Sutils Sorge um die sportliche Zukunft

SID
Adrian Sutil schaut nach seiner Verurteilung in eine ungewisse Zukunft
© Getty

Adrian Sutil wirkte erleichtert, als er mit der Vergangenheit abgeschlossen hatte. Deutliche Sorgenfalten bildeten sich auf der Stirn des 29-Jährigen, als es um seine Zukunft ging. "Ich habe derzeit keinen Vertrag. Ich mache jetzt wohl ein Jahr Auszeit oder vielleicht auch etwas ganz anderes", sagte der frühere Formel-1-Fahrer, nachdem er wegen gefährlicher Körperverletzung zu 18 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden war.

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Ohne Cockpit, arbeitslos und nun auch noch vorbestraft: Wie es mit Sutil sportlich weitergeht, ist offener denn je. Seit der 29-Jährige im Dezember nach insgesamt fünf Saisons bei Force India ausgerechnet nach seinem erfolgreichsten WM-Jahr (Platz neun) von Landsmann Nico Hülkenberg ersetzt wurde, kämpft der Gräfelfinger um einen Job in der Motorsport-"Königsklasse".

Und das bislang erfolglos. Wie während des zweitägigen Prozesses vor dem Amtsgericht in München deutlich wurde, stand Sutil offenbar sogar vor einem Engagement beim Lotus-Team.

Keine Chance bei Lotus und Williams

Ausgerechnet Lotus, denn Sutil stand vor Gericht, nachdem er Lotus-Mitbesitzer Eric Lux am 17. April 2011 nach dem Großen Preis von China im Shanghaier Nobelklub "M1NT" mit einem Champagner-Glas am Hals verletzt hatte. Sutil habe bei den Verhandlungen angeblich sogar einen Gehaltsverzicht angeboten.

Umsonst: Lotus entschied sich schließlich für den Franzosen Romain Grosjean und den früheren Weltmeister Kimi Räikkönen (Finnland) als Stammfahrer für die neue Formel-1-Saison.

Auch das Williams-Team, die letzte verbliebene, sportlich attraktive Alternative, schaute sich anderweitig um und verpflichtete den Brasilianer Bruno Senna. "Es gibt ja derzeit mehrere Fahrer ohne Vertrag. Die springen ja nicht von der Brücke", sagte Sutils Manager Manfred Zimmermann.

Während Sutil nach dem harten Urteil etwas ratlos wirkte, zeigte sich Zimmermann energisch. Man sehe die Zukunft Sutils weiterhin in der Formel 1, sagte Zimmermann. "Wir wollen keinen Schritt zurückgehen. Als WM-Neunter müsste er auf jeden Fall wieder ein Cockpit in der Formel 1 bekommen", sagte Zimmermann, der zugleich betonte, etwas anderes käme nicht infrage.

HRT kein Thema

Kein Thema ist allerdings das letzte noch offene Cockpit in der Formel 1 beim HRT-Team. Das sportlich unbedeutende Team scheint für den Motorsport-Spätstarter eine Klasse zu klein zu sein. Eine mögliche Notlösung: Sutil bleibt bei einem Team als Ersatzfahrer zumindest im engeren Dunstkreis der Formel 1. Die dafür notwendige Superlizenz sieht Zimmermann nicht in Gefahr. Es gebe ein Schreiben des Motorsport-Weltverbandes FIA, dass der Prozess eine Privatangelegenheit sei.

Zimmermann rechne somit nicht mit Konsequenzen der FIA. Dass der Prozess aber berufliche Auswirkungen hat, war auch Richterin Christiane Thiemann klar, die in ihrem Urteil sowohl Sutils ansonsten tadelloses Verhalten sowie die "gravierenden beruflichen Konsequenzen" strafmildernd bewertete.

Die Formel 1 wendet sich inzwischen zumindest teilweise ab. McLaren-Pilot und Kumpel Lewis Hamilton, dessen Sieg in der besagten Nacht gefeiert werden sollte, ließ Sutil beim Prozess hängen, blieb entschuldigt fern und gab schriftlich an, bei dem Streit nichts gesehen zu haben. Daraufhin kündigte Sutil dem Briten die langjährige Freundschaft.

Eine Alternative für Sutils berufliche Zukunft könnte allerdings eine alte Leidenschaft sein. Bis zu seinem Start in den Kartsport 1997 war Sutil ein begabter Pianist. Das wäre dann allerdings etwas ganz anderes.

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