Bekenntnisse eines Knackis

Von Alexander Mey
Fahrerkollegen demonstrierten 1991 für die Freilassung von Bertrand Gachot
© Getty

Am Rande des Belgien-GP gab es wieder mal zahlreiche Randgeschichten. Unter anderem Schumis große Party, ein schlechtes Omen für Toro Rosso und Bekenntnisse von Ex-Knacki Bertrand Gachot. Die Top 8.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Platz 8: Zahlensalat mit Basti

Weil's so unfassbar ist, fangen wir mal mit Sebastian Vettels Punktestand nach zwölf Rennen an. 259. In Worten: Zweihundertneunundfünfzig. Mit 256 wurde er 2010 Weltmeister. Nach 19 Rennen, nicht nach zwölf. Bei sieben noch verbleibenden Rennen könnte Vettel also locker noch die 400 Punkte knacken. Von 300 reden wir schon gar nicht mehr.

Nur mal so zum Vergleich: Im letzten Jahr hatte Vettel nach zwölf Rennen 151 Punkte auf dem Konto, 108 weniger also als in diesem Jahr. Seine Gegner glänzen dagegen durch Konstanz. Mark Webber hat 2011 sechs Punkte mehr geholt als 2010, Fernando Alonso ist sogar 16 Punkte im Plus. Jenson Button hat zwei mehr als im Vorjahr. Nur Lewis Hamilton hat elf Zähler verloren.

Platz 7: Französisch-belgische Freundschaft

Spa ist super - finden alle. Nur die nicht, die jedes Jahr für die immensen finanziellen Verluste aufkommen müssen. Traditionell steht der Belgien-GP jedes Jahr aufs Neue zur Disposition. Um das zu ändern, wird es wohl ab 2013 einen jährlichen Wechsel zwischen Belgien und Frankreich geben.

Einem entsprechenden Plan soll Formel-1-Boss Bernie Ecclestone laut "L'Equipe" am Rande des Rennens am Wochenende zugestimmt haben. Wo in Frankreich gefahren wird, ist noch nicht klar. Bloß nicht in Magny-Cours, denn da ist es nicht super - finden auch alle.

Platz 6: Zweiter Versuch für Button

Jenson Button machte sich nach seinem dritten Platz umgehend auf die Socken in Richtung Manchester. Denn dort absolvierte er am Montag vor Tausenden von Fans einen Showrun mit dem McLaren. Zu Gast war auch englische Sport-Prominenz. Zum Beispiel Box-Champion Amir Khan.

Offenbar ist Button sogar pünktlich erschienen - ein großer Fortschritt im Vergleich zu seinem Qualifying. Dort hatte er nämlich schlicht und ergreifend verpennt, dass die Zeit in der zweiten Session ablief. "Ich dachte, ich hätte noch eine Runde", jammerte er. Hatte er aber nicht.

Platz 5: Schlechtes Omen

Was für ein Katastrophen-Wochenende für Toro Rosso! Da qualifizieren sich Jaime Alguersuari und Sebastien Buemi glänzend auf den Plätzen sechs und elf - und dann sind beide schon nach sechs Runden draußen. Alguersuari wurde gleich am Start von Bruno Senna aufs Korn genommen, Buemi fiel einem Rammstoß von Sergio Perez zum Opfer.

Eigentlich hätten sie es aber wissen müssen, denn das Elend begann schon auf dem Weg nach Spa. Auf der A4 Höhe Aachen bauten nämlich Teamtrucks einen Unfall mit jeder Menge Blechschaden. 120.000 Euro sollen dabei drauf gegangen sein. Die F-1-Boliden wurden nicht beschädigt, das haben dann aber Senna und Perez nachgeholt...

Platz 4: Kochkäs-Flash bei Glock

Timo Glock hat am Start zum Belgien-GP Mist gebaut und Paul di Resta abgeräumt. Übermotiviert. Oder vielleicht lag ihm auch sein Kochkäs-Schnitzel noch zu schwer im Magen.

Das gab es nämlich eine Woche vor dem Rennen in einer netten Gaststätte in Bensheim am Rande des Odenwalds. Dorthin hatte Glock via Facebook 100 Fans eingeladen, um mit ihnen den so genannten Kochkäs-Flashmob zu begehen.

SPOX war natürlich dabei und kann bestätigen: Kochkäs-Schnitzel schmeckt großartig - und liegt schwer im Magen. Vor allem bei gefühlten 45 Grad. Ansonsten eine tolle Veranstaltung mit einem Timo Glock zum Anfassen für jedermann. Daran könnten sich andere Fahrer mal ein Beispiel nehmen.

Platz 3: Fahrstunden für Schumi

Am Jubiläumswochenende ist es fast Ehrensache, dass das komplette Podium Michael Schumacher gewidmet ist - zumindest indirekt. Fangen wir doch einfach mit Michael Koch an. Der gute Mann ist von Beruf Fahrlehrer und hat eine von "Bild" verloste Fahrt an der Seite von Schumi gewonnen.

Nicht in einem Formel-1-Auto, aber immerhin in einem SLS Cabrio - auch nicht ganz so schlecht. Und was macht der Herr Koch? Er übt herbe Kritik am Rekordchampion: "Michael müsste das Lenkrad mit beiden Händen festhalten und dürfte nicht so dicht auffahren." Fazit: Durchgefallen, der Schumacher!

Platz 2: Endlich, nach 20 Jahren!

Am Samstagabend gab Schumi anlässlich seines 20-jährigen Jubiläums eine Party für alle Fahrer und ausgewählte Mitglieder der anderen Teams. Viele kamen, wenn auch nicht alle. Vettel zum Beispiel fehlte, weil Red Bull noch die tückische Reifenfrage diskutierte.

Aber Eddie Jordan kam und schenkte dem "alten Sack", wie er Schumi noch wenige Tage zuvor genannt hatte, eine neue Kupplung. Genau so eine Kupplung hätte Schumi 1991 bei seinem Debüt gebraucht, um vielleicht in seinem ersten Rennen ins Ziel zu kommen und sogar eine Siegchance zu haben. Damals waren Jordan rund 500 Mark für die Kupplung aber zu teuer.

Platz 1: Bekenntnisse eines Knackis

Zu Ende gehen die Top 8 mit dem Mann, dem Schumi sein Debüt 1991 zu verdanken hatte. Bertrand Gachot musste damals für zwei Monate in den Knast, weil er einem Taxifahrer Tränengas ins Gesicht gesprüht hatte. So weit die bekannte Geschichte. In einem Interview mit der "Bild am Sonntag" sagte er nun aber, wie es aus seiner Sicht wirklich war.

"Die Taxi-Geschichte passierte im Dezember. Acht Monate später, im August 1991, wurde ich zum Gericht gerufen. Die Anwälte sagten mir, dass es eine Kleinigkeit ist. Sie sagten nicht, dass ich als ausländischer Staatsbürger ohne festen Wohnsitz in England im Falle eines Urteils sofort verhaftet werden könne. Und das ist passiert!", erzählte Gachot.

Und weiter: "Der Richter hat mir gesagt, er könne mich auch nicht für zwei Millionen Pfund freilassen. Ich sei eine Gefahr für die englische Bevölkerung. Acht Monate danach! Er verurteilte mich zu zwei Jahren Gefängnis und ich musste bis zur Revision zwei Monate ins Gefängnis. Und weil Tränengas damals als Waffe galt, haben sie mich in eine Zelle mit einem Mörder gesteckt."

Im Rückblick hat er gegenüber Schumacher trotz allem keine negativen Gedanken: "Ich neide ihm nichts. Er ist ein toller Rennfahrer. Ich wäre nie ein Schumi geworden. Er war von Anfang an superschnell. Mein Pech war sein Glück. Seine Karriere wäre vielleicht ganz anders verlaufen, wenn ich nicht ins Gefängnis gemusst hätte..."

Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM

Artikel und Videos zum Thema