Planlos in den Reifenpoker

Von Alexander Mey
Lewis Hamilton war am Freitag im Regen Trainingsschnellster
© Getty

Vor dem Qualifying zum Südkorea-GP (Sa., 6.45 Uhr im LIVE-TICKER und bei Sky) sind Teams und Fahrer komplett planlos. Das verregnete Training hat die ohnehin schon kritische Ausgangslage dramatisch verschlechtert.

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Eine lächerliche Stunde haben Teams und Fahrer am Samstag Zeit, um ein komplettes Trocken-Set-Up für Qualifying und Rennen aus dem Boden zu stampfen. So lange dauert das dritte Freie Training, in dem man sich normalerweise nur den letzten Schliff holt und Umbauten testet, die über Nacht gemacht wurden.

Dieses Mal ist alles anders. Ausgerechnet auf einer fast neuen Strecke und mit neuen Reifen verhinderte Dauerregen am Freitag ein aufschlussreiches Training. Zwar gibt es ein paar Referenzdaten vom vergangenen Jahr, aber im Großen und Ganzen müssen die Teams die richtige Abstimmung der Autos erraten.

Fällt Quali-Vorbereitung unter den Tisch?

"Das wird ein Grand Prix mit vielen Unbekannten", sagte Mercedes-Teamchef Ross Brawn dem Magazin "auto, motor und sport". Bei den Silberpfeilen denkt man schon jetzt laut darüber nach, die Vorbereitung aufs Qualifying zu Gunsten der Rennabstimmung komplett ausfallen zu lassen. "Wenn es eng wird, müssen wir die Qualifikationssimulation sausen lassen", sagte Brawn.

So weit will man bei Red Bull trotz der widrigen Ausgangslage nicht gehen. "Du willst zuerst einmal ein Auto haben, das schnell ist. Unser Samstagsprogramm wird sich nicht so stark vom normalen Ablauf unterscheiden", sagte Sebastian Vettel.

Abgesehen davon, dass sich die Fahrer auf eine trockene Strecke einschießen, Bremspunkte finden und Linien studieren müssen, müssen die Mechaniker Getriebeübersetzungen festlegen, Dämpfer einstellen und vieles mehr. All das innerhalb kürzester Zeit. An große Umbauten ist nicht zu denken.

Reifenmischungen fordern die Teams heraus

Umso schwerer wiegt das Reifenangebot, das Pirelli in Südkorea macht. Obwohl die Strecke die Pneus ziemlich hart fordert, stehen die beiden weichsten Mischungen zur Verfügung.

Eine bewusste Herausforderung an die Teams, erklärte Motorsportchef Paul Hembery im Vorfeld. Aber natürlich hätte auch er sich gewünscht, die Teams hätten am Freitag testen können, wie lange die Reifen halten, um eine Rennstrategie erarbeiten zu können.

Vettel: "Werden komplett unvorbereitet sein"

Die wäre auch ohne den Regen schon knifflig genug geworden, aber jetzt? "Wir werden komplett unvorbereitet sein", sagte Vettel, der schon in Suzuka mit abbauenden Reifen zu kämpfen hatte.

Er rechnet wie McLaren-Pilot Jenson Button am Sonntag mit bis zu fünf Boxenstopps. "Wenn dann noch was schiefgeht, ist dein Vorrat an Reifen erschöpft", sagte Button.

Die Folge für das Qualifying: Es wird im Kampf um die Pole-Position auf ganz wenige Versuche ankommen. Gut möglich, dass in Q3 alle auf einen zweiten Angriff verzichten werden, nur um einen frischen Reifensatz mehr fürs Rennen zu haben.

"Ein Bremsplatten in der Qualifikation kann sich da schon bitter rächen. Weil dir dann ein Reifensatz für das Rennen fehlt", warnte Button.

McLaren will trotz allem Vettel packen

Trotz aller Unwägbarkeiten ist man bei McLaren zuversichtlich, endlich die Red-Bull-Serie brechen zu können. Denn bisher stand in allen 15 Rennen ein Bulle auf der Pole-Position.

"Es wäre toll, Vettel morgen packen zu können", sagte der Trainingsschnellste Lewis Hamilton. "Ich habe keine Zweifel, dass wir Red Bull herausfordern können."

Regen auch am Samstag nicht ausgeschlossen

Und was ist, wenn es entgegen der Erwartungen der Teams auch am Samstag regnen sollte? Eine geringe Wahrscheinlichkeit besteht nämlich.

McLaren wäre es wahrscheinlich recht, wenn man sich ihre Überlegenheit am Freitag im Nassen ansieht. Aber für das Rennen hätte dann niemand auch nur einen Hauch von Abstimmung, ein heilloses Durcheinander wäre programmiert.

Tolle Aussichten für die Fans und zumindest einige der Beteiligten sehen es mit Humor. Timo Glock zu Beispiel. Er sagt: "Wir sitzen alle in einem Boot."

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