Vettel in beängstigender Frühform

Von Christoph Köckeis
Weltmeister Sebastian Vettel und Red Bull befinden sich bereits in ansprechender Verfassung
© Getty
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Lotus: 272 Runden - Bestzeit: 1:18,148 Minuten (2. Kimi Räikkönen)

Manch Beobachter fühlt sich an das Vorjahr erinnert: Damals avancierte Lotus im Winter zum Geheimtipp. Und bestätigte diese Einschätzung später. Heuer ist der Tipp weniger geheim, dafür noch heißer. Der E21 hält, was die Evolution seines erfolgreichen Vorgängers verspricht: Er ist auf Anhieb schnell. Romain Grosjean sprach nach wenigen Kilometern von einem Fortschritt.

Der Franzose überzeugte am Mittwoch mit 1:18,218, tags zuvor reihte er sich auf Rang drei ein. Abschließend durfte Kimi Räikkönen einsteigen. Der Iceman hielt sich im Kampf um Sekunden bedeckt, mitunter wegen Kupplungs-Problemen, die ihn über beide Einheiten begleiteten. Einzig Marussia verweilte daher häufiger in der Box.

Kimi Räikkönen: "Das Auto fühlt sich stark an und es sieht so aus, als hätte wir eine Ahnung davon, wohin die Reise mit unseren Verbesserungen geht."

Romain Grosjean: "Hinter dem Lenkrad fühlt er sich an wie der E20. Es dauerte nicht lange und ich war auf Tempo. Es ist gut, dass wir in diesem Jahr auch auf den Coanda-Auspuff vertrauen."

Der Fahrplan bis zum Saisonstart

Mercedes: 322 Runden - Bestzeit: 1:18,766 (7. Nico Rosberg)

29 Runden drehte der neue F1 W04 an zwei Testtagen - eine missratene Premiere. Erst bescherte Nico Rosberg die Elektronik einen frühen Feierabend. Schließlich krachte Lewis Hamilton ungebremst in die Reifenstapel. Die umgestaltete Hinterachse scheuerte die Bremsleitung wund. Um keinen weiteren Abflug zu provozieren, erklärte Ross Brawn den Mittwoch für beendet.

Danach schrubbten die Silberpfeile jede Menge Kilometer und präsentierten dabei die angekündigte Frontflügel-Kreation. Mit fünf Elementen möchte man dem leidigen Untersteuern in schnelleren Kurven entgegenwirken. Positiv: Vom Speed gelang ein Fortschritt. Beide Piloten knallten ansprechende Zeiten auf den Asphalt. Neuzugang Hamilton bemängelte noch Defizite in puncto Aerodynamik.

Lewis Hamilton: "Ich hatte ein gutes Verständnis zur Basis. Wir brauchen definitiv mehr Abtrieb. Der McLaren hatte unglaublich viel, unser Auto ist noch nicht auf diesem Stand."

Nico Rosberg: "Dieses Auto ist ein großer Sprung zum letzten Jahr. Es war gut ausbalanciert. Ich konnte auf Anhieb attackieren, musste mich gar nicht eingewöhnen."

Sauber: 429 Runden - Bestzeit: 1:18,669 (5. Esteban Gutierrez)

Bei der Präsentation des C32 staunte die Königsklasse nicht schlecht. Niemand konstruierte sein Heck aggressiver. Niemand näherte sich der Grenze des Möglichen derart extrem. Zu groß war die Gefahr überhitzter Motoren oder Elektronik. Bei Sauber ging man bewusst das Risiko - und wurde belohnt. In den Highspeed-Kurven klebt der Wagen förmlich auf der Strecke.

Nico Hülkenberg und Esteban Gutierrez profitieren davon, bauten schnell Vertrauen auf. Nur beim Einlenken wirkt das Hinterteil etwas nervös. In Anbetracht der erstaunlichen - nicht zu erwartenden - Zuverlässigkeit zu vernachlässigen. Wie ein Schweizer Uhrwerk lief er. Mit 1.900 Kilometern war man das fleißigste Team in Jerez.

Nico Hülkenberg: "Es ist aber unmöglich zu sagen, ob man ein Siegerauto hat oder nicht. Ich war noch nie in der Situation, dass ich nach einem Test sagen konnte, dass das Auto siegen wird. Wir haben eine gute Grundlage, alles funktioniert, wie die Aerodynamiker und Ingenieure es planten."

Esteban Gutierrez: "Es war interessant für mich, weil ich in der Lage war, sehr unterschiedliche Dinge zu spüren und meinen Fahrstil der jeweiligen Situation anzupassen"

Die Testzeiten im Überblick

Force India: 357 Runden - Bestzeit: 1:18,175 (3. Jules Bianchi)

Wer übernimmt das Cockpit neben Paul di Resta? Seit Monaten ist die Fahrer-Frage bei Force India ungeklärt: Lange wurde Adrian Sutil gehandelt, doch die Zeichen standen selten aussichtsloser. In Jerez bekamen andere den Vorzug. James Rossiter, eigentlich Simulator-Tester, erregte donnerstags Aufmerksamkeit: Er mähte in der Box einen Mechaniker um.

Indes zeichnete sich Jules Bianchi für die Bestzeit verantwortlich. Ob der unerfahrenen Kollegen deckte Di Resta die Basisarbeit ab. Runde um Runde fuhr der "Alleinunterhalter" und bescherte den Ingenieuren eine Datenflut. Über die Longruns zeigte sich Force India erfreut, auch das Handling des VJM06 entspricht den Vorstellungen.

Paul di Resta: "Wir konnten unser Programm vollständig durchziehen und sehr viele Informationen sammeln. In langsamen und schnellen Passagen unterscheidet sich die Balance."

Seite 3: Williams, Toro Rosso, Caterham und Marussia

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