Sebastian Vettel gewinnt das Rennen in Suzuka

Von SPOX
Sebastian Vettel hat das Rennen in Suzuka 2012 im Red Bull gewonnen
© Getty

Sebastian Vettel gewinnt den Japan-GP in Suzuka vor Felipe Massa im Ferrari und Lokalmatador Kamui Kobayashi im Sauber. Der Weltmeister profitiert zudem vom Missgeschick des WM-Führenden Fernando Alonso, der sich am Start selbst aus dem Rennen nimmt.

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"Es ist traurig, wenn du nicht einmal über die erste Kurve hinauskommst", sagt Alonso: "Kimi berührte mich leicht am Hinterreifen. Ich fing mir einen Plattfuß ein und konnte nicht weitermachen. Sehr schade."

Der angesprochene Kimi Räikkönen verteidigte sich prompt nach dem Rennen: "Ich war auf der linken Seite, schon die ganzeZeit nach dem Start. Er zog immer mehr nach links. Ich zog auch so weit es ging nach links, aber irgendwann hatte ich keinen Platz mehr. Sie kamen alle auf meine Seite. Da war mein Frontflügel. Ich konnte nirgends mehr hin."

Der Startunfall brachte das Feld gehörig durcheinander, sodass einige Fahrer sich stark verbessern konnten. Timo Glock war im Marussia zwischenzeitlich sogar Zwölfter. Lediglich Kobayashi und Vettel konnten vollkommen unbeeindruckt durch die erste Kurve fahren.

Vettel zieht mit Fangio gleich

"Ich bin super glücklich mit dem heutigen Ergebnis. Es war seit gestern Nachmittag einfach perfekt. Das gesamte Wochenende - viel besser kann es gar nicht laufen", sagte Vettel sichtlich erfreut über seinen 24. GP-Sieg, durch den er mit Juan Manuel Fangio gleichzog.

Vettel weiter: "Wenn man sich nachts hinlegt, um zu schlafen und vom nächsten Tag zu träumen, ist es genau das, was man sich wünscht. Genau wie ein Auto zu haben, wo man jede Runde noch einen drauflegen kann."

Das Drauflegen funktionierte einwandfrei: Vettel fuhr einen souveränen Start-Ziel-Sieg ein, bei dem er in den letzten Runden das Tempo nochmals erhöhen konnte und so kurz vor Schluss die Schnellste Rennrunde aufstellte, ohne dass dies nötig gewesen wäre.

Webber: "Vielleicht braucht Grosjean mal wieder einen Urlaub"

Vettels Teamkollege Mark Webber wurde am Start von Romain Grosjean im Lotus von der Strecke gedreht. "Ich war beim Start sehr vorsichtig und bin auf meiner Linie geblieben", verteidigte sich der Franzose Grosjean nach dem Rennen: "Ich wollte Kontakt mit Perez vermeiden, der links neben mir war. Ich habe mich darauf konzentriert. Dabei habe ich den Geschwindigkeitsüberschuss im Vergleich zu Mark unterschätzt."

Der australische Red-Bull-Pilot war dementsprechend mehr als angefressen. "Er versucht einfach immer wieder, so schnell wie möglich zur ersten Kurve zu kommen. Es muss sich jetzt an seine eigene Nase fassen. Es war komplett sein Fehler", kritisierte Webber: "Wie oft kannst du es dir erlauben, denselben Fehler zu machen? Vielleicht braucht er mal wieder einen Urlaub."

Derweil freute sich Sauber-Pilot Kobayashi über das Ergebnis bei seinem Heim-GP: "Meinen ersten Podestplatz hier in Japan zu erringen, ist fantastisch!" Er ist der dritte Japaner nach Aguri Suzuki und Takuma Sato, dem dieses Kunststück gelang.

Jenson Button kam im McLaren schließlich auf Platz vier ins Ziel, nachdem er als Achter gestartet war. Sein Teamkollege Lewis Hamilton komplettierte als Fünfter das gute Rennen des englischen Teams.

Hülkenberg in den Punkten

Niko Hülkenberg wurde als zweitbester Deutscher im Force India Siebter und konnte sein Glück kaum fassen. "Wenn man mir vor dem Rennen gesagt hätte, dass ich als Siebter ins Ziel kommen würde, dann hätte ich das sofort angenommen", so Hülkenberg. "Ich bin mit dem heutigen Ergebnis also sehr glücklich. Ich habe einen großartigen Start hingelegt, kam vor einige Autos und war in der Lage, mich aus dem Durcheinander in der ersten Kurve rauszuhalten."

Michael Schumacher kam im Mercedes immerhin als als Elfter ins Ziel. Er scheiterte mit 0,8 Sekunden Rückstand auf Daniel Ricciardo daran, seinen Mercedes AMG vom Vorletzten Startplatz noch in die Punkte zu fahren. "Ich war deutlich schneller", stellte Schumacher fest. "Mir fehlte es aber an den wichtigen Teilen der Strecke, an denen man überholen kann. Wir waren auf den Geraden zu langsam." Immer wieder stieß der Mercedes-Motor am Ende der schnellen Streckenabschnitte an den Drehzahlbegrenzer. Das Getriebe war also zu kurz übersetzt.

Den Startunfall erlebte der Rekordweltmeister nur aus der Distanz. "Da ich von dem ganzen Geschehen sehr weit weg war, habe ich nur eine Staubwolke gesehen. Fernando standauf einmal quer. Dann rollte mir mein Teamkollege noch beinahe in mein Auto. Ich dachte mir: 'Okay, ein paar Kollegen sind damit schon erledigt' und hoffte, dass es dadurch einfacher wäre, in die Punkte zu fahren."

Schumachers Teamkollege Nico Rosberg schied schon nach dem Start aus, weil ihn Bruno Senna am Ende der ersten Kurve von der Strecke räumte.

Schlüsselszenen des Rennens:

Vor dem Start: Gute Ausgangslage für Vettel: Er steht beim Start ganz vorne, während seine WM-Konkurrenten Alonso, Hamilton und Räikkönen während des Qualifyings Probleme hatten.

Nach seinem Singapur-Crash startet Schumacher nur vom vorletzten Startplatz, weil er zehn Plätze zurückverstetzt wurde. Auch Button und Hülkenberg mussten fünf Plätze nach hinten weichen, weil sie das Getriebe wechseln lassen mussten.

LIVE-TICKER: Das ganze Japan-Rennen zum Nachlesen

Start: Ungewöhnlich spektakulärer Auftakt in Suzuka: Vettel kommt gut weg und hält P1. Webber verpatzt den Start, wird von Kobayashi überholt und steht plötzlich auf dem Gras, nachdem Grosjean ihn angeschoben hat. Der Franzose bekommt dafür anschließend eine Stop-and-Go-Strafe.

Alonso fliegt derweil nach einer Kollision mit Räikkönen ins Kiesbett, weil er dem Finnen im Lotus keinen Platz lässt und sich an dessen Frontflügel den linken Hinterreifen aufschlitzt.

Der Ferrari steht quer und dreht sich wieder auf die Strecke. Glücklicherweise kommen alle anderen am Ferrari vorbei. Am Kurvenausgang kollidiert Rosberg zudem mit Senna und stellt seinen Mercedes ab.

3. Runde: Perez versucht Räikkönen in Kurve eins außen zu überholen, doch der Finne blockt. Perez weicht auf den Spalt außerhalb der Strecke aus.

7. Runde: Hamilton und Button haben durch den Start gewonnen: Button ist Dritter, Hamilton Sechster. Der künftige Mercedes-Pilot wird aber mit einem starken Überholmanöver von seinem Nachfolger Perez vor der Haarnadel mit blockierenden Reifen überholt. Derweil versagt bei Schumacher die Technik: Mercedes sieht keine Telemetrie-Daten.

8. Runde: Grosjean fährt zur Drive-Through-Strafe durch die Box.

14. Runde: Die Boxenstops beginnen: Hülkenberg, Räikkönen und Button kommen zuerst zum Reifenwechsel und wechseln alle auf harte Pneus.

18. Runde: Button funkt trotz Getriebewechsels, dass er Probleme beim Schalten hat. Der Brite hat sich von Startplatz neun auf Position vier vorgefahren. Trotz der Probleme fährt er gleich darauf eine neue Schnellste Runde.

19. Runde: Perez versucht Hamilton in der Haarnadel außen zu überholen, hat aber zu viel Speed und verliert das Heck. Der Mexikaner stellt seinen Sauber im Kiesbett ab.

21. Runde: Senna bekommt eine Durchfahrtsstrafe. Er war an der Kollision mit Rosberg am Start Schuld.

27. Runde: Schumacher überholt di Resta in der ersten Kurve und arbeitet sich damit auf Platz elf vor.

32. Runde: Hamilton kommt aus der Box, Räikkönen rauscht von hinten heran. Der McLaren-Fahrer blockt die Innenlinie und Räikkönen bleibt auf der Außenbahn. Glück gehabt!

41. Runde: Senna überholt Grosjean mit einem starken Manöver außen in Turn 15, der schnellsten Kurve des Formel-1-Jahres.

46. Runde: Button bekommt von seinem Team die volle Leistung freigegeben. Er soll Kobayashi, der hinter Massa auf Rang drei liegt noch abfangen.

50. Runde: Petrow kommt zur Durchfahrtsstrafe in die Box, weil er die Blauen Flaggen ignorierte.

52. Runde: Vettel haut kurz vor Schluss nochmal die Schnellste Rennrunde raus. Ob sein Team über das Risiko erfreut ist?

53. Runde: Grosjean kommt in die Box und stellt sein Auto ab. Damit könnte Lotus in Korea ein neues Getriebe einbauen.

Ziel: Vettel sieht als Erster die karierte Flagge. Massa kommt als Zweiter über die Linie und steht damit erstmals seit dem Korea-GP 2010 auf dem Podium. Das Podium komplettiert Kobayashi bei seinem Heim-GP. Der Japaner rettet 0,5 Sekunden Vorsprung vor Button ins Ziel.

Mann des Rennens: Sebastian Vettel. Der Heppenheimer profitiert wie Räikkönen und Hamilton vom Ausscheiden Alonsos. Durch den Sieg verkleinert Vettel seinen Rückstand in der Fahrer-WM auf vier Punkte. Zudem ist sein Red Bull aktuell zusammen mit den McLaren das schnellste Auto im Feld, auch weil das Team die Topspeed-Werte durch ein neues DRS-System signifikant verbessert hat. Dass Vettel kurz vor Rennende das Tempo wieder erhöhte und noch schnell die Schnellste Rundenzeit fuhr ohne in Bedrängnis zu sein, beweist die Topform, die Vettel derzeit erreicht hat.

Flop des Rennens: Romain Grosjean. Er kann es nicht lassen: Der Lotus-Pilot schiebt direkt nach dem Start Webber an, der auf Platz drei lag. Webber steht neben der Strecke, muss in die Box und verliert sämtliche Podiumschancen. Doch am meisten hat Grosjean sich mit dem Manöver selbst geschadet. Zuerst holt er eine neue Nase für seinen Lotus, dann muss er zu Stop-and-Go-Strafe in die Box. Der vierte Startplatz resultiert in einem 19. Platz am Ende des Rennens.

Analyse: Vor dem Rennen hatte Alonso noch alle Trümpfe für den Kampf um die Weltmeisterschaft selbst in der Hand. Dann machte er den entscheidenden Fehler, als er Räikkönen fast von der Strecke drängt und somit selbst für sein Ausscheiden sorgt.

Jetzt muss der Spanier darauf hoffen, dass das für den Korea-GP angekündigte Upgrade den Ferrari wieder zu einem Siegerauto macht, weil Vettel sont im Red Bull auch in den nächsten Rennen mehr Punkte holen wird.

Den souveränen Sieg hat sich Vettel verdient. Er dominierte den Samstag und ließ auch im Rennen keinen Zweifel daran, dass der Red Bull auf Strecken mit hohen Anforderungen an die Aerodynamik noch immer das Maß der Dinge ist. Doch auch Räikkönen und Hamilton profititeren vom Missgeschick Alonsos und bleiben mit ihren Punktgewinnen weiter im Rennen um die Weltmeisterschaft.

Vor allem Hamilton und Button bewiesen nach dem schwachen Qualifying wieder, dass sie die Pace der Red Bull im Rennen mitgehen können.

Der aktuelle Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM