Briatore fordert Kostenobergrenze

Von Alexander Marx
Flavio Briatore versteht den Motorenwechsel nicht. Die Formel 1 sei derzeit eng genug
© getty

Flavio Briatore spricht sich für eine Budgetobergrenze in der Formel 1 aus. Nur so könne gesichert bleiben, dass die Königsklasse weiterhin attraktiv bleibt.

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Die weltweite ökonomische Krise hat viele Unternehmen und Personen hart getroffen. Die Formel 1 blieb von ihr allerdings größtenteils verschont, glaubt Flavio Briatore beobachtet zu haben. Dennoch macht sich der Italiener, der als Benetton-Teamchef Michael Schumacher 1994 und 1995 zu dessen ersten beiden WM-Titeln führte, Sorgen um die Königsklasse. "Viele Teams haben Probleme: viele Teams! Um eine gesunde F1 zu haben, braucht man gesunde Teams", erklärte er in einem Interview mit dem Fachmagazin "F1 Racing".

Damit mehr Rennställe konkurrenzfähig werden, bedarf es Briatores Meinung nach einer Kostenbegrenzung. "Warum ist es nicht möglich, eine Budgetobergrenze zu haben? Die Top-Teams haben bereits eine unfassbare Menge Geld. Und dann reden sie über 170 Leute, die sich um die Aerodynamik kümmern. Es ist nicht die Fahrerweltmeisterschaft, es ist die Windtunnelweltmeisterschaft", unterstreicht der 63-Jährige seine Meinung. "Ok, das Einkommen eines Teams ist sehr wichtig. Aber egal, wie viel Geld sie bekommen, sie geben es aus. Es macht keinen Unterschied."

Obergrenze von 120 bis 150 Millionen Euro

Briatore hält eine Obergrenze für Top-Teams in Höhe von 120 bis 150 Millionen Euro pro Jahr für angebracht. Profit zu erwirtschaften wäre so möglich, was dann eventuell auch Hersteller wie Honda motivieren würde, in die Königsklasse zurückzukehren, hofft er.

Bei der momentanen finanziellen Ungleichbehandlung und den unterschiedlichen finanziellen Voraussetzungen der Rennställe müsse man schon "komplett bescheuert sein", um in die Formel 1 einzusteigen, so der Italiener. "Warum 60 bis 70 Millionen Pfund ausgeben, nur um jedes Mal Letzter zu sein?"

Pay-Driver ein weiteres Problem

Die letzten Einsteiger in die Königsklasse waren Caterham und Marussia. Doch während Teams wie Red Bull, Ferrari und Mercedes aus dem Vollen schöpfen können und dementsprechend dominieren, schleichen Caterham und Marussia stets hinterher. Hoffnung auf Besserung gleich Null.

"Das aktuelle Problem der Formel 1 ist, dass drei oder vier Teams ihre Fahrer bezahlen und beim Rest ist es so, dass der Fahrer bezahlt, um zu fahren", spricht Briatore eine weitere Schwachstelle im derzeitigen F1-Zirkus an. Dadurch, dass viele Rennställe auf Pay-Driver zurückgreifen müssten, um an den Start gehen zu können, seien nicht mehr die besten Fahrer im Feld vertreten. "Wir haben schon oft darüber geredet und das Problem ist das gleiche: Die Unterhaltungskosten für ein Team sind astronomisch."

Kein Verständnis für Einführung neuer Motoren

Wenig Sinn sieht der ehemalige Renault-Teamchef im neuen Motorenreglement für 2014. Dann müssen die Autos von V6-Turbo-Motoren befeuert werden statt wie bisher von V8-Aggregaten.

"Die F1 ist gerade unfassbar eng und wettbewerbsfähig. Warum brauchen wir eine Änderung bei den Motoren? ", erklärte Briatore. "Den Motor zu wechseln, ist total irrsinnig. Es ist nichts verkehrt mit dem Motor, den wir gerade haben."

Das Argument, dass die Formel 1 auch immer als Vorbild für die Entwicklung von Straßenautos gelten solle, kann der Italiener nicht nachvollziehen: "Die Zuschauer interessieren Straßenautos nicht. Sie wollen die Fahrer sehen und ihre Zweikämpfe. Als wir eine Meisterschaft gewannen, hat keiner danach gefragt, wie viele Zylinder wir hatten. Alles, über was sie reden wollten, war das Rennen."

Briatore wurde im September 2009 vom Automobilweltverband FIA mit einer Formel-1-Sperre belegt, weil er beim Singapur-Grand-Prix im Jahr zuvor einen Unfall seines Fahrers Nelson Piquet jr. angeordnet und dadurch das Rennen manipuliert haben soll. Die Sperre wurde im Januar 2010 allerdings von einem französischen Gericht wieder aufgehoben. Eine Rückkehr in die Königsklasse kann sich der 63-jährige Geschäftsmann dennoch nicht vorstellen.

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