Vettel in beängstigender Frühform

Von Christoph Köckeis
Weltmeister Sebastian Vettel und Red Bull befinden sich bereits in ansprechender Verfassung
© Getty

Nach 72 Tagen dröhnten in der Formel 1 endlich wieder die Motoren. Bei den viertägigen Testfahrten in Jerez probten die Teams erstmals den Ernstfall. Die Karten blieben jedoch verdeckt. Über die Kräfteverhältnisse lässt sich lediglich spekulieren. SPOX versucht die Auftritte einzuordnen.

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Red Bull: 371 Runden - Bestzeit: 1:18,565 Minuten (4. Sebastian Vettel)

Das Projekt Titelverteidigung startete für Sebastian Vettel verspätet: An den ersten beiden Tagen ließ er Mark Webber den Vortritt. Am Donnerstag übernahm der Weltmeister schließlich das Lenkrad. Mit über 1.600 Kilometer gehörten die Bullen zu den Arbeitstieren. Wie ein Gros vernachlässigte man dabei die Stoppuhr. Dennoch stimmte ein Blick darauf höchst zufrieden.

Im Renntrimm sahen die Piloten verheißungsvoll aus, glänzten mit konstant niedrigen Zeiten. Rechtzeitig zum Premieren-Einsatz Vettels lieferte die Fabrik in Milton Keynes neue Teile. Optisch war nichts zu erkennen, es handelte sich um Adaptionen unter dem Chassis. Jedenfalls spürte der Heppenheimer einen positiven Trend bezüglich Downforce. Und der RB9 ist zuverlässig.

Sebastian Vettel: "Für mich war es wichtig, den Rost runterzufahren, sich einzugrooven und an die Reifen zu gewöhnen. Von außen sieht das Auto nicht so viel anders aus, das meiste ist unter der Haube. Ich glaube, es ist ein Schritt nach vorne."

Mark Webber: "Wie Designer Adrian Newey beim Launch gesagt hat, gibt es keine großen Überraschungen. Was die Konstanz betrifft, lief es großartig. Hier und da hätte ich einen raushauen können. Das Auto vermittelt mir das Gefühl, richtig angreifen zu können."

Der Fahrplan bis zum Saisonstart

Ferrari: 277 Runden - Bestzeit: 1:17,879 Minuten (1. Felipe Massa)

Vor einem Jahr war der Zustand alarmierend. Ferrari drohte in die Belanglosigkeit abzurutschen. Zurück in Jerez zertrümmerte Felipe Massa mit leeren Tanks in 1:17,879 Minuten die Konkurrenz. Es liegt nahe, dass man Präsident Luca di Montezemolo und die Tifosi ruhig stellen wollte. In Abwesenheit Fernando Alonsos, der sich eine schöpferische Pause gönnte, mahnte Massa vor Euphorie.

Bei der Bestzeit wurden weiche Reifen aufgezogen, der Unterschied zu der Medium-Version beträgt dem Brasilianer zufolge eine Sekunde. Trotz verbesserter Straßenlage scheint man gegenüber Red Bull im Hintertreffen. Zudem bereitet das schmalere Heck noch Sorgen. Unter der Haube wird es zu heiß, zum Abschluss löste das Getriebe von Pedro de la Rosa ein kleines Lagerfeuer aus.

Felipe Massa: "Es ist im Gegensatz zum vergangenen Jahr ein berechenbares Auto. Eines, bei dem das Heck auf der Straße klebt. Und eines, das sofort ordentlich ausbalanciert war. Die Zeit ist nur Kosmetik. Aber ich glaube, wir haben die Richtung gefunden. Ob sie richtig ist, werden wir sehen."

Pedro de la Rosa: "Ich habe mein Leben lang davon geträumt, im Ferrari zu sitzen. Die Balance passt. Er reagiert gut auf Setup-Änderungen. Wir müssen natürlich noch viel über die Reifen lernen."

Die Testzeiten im Überblick

McLaren: 299 Runden - Bestzeit: 1:18,861 Minuten (8. Jenson Button)

Fünf Stunden wartete Jenson Button zähneknirschend in der Box. Lediglich drei Umläufe schaffte sein MP4-28, ehe die Benzinpumpe streikte. Umso erstaunlicher kam die Bestzeit zum Ende des Auftakts - auf ziemlich schmutziger Fahrbahn. Red Bull und Ferrari werteten diese als Ausrufezeichen. Der Brite relativierte, fokussierte sich auf die innovative Pullrod-Aufhängung.

Für Teamküken Sergio Perez ging es darum, sein Umfeld erstmals an der Strecke kennenzulernen. Der 23-Jährige konnte ein Gefühl für die Arbeitsweise der Mechaniker entwickeln, durch konträre Setup-Einstellungen den Boliden verstehen. Keine Umstände bereiteten die weicheren Pirelli-Mischung. Reifenflüsterer Button lobte das Arbeitsfenster, kommt McLaren doch der "knifflige Abbau" entgegen.

Jenson Button: "Wir haben die Aerodynamik getestet, sind unterschiedliche Bodenfreiheiten und Anstellungen gefahren. Ein großer Einschnitt musste her, der uns bei der Weiterentwicklung mehr Freiheiten gibt. Wir haben ein neues Aufhängungskonzept. Es passt noch nicht alles, ist aber lösbar."

Sergio Perez: "Die Aerodynamik funktioniert, der mechanische Grip ist exzellent. Aber ich muss noch lernen, wie ich das Maximum heraushole. Ich kann meine Erfahrungen von früher nicht übertragen."

Seite 2: Lotus, Mercedes, Sauber und Force India

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