Chavez-Fan auf nationaler Mission

Von Alexander Mey
Familienmensch Pastor Maldonado (r.) feiert u.a. mit Vater (3.v.r.) und Freundin Gabriella (2.v.r.)
© Getty

Pastor Maldonado war am Freitag noch niemand, jetzt ist er die neue F-1-Sensation. In der Heimat ist er schon lange ein Held und enger Vertrauter von Präsident Hugo Chavez.

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Das Bild hat Venezuelas Präsident Hugo Chavez sicher gefallen. Kaum war Pastor Maldonado durch seinen sensationellen Sieg beim Spanien-GP zu einem sportlichen Helden geworden, avancierte er auch noch zum Helden im richtigen Leben.

Als Feuer in der Garage seines Williams-Teams ausbrach, trug Maldonado seinen am Fuß verletzten zwölfjährigen Cousin eigenhändig aus der Gefahrenzone und bewahrte ihn womöglich vor Verletzungen.

Maldonado: "Speziellen Dank an Präsident Chavez"

Es passte zu einem Tag, den Maldonado und sein Land wohl nie vergessen werden. "Viva Pastor! Lang lebe Chavez", twitterte Venezuelas Kommunikationsminister Andres Izarra.

Maldonado selbst wusste, bei wem er sich zu bedanken hatte, und twitterte seinerseits: "Speziellen Dank an Präsident Chavez, dass er diesen historischen Tag für Venezuela möglich gemacht hat. Heute ist ein besonderer Tag für Williams, für Venezuela, für Lateinamerika."

So viel Pathos mag uns Deutschen befremdlich vorkommen, aber Maldonado ist eben nicht nur irgendein Rennfahrer aus Venezuela. Er ist der erste GP-Sieger seines Landes, die personifizierte Erfüllung einer nationalen Mission.

Glühender Verehrer von Chavez

Seit 2005 unterstützt Chavez mit Ölmillionen des staatlichen Konzerns PDVSA nicht nur Maldonado, sondern einige hoffnungsvolle Rennfahrer. Aber Maldonado ist natürlich das Aushängeschild, mit ihm lässt sich glänzend für Venezuela und die sozialistische Politik von Chavez werben.

Denn Maldonado ist ein glühender Verehrer von Chavez und seiner Idee, daraus macht er keinen Hehl. Der 27-Jährige ist sogar selbst politisch aktiv. 2005 hat er eine Stiftung zur Unterstützung von Kindern aus armen Familien ins Leben gerufen - mit damals gerade mal 20 Jahren.

35 Ölmillionen Euro für Formel-1-Einstieg

"Für den Sport ist es sehr wichtig, dass er vom Staat unterstützt wird. Und unser Land hat den Willen, in seine Talente zu investieren", sagte Maldonado. Im konkreten Fall des Formel-1-Einstiegs von Maldonado reden wir von umgerechnet 35 Millionen Euro.

Eine Investition, die nicht jeder in Venezuela gut hieß. "Ich kann die Freude über den Sieg von Maldonado nicht teilen. Ist es etwa fair, 45 Millionen US-Dollar für Sponsoring auszugeben? Wir haben in Venezuela Tausende Kinder, die weder etwas zu essen haben noch Kleider oder Schuhe besitzen", gab die ehemalige venezolanische Präsidentschaftskandidatin Maria Corina Machado zu bedenken.

Williams gibt zu: Maldonado kam wegen des Geldes

Die hohe Summe war nötig, um vor der Saison 2011 Nico Hülkenberg aus dem Cockpit bei Williams zu verdrängen. Ausgerechnet den Hülkenberg, der im letzten Rennen 2010 das unterlegene Auto auf die Pole-Position gestellt und Maldonado im direkten Duell in der GP2-Saison 2009 haushoch besiegt hatte.

"Er hat das Cockpit damals wegen der Sponsorengelder bekommen, das will ich gar nicht leugnen", gab Teamchef Frank Williams rückblickend zu. "Aber wenn er nichts gekonnt hätte, hätte er den Job nicht bekommen, egal, wie viel Geld er mitgebracht hätte. Er hat in der GP2 einen sehr guten Job gemacht und verdient seinen Platz in der Formel 1 voll und ganz."

2005: Maldonado überfährt Streckenposten

Nicht jeder hat das vor diesem Wochenende in Barcelona geglaubt. Schnell war der GP2-Champion von 2010 schon immer, aber immer wieder stand ihm sein Temperament im Weg. Er war oft schnell, machte aber auch oft unerklärliche Fehler.

Den schlimmsten beging er 2005, als er im Monaco-Rennen der Renault World Series Gelbe Flaggen missachtete und bei einem Überholversuch einen Streckenposten überfuhr und schwer verletzte. Dieser tragische Zwischenfall, für den er vier Rennen gesperrt wurde, machte Maldonado lange zu schaffen.

Schwieriges Formel-1-Debüt

Mittlerweile ist er aber abgehakt. Ebenso wie das harte Debütjahr in der Formel 1. Maldonado hatte im unglaublich schlechten Williams-Boliden nicht den Funken einer Chance und konnte nur versuchen, Teamkollege Rubens Barrichello zu schlagen. Das ist ihm häufig genug gelungen, um den Veteranen aus dem Team zu verdrängen.

Nun ist er derjenige, der die Früchte der harten Arbeit über den Winter erntet. Maldonado hat gelernt, auch mal ein Rennen ohne Fehler zu Ende zu fahren und so aus seinem Speed Kapital zu schlagen.

"Extrem gut, ein intuitiver Fahrer"

Zum Saisonauftakt in Australien war ihm genau das noch nicht gelungen. Auf der Jagd nach Fernando Alonso kam er in der letzten Runde aufs Gras und knallte heftig in die Mauer. Er warf damals wertvolle WM-Punkte weg. Diesmal machte er es gegen den gleichen Gegner deutlich besser.

"Er ist extrem gut, ein sehr intuitiver Fahrer", urteilte Williams-Fahrer-Berater Alexander Wurz. "Ich habe ihm nur geraten, etwas weniger aggressiv am Lenkrad zu drehen."

Beherzigt er diesen Rat auch im weiteren Saisonverlauf, könnte der Wunsch, den er nach seinem Sieg in Barcelona äußerte, tatsächlich in Erfüllung gehen: "Weitere Siege und Podestplätze erringen."

Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM