Die eierlegende Wollmilchsau

Von Alexander Mey
Sebastian Vettel und Mark Webber brachten einen Strand nahe Melbourne zum Aufruhr
© Getty
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N wie Nachtrennen: Davon gibt es auch 2012 wieder eineinhalb. Das in Singapur und das Dämmerungsrennen in Abu Dhabi. Es wird ab 2015 aber auch eins in Melbourne geben müssen, wenn der Grand Prix im Rennkalender bleiben soll. Das hat Ecclestone im Vorfeld des Saisonauftakts zur Bedingung für eine Vertragsverlängerung gemacht. Es geht ihm dabei um bessere Sendezeiten in Europa.

O wie Omen: In Melbourne den Auftakt zu gewinnen, kann nicht schaden. Die letzten vier Sieger eines Auftaktrennens Down Under wurden später auch Weltmeister. Vor Vettel 2011 waren das Jenson Button 2009, Lewis Hamilton 2008 und Kimi Räikkönen 2007. 2006 und 2010 fand der Auftakt in Bahrain statt. Insgesamt startete die F1 13 Mal in Melbourne in die Saison, neun Mal siegte der spätere Champion.

P wie Pirelli: Der Reifenlieferant geht in seine zweite F-1-Saison. Die neuen Mischungen liegen enger beieinander und Motorsportchef Paul Hembery verspricht im SPOX-Interview dadurch mehr strategische Möglichkeiten und somit mehr Spannung. Optisch neu sind die Farben der Intermediates und der Regenreifen. Die Intermediates sind ab sofort grün anstatt blau markiert. Dafür ist die Markierung der Regenreifen nun blau anstatt orange. Bei den vier Trockenmischungen bleiben die Farben gleich. Die harte ist silbern, die mittlere weiß, die weiche gelb und die superweiche rot.

Q wie Queanbeyan: Ungewöhnliche Buchstaben erfordern ungewöhnliche Analogien. Queanbeyan ist ein kleines Städtchen in der Nähe der australischen Hauptstadt Canberra. Von dort kommt Mark Webber. Und was der Lokalmatador unbedingt braucht, ist ein starkes Ergebnis in Melbourne, um nicht gleich wieder Teamkollege Vettel hinterher hecheln zu müssen.

R wie Regeln: Allzu viel ist nicht neu im Reglement. Am wichtigsten bei der Konstruktion des Autos war das Verbot des angeblasenen Diffusors. Das bedeutet in der Praxis, dass der Auspuff in einem festgelegten Bereich und in einem festgelegen Winkel nach oben aus dem Seitenkasten austreten muss. Zweite auffällige Änderung ist der Knick in der Nase der Autos. Der resultiert aus der neuen Vorgabe, dass die Nasenspitze aus Sicherheitsgründen nicht mehr höher als 550 Millimeter sein darf. Sportlich haben sich nur Kleinigkeiten getan. Beim Überholen soll der mehrfache Spurwechsel noch rigoroser bestraft werden, dazu muss der Vordermann immer eine Wagenbreite Platz lassen. Überrundete Fahrzeuge können demnächst auf Anweisung das Safety-Car überholen, damit sich die Führenden vor dem Restart direkt hintereinander einreihen können.

S wie Silberpfeile: Mercedes macht sich und seinen Fans große Hoffnungen, 2012 deutlich näher an der Spitze dran zu sein als bisher. Das Fachmagazin "auto, motor und sport" hat sogar eine Analyse der Testzeiten veröffentlicht, nach der Mercedes auf seinen Long-Runs das schnellste Team von allen war. Ob sich das in Melbourne bestätigen wird, ist sehr fraglich. Aber das deutsche Nationalteam muss in jedem Fall etwas leisten, denn die Riege der Vordenker im Team ist beeindruckend. Dort werkeln unter der Führung von Ross Brawn und Norbert Haug große Namen wie Ex-Renault-Mann Bob Bell, Ex-Ferrari-Mann Aldo Costa, Ex-Red-Bull-Mann Geoff Willis und Ex-BMW-Williams-Mann Loic Bigois. Bei so viel geballter Fachkompetenz muss irgendetwas herauskommen.

T wie Triple: Mal angenommen, Sebastian Vettel ist auch 2012 wieder nicht zu schlagen und holt tatsächlich seinen dritten WM-Titel in Folge, dann wäre er erst der dritte Fahrer in der Geschichte der Formel 1 sein, dem das gelingt. Vor ihm schafften das nur Juan Manuel Fangio (4 in Folge, 1954-1957) und Michael Schumacher (5 in Folge, 2000-2004).

U wie USA-GP: Das einzige neue Rennen im Kalender findet im November als vorletzter Lauf in Austin/Texas statt. Die Strecke wird vom deutschen Designer Hermann Tilke entworfen und soll eine aufregende Berg-und-Tal-Bahn sein, die alles hat, was eine F-1-Strecke braucht. Das Profil sieht viel versprechend aus. Und auch die Bauarbeiten am Circuit of the Americas sind laut Tilke nach zwischenzeitlichen Problemen wieder voll im Plan.

V wie Verlierer: Verlierer des Winters gibt es einige, insbesondere auf dem Fahrermarkt. Mit Rubens Barrichello (fährt jetzt IndyCar) und Jarno Trulli stehen zwei Veteranen ohne Cockpit da. Mit Adrian Sutil hat es zudem einen Deutschen erwischt. Von Nick Heidfeld (fährt jetzt Langstrecken-WM) redet schon niemand mehr. Ein großer Verlierer ist auch Robert Kubica, der lange Zeit auf sein Comeback nach seinem Rallye-Unfall Anfang 2011 gehofft hat, dann aber doch einsehen musste, dass sein Gesundheitszustand noch keine Rückkehr in die Formel 1 zulässt. Dafür, dass es in den kommenden Jahren irgendwann reicht, kann man ihm nur die Daumen drücken.

W wie Weltmeister: 2012 sind zum ersten Mal sechs Weltmeister am Start. Sebastian Vettel, Michael Schumacher, Fernando Alonso, Jenson Button, Lewis Hamilton und Kimi Räikkönen vereinen 14 WM-Titel auf sich. Mit dem Sextett sind übrigens sämtliche Weltmeister dieses Jahrtausends am Start. Der letzte andere Name war Mika Häkkinen 1999. Bei so viel Prominenz muss die Saison ja ein Highlight werden!

X wie XVI: Okay, das ist ein ziemlich mieser Trick, aber irgendwo musste die beeindruckende Zahl 16 auftauchen - wenn auch in römischen Ziffern. 16 WM-Titel hat nämlich Red Bulls Star-Designer Adrian Newey mittlerweile auf dem Konto. Er wurde acht Mal Konstrukteurs-Weltmeister und ermöglichte mit seinen Autos acht Fahrertitel. Neweys Weltmeister-Autos stammen aus den Jahren 1992, 1993, 1994, 1996, 1997 (Williams), 1998 (McLaren), 2010 und 2011 (Red Bull). Die Fahrertitel aus den Jahren 1992 (Mansell), 1993 (Prost), 1996 (Hill), 1997 (Villeneuve), 1998, 1999 (Häkkinen), 2010 und 2011 (Vettel).

Y wie Yas Marina: Die Strecke in Abu Dhabi war noch vor zwei Jahren Schauplatz des spektakulären Saisonfinals, das mit Vettels erstem WM-Titel endete. Doch nun rutscht das Rennen im Kalender immer weiter nach vorne. 2011 noch vorletzter Lauf, ist Abu Dhabi 2012 schon das drittletzte Rennen. Vielleicht liegt es an der umstrittenen Streckenführung. Die hat Kimi Räikkönen mal so beschrieben: "Die ersten beiden Kurven sind gut, der Rest ist scheiße."

Z wie Zwanzig: So viele Rennen wie 2012 standen noch nie auf dem Programm. Für die Teams ist spätestens jetzt die Grenze des Machbaren erreicht. Bernie Ecclestone hat mit dem zweiten USA-GP, Russland, Mexiko und Südafrika aber schon eine Menge andere Kandidaten auf der Liste. Die Folge dürfte klar sein: Es geht wahrscheinlich weiteren Europa-Rennen an den Kragen.

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