Vettel: "Da werden einem die Augen geöffnet"

SID
Sebastian Vettel spricht über die Zustände in Indien und schwarze Wochen für den Motorsport
© Getty

Die Formel-1-Premiere in Indien läuft alles andere als reibungslos an. Die Teams klagen über zahlreiche Probleme. Doch Sebastian Vettel ist sehr bewegt.

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Frage: "Herr Vettel, Sie sind am Mittwoch zum Taj Mahal gefahren. Wie ist vor der Formel-1-Premiere in Indien Ihr Eindruck von dem Land?"

Sebastian Vettel: "Auf der Fahrt hin und zurück lernt man mehr über das Land als vor Ort selbst. Da werden einem in vielerlei Hinsicht die Augen geöffnet. Es ist schwer vorstellbar, unter welchen Umständen viele Menschen hier leben. Und es ist inspirierend zu sehen, wie die Kinder sich des Lebens freuen und lachend über die Straße springen. Das zeigt einem, dass Besitz nicht alles im Leben ist. In jedem Fall ist Indien ein sehr interessantes Land. Hier ticken die Uhren anders und herrschen andere Gesetze."

Frage: "Empfanden Sie die Taxifahrt als so wild wie viele sie beschreiben?"

Vettel: "Ich habe unseren indischen Fahrer gefragt, ob die hier überhaupt einen Führerschein brauchen. Bei uns gibt es für alles Regeln, hier scheint es überhaupt keine zu geben. Alles ist eng, manchmal rammt einen ein Tuk-Tuk. Alles kommt einem vor wie organisiertes Chaos."

Frage: "Wie empfinden Sie die Strecke, die im Gegensatz dazu wie Hightech wirkt?"

Vettel: "Im Vergleich zum restlichen Land ist die mehr als nur Hightech. Dass es rundherum Dinge gibt, die nicht funktionieren, ist normal, wenn man bei Null startet. Für uns ist wichtig, dass die Strecke fertig ist. Das Profil an sich ist sehr interessant, es gibt Kurven, die man so noch nicht gesehen hat. Alles ist etwas staubig und schmutzig, aber das kann man ja wegfegen."

Frage: "Sie haben den WM-Titel schon sicher, Ihrem Team ist der Konstrukteurs-Titel nicht mehr zu nehmen. Müssen Sie nun Ihren Teamkollegen Mark Webber zu Platz zwei verhelfen und den Sieg überlassen?"

Vettel: "Natürlich wäre es mir am liebsten, wenn Mark Zweiter wird. Das wäre das beste Ende einer tollen Saison. Alles andere wäre Theorie für verschiedene Szenarien. Erst einmal müssen wir uns allgemein in eine gute Situation hier bringen. Wie wir das dann managen, wäre das kleinste Problem."

Frage: "Wie haben Sie die beiden tödlichen Unfälle des früheren Indy-500-Champions Dan Wheldon und von Ex-Motorrad-Weltmeister Marco Simoncelli verfolgt?"

Vettel: "Das waren zwei ganz schlimme Wochen für den Motorsport. Der Unfall von Marco ist für mich der präsentere. Ich habe Marco persönlich gekannt und hatte ihn dieses Jahr noch getroffen. Das Rennen habe ich zu Hause auf dem Sofa geschaut. Das Warten vor dem Fernseher war ganz schlimm, vor allem weil man mit immer längerer Dauer wusste: Das ist kein gutes Zeichen. In solchen Momenten lernt man, wie schnell sich alles im Leben ändern kann und weiß Dinge, die man für selbstverständlich erachtetet, wieder viel mehr zu schätzen."

Frage: "Fährt nach diesen schlimmen Zwischenfällen auch bei Ihnen selbst nun mehr die Angst mit?"

Vettel: "Wir alle gehen ein Risiko ein, und wir sind glücklich damit und haben Spaß. Uns ist durchaus bewusst, dass wir Respekt haben müssen, aber im Auto selbst denkt man darüber nicht nach. Wir können nur die Daumen drücken, dass in der Formel 1 so etwas nicht passiert. Aber sicher kann man nie sein."

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