesbadener startet nur als Elfter. "Unglaublich, echt heftig. Das Team hat sich einfach verschätzt", sagte Rosberg direkt nach Q2 sichtlich enttäuscht: "Schlimmer geht es nicht mehr."

Weil die Strecke innerhalb weniger Minuten wesentlich schnellere Zeiten zuließ, rutschte Rosberg in der Box stehend im Klassement immer weiter nach unten, bis Kimi Räikkönen ihn schließlich aus den Top Ten verdrängte. "Ich kann es eigentlich noch gar nicht glauben, dass ich jetzt hier stehe", räumte der Deutsche ein, der die erste Startreihe fest eingeplant hatte.

Mercedes vermasselt Rosbergs Qualifying

Der Kommandostand gestand seinen Leichtsinn ein. "Es war ein großer Fehler. Wir dachten, dass wir auf der sicheren Seite wären", gab Teamchef Brawn zu, teilte den Schwarzen Peter jedoch auf: "Seine Runde war nicht ganz optimal - das kam noch hinzu."

Obwohl Mercedes für eine überragende Qualifying- und eine schwächere Rennpace bekannt ist, soll Rosberg noch weit nach vorn kommen. Grund sind die überarbeiteten Slicks, die Pirelli nach dem Silverstone-Desaster erstmals einsetzen darf. "Der Verschleiß ist jetzt besser", erklärte der 28-Jährige: "Die Reifen werden jetzt zu unserem Vorteil."

Ferrari pokert - oder nicht?

Nach dem Ausscheiden von Rosberg wurde Q3 zur Taktikschlacht. Die Ferrari-Piloten fuhren ihre schnellen Runden auf den härteren Medium-Slicks, um mit den Reifen am Sonntag starten zu dürfen. Sie sind zwar wesentlich langlebiger, aber auf eine Runde auch langsamer.

"Es geht um die Pace morgen und nicht um Reifen oder Strategie", erklärte Vizeweltmeister Fernando Alonso das vermeintliche Pokerspiel: "Wenn man schnell ist, ist man auf dem Podium oder gewinnt - egal mit welchem Reifen." Obwohl Ferrari auf den Kampf um die Bestzeit verzichtete, startet Felipe Massa immer noch von Position sieben ins Rennen, während Alonso nur Achter wurde.

Hülkenberg: "Da hat sich eine Tür geöffnet"

Die Scuderia profitierte dabei davon, dass Jenson Button im McLaren und Nico Hülkenberg keine Zeit fuhren, um die Reifen frei wählen zu können. "Morgen haben wir eine realistische Chance, auch um Punkte zu kämpfen. Der Longrun war sehr vielversprechend", sagte der deutsche Sauber-Pilot nach den zuletzt enttäuschenden Ergebnissen.

Sein Schweizer Team geht offenbar davon aus, im Rennen noch stärker zu sein. "Wir haben von gestern auf heute einiges gefunden am Auto und ein bisschen am Setup experimentiert. Da hat sich für uns eine Tür geöffnet", so Hülkenberg. Er startet als Zehnter, während Button Platz neun bekommt.

Lotus profitiert von Taktikspielen

Durch das Taktik-Spiel konnte sich der WM-Dritte Kimi Räikkönen mit der viertschnellsten Zeit qualifizieren. Sein Lotus-Teamkollege Romain Grosjean übernimmt Rang fünf und startet damit einen Platz vor Daniel Ricciardo im Toro Rosso. Dabei ist Lotus dafür bekannt, am Samstag Probleme zu haben, weil die Fahrer die Reifen nicht auf Betriebstemperatur bringen.

Re-LIVE: Das gesamte Qualifying zum Nachlesen

Dieses Hindernis trat am Nürburgring allerdings nicht auf. Der Asphalt bot mit fast 40 Grad Celsius die heißesten Bedingungen der bisherigen Saison. "Wir hätten wahrscheinlich auf Platz drei sein müssen", sagte Räikkönen später und beschwerte sich über Verkehr auf seiner Einführungsrunde. Eigentlich hätte der Iceman sich freuen sollen: Der vierte Platz ist sein bestes Quali-Resultat seit dem dritten WM-Lauf in China.

Weniger angenehm lief das Training für Adrian Sutil. "Das war wieder eine Runde ohne DRS", meldete der Gräfelfinger nach Q2 seinem Team. Am Ende reichte für ihn nur zu Startplatz 15, seinem schlechtesten in diesem Jahr.

Quali-Duelle: So steht es im teaminternen Wettkampf