Schweigen im Fahrerlager bringt Kritik ein

SID
Die Fahrer wollen sich zu der brisanten Situation im Wüstenstaat Bahrain nicht äußern
© Getty

Das Schweigen im Fahrerlager bringt Weltmeister Sebastian Vettel und seinen Kollegen immer mehr Kritik ein. "Ich hoffe, dass die Fahrer, die nicht darüber sprechen wollen, was hier passiert, eines Tages ihre Meinung ändern werden", sagte Zainab Al-Khawaja im Interview der englischen Zeitung "The Independent".

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Die Tochter eines inhaftierten Oppositionsführers hofft, "dass dann vielleicht ihre Kinder fragen werden, warum sie in einem Land Rennen gefahren sind, in dem die Regierung Menschen verhaftet und foltert".

Ihr Vater war im vergangenen Jahr nach dem Ausbruch der Proteste verhaftet und zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Abdulhadi Al-Khawaja befindet sich seit mehr als zwei Monaten im Hungerstreik und hat es in den vergangenen 24 Stunden auch abgelehnt, etwas zu trinken. Ihr Vater wünsche sich, dass sein Tod nicht zu erneuten Ausschreitungen und Gewalt führt, sagte Al-Khawaja.

Sport steht im Mittelpunkt

Die hoch bezahlten Formel-1-Fahrer hatten sich selbst einen Maulkorb verpasst und sich zu der brisanten Situation in dem Wüstenstaat nicht äußern wollen. Im Fahrerlager hieß es zumeist einhellig, dass der Sport im Mittelpunkt stehe.

Vettel hatte zwar eine Meinung, doch der 24-Jährige sorgte mit seiner Aussage, er habe noch niemanden Bomben werfen sehen und es sei sicher alles nicht ganz so schlimm, wie es geschrieben werde, zumindest für Irritationen.

Dafür sprachen wieder die Menschen auf den Straßen der Hauptstadt Manama. Am Freitag kam es rund um das freie Training zu teilweise schweren Auseinandersetzungen. Bei einer von der Regierung erlaubten Protestaktion gegen die Austragung des Rennens auf einer Autobahn geriet eine Gruppe Demonstranten mit der Polizei aneinander.

Auch am Samstag Proteste

Die Ordnungshüter reagierten mit Schockgranaten und Tränengas. Auch für den Samstag kündigten die Oppositionellen weitere Proteste an.

Wie die größte schiitisch-islamistische Oppositionsgruppe Al Wifaq mitteilte, habe es in dem schiitischen Dorf Shakhura nahe der Hauptstadt Manama nun auch ein erstes Todesopfer am Formel-1-Wochenende gegeben.

Zuvor hatte Kronprinz Salman bin Hamad Al Chalifa erklärt, dass das Rennen trotz aller Demonstrationen am Sonntag stattfinden solle. Das Land habe "echte Probleme", eine Absage würde aber nur "Extremisten stärken", sagte der Kronprinz. Auch Promoter Bernie Ecclestone sah von einer Absage ab, da dies sowieso nur die Regierung könne.

Amnesty-Bericht veraltet?

Etwas seltsam mutet in diesem Zusammenhang eine Mitteilung des Ministeriums für Menschenrechte und Soziale Entwicklungen in Bahrain an. Das Ministerium hat einen Bericht von Amnesty International über die Situation in dem Wüstenstaat als veraltet abgetan.

Der Bericht spiegele die Realität in Bahrain nicht wider und berücksichtige auch die neuesten Entwicklungen nicht, hieß es in der Mitteilung.

Amnesty International hatte im Vorfeld des Rennens die Austragung kritisiert. "Die Durchführung des Rennens am Sonntag "wirkt wie die Botschaft, dass in Bahrain alles in Ordnung ist. Das ist es aber keinesfalls. Dieses Signal ist falsch", sagte Deutschland-Chef Wolfgang Grenz der "Welt".

Laut des Ministeriums in Bahrain sei man in stetem Kontakt mit Amnesty gewesen. Die Menschenrechtsorganisation habe das Land aber nicht besucht, um Informationen aus erster Hand zu bekommen, teilte das Ministerium mit.

Der WM-Stand in der Formel 1

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