Pirelli bringt in Deutschland neue Reifen

Von Alexander Maack
Lewis Hamilton war einer von vier Fahrern denen der linke Hinterreifen in Silverstone platze
© getty

Nach dem Reifendesaster beim Großen Preis von Großbritannien in Silverstone gibt Pirelli dem Druck der Teams nach. Schon am kommenden Wochenende auf dem Nürburgring setzt der Formel-1-Monopolist überarbeitete Reifen ein.

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Statt der Stahlkonstruktion wird in der Eifel der Kevlar-Gürtel an der Schulter der Reifen zum Einsatz kommen, den die Teams jüngst bereits beim Kanada-GP testeten. Damals lehnten Ferrari und Lotus eine Änderung der Konstruktion ab, durch die sich die Hinterreifen weniger stark erhitzen sollen.

Weil durch die Reifenplatzer am Sonntag in Silverstone die Gesundheit der Fahrer gefährdet war, haben mittlerweile auch die kritischen Teams ihre Bereitschaft zu Änderungen signalisiert. McLaren hatte gefordert, einfach wieder die Reifen des letzten Jahres zu verwenden. Allerdings stehen die Mischungen in der Kürze der Zeit nicht zur Verfügung.

Reifen von 2012 ab dem Ungarn-GP?

Dafür sollen die altbekannten Slicks angeblich schon beim Großen Preis von Ungarn vom 26. bis 28. Juni 2013 zum Einsatz kommen. Die Struktur von 2012 wird dann mit den Mischungen von 2013 kombiniert. In der Woche zuvor sollen die Reifen jedoch erst einmal beim dreitägigen Young Driver Test in Silverstone ausprobiert werden. Die Mehrzahl der Rennställe sprach sich dafür aus, hier die Stammfahrer einzusetzen.

Obwohl Mercedes nach dem Urteil wegen des illegalen Reifentests mit Pirelli nicht teilnehmen wird, steht das Team der Idee offen gegenüber. "Wenn das jetzt zu einem freien Test deklariert wird, muss man darüber nachdenken, was man dort machen darf. Wenn es ein reiner Reifentest ist, bin ich sofort dafür", sagte Motorsportdirektor Toto Wolff der "Sport Bild".

Beim Automobilweltverband FIA stieß die Anregung auf offene Ohren. Um sicherzustellen, dass die regulären Fahrer um Weltmeister Sebastian Vettel und seinen Ferrari-Rivalen Fernando Alonso wirklich nur Reifen und nicht neue Teile testen, werden nach "Autosport"-Informationen zusätzliche Regelwärter entsendet. Die Updates sollen weiter nur von unerfahrenen Nachwuchspiloten ausprobiert werden.

FIA ändert Young Driver Test und Reglement

"Unser Hauptaugenmerk liegt darauf, die Sicherheit aller in der Formel 1 zu gewährleisten", sagte FIA-Präsident Jean Todt in einer offiziellen Stellungnahme: "Deshalb haben wir die Entscheidung getroffen, den Young Driver Test zu ändern und den Teams den Einsatz von Fahrern zu ermöglichen, von denen sie glauben, dass sie Entwicklungsarbeit für die Reifen durchführen können."

Dafür soll Artikel 22 des sportlichen Reglements der Formel 1 umgehend geändert werden. Aktuell verbietet dieser Paragraph den Teams Testfahrten auf Rennstrecken mit erfahrenen Fahrern und dem aktuellen Auto während der Saison. Die FIA behielt sich zusätzlich vor, den Test um einen Tag zu verlängern.

Zudem soll die Beschränkung aufgehoben werden, dass Pirelli die eigenen Reifen nur verändern darf, wenn alle Teams einstimmig zustimmen. Mercedes ist mit den Neuerungen offenbar einverstanden und hat angekündigt, auf den Reifentest in Silverstone dennoch zu verzichten.

Pirelli absolviert weitere Testfahrten

Zusätzlich zum Test in Silverstone wird Pirelli außerdem zwei weitere Reifentests auf dem Circuit Paul Ricard im französischen Le Castellet und der Strecke in Barcelona durchführen. FIA-Präsident Todt will dem italienischen Reifenhersteller dabei weiter entgegenkommen.

Der Franzose hat nach "Autosport"-Informationen gegenüber Motorsportdirektor Paul Hembery angekündigt, dass bei diesen Testfahrten Autos aus dem Jahr 2013 eingesetzt werden dürfen, wenn dies aus Sicherheitsgründen nötig ist. "Das ist fantastisch. Es zeigt, dass wir alle aus den Erfahrungen gelernt haben und schlechte Entscheidungen nicht wiederholen", freute sich Hembery.

Damit sich das Chaos in der kommenden Saison nicht wiederholt, hat Pirelli zudem bereits angefragt, ob nach dem Saisonfinale in Brasilien ein zusätzlicher Test möglich ist. "Wir befinden uns noch in der Planungsphase, aber wir würden nicht jedes Team brauchen", verriet Hembery: "Wir könnten jedoch allen Teams, die fahren wollen, Reifen zur Verfügung stellen und hätten dennoch unterschiedliche Programme für die unterschiedlichen Teams."

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