Briatore: Webber wird benachteiligt

Von Alexander Mey
Red Bull stand am freien Tag in Monaco im Mittelpunkt des Interesses
© Getty

Red Bull ist am freien Tag in Monaco das größte Thema im Fahrerlager. Während Sebastian Vettel leidet, fragt die Konkurrenz nach der wahren Stärke der Bullen. Flavio Briatore spinnt Verschwörungstheorien.

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Sebastian Vettel kann ihn nicht leiden, diesen freien Tag zwischen Training und Qualifying zum Monaco-GP. Anstatt im Auto durch die Straßen zu jagen, wird er von Fans und Medien gejagt.

"Jeder meint, du hättest frei und fragt, ob du nicht dieses oder jenes machen kannst. Das macht das ganze Wochenende nicht leichter", gab Vettel in einem seiner zahllosen Interviews zu. "Du hast Meetings mit den Technikern oder PR-Arbeit zu erledigen, aber eigentlich bist du nur darauf fixiert, ins Auto zu kommen."

Alonso weist Favoritenrolle von sich

In eben diesem Auto hat Vettel noch ein wenig Nachholbedarf, denn im Training war er nur Fünfter und musste sich mit Ferrari, McLaren und Mercedes gleich drei Konkurrenten geschlagen geben.

Danach äußerte er großen Respekt vor der Leistung des Trainingsschnellsten Fernando Alonso und Ferrari. "Ferrari sieht sehr stark aus", sagte er und versuchte, die Scuderia in die Favoritenrolle zu hieven.

Das ließ Alonso aber nicht mit sich machen. "Wir sehen Red Bull doch immer wieder im Training alle möglichen Sachen testen und dann sind sie am Samstag sehr stark", sagte der Spanier. "So viel kann sich in fünf Tagen seit dem Spanien-GP nicht geändert haben. Sie sind Favoriten für Quali und Rennen."

Briatore spinnt Verschwörungstheorie

Gegenwind unsportlicher Art bekommt Red Bull von Alonsos ehemaligem Teamchef Flavio Briatore. Er schaute inoffiziell im Fahrerlager vorbei und nutzte die Chance, Politik für seinen Klienten Mark Webber zu machen. Dessen Manager ist er nämlich auch nach dem Singapur-Skandal bei Renault geblieben.

Briatore zweifelte im Interview mit der "Gazzetta dello Sport" öffentlich an, dass Webber bei Red Bull das gleiche Material bekommt wie Vettel. "Jedes Mal, wenn etwas passiert, passiert es Mark. Mir ist klar, dass man ein bisschen Glück braucht, aber wenn beim Roulette immer die gleiche Zahl kommt, fragt man sich schon irgendwann, was sich unter dem Tisch versteckt. Ich zweifle nicht an Christian Horners Ehrlichkeit, aber was da vor sich geht, kommt mir komisch vor."

Newey erklärt Webbers Probleme

Teamchef Horner betont immer wieder, dass Red Bull beide Piloten absolut gleich behandelt. Das tat er auch 2010, als der Verdacht der Benachteiligung von Webber zwischenzeitlich offensiv geäußert wurde.

Nun springt ihm Stardesigner Adrian Newey zur Seite und liefert seine Erklärung für Webbers Rückstand auf Vettel: "Der Abstand zwischen den beiden erklärt sich dadurch, dass Mark etwas länger braucht, um sich auf die Pirelli-Reifen einzustellen. Aber der Abstand wird kleiner."

Nach seinen Getriebeproblemen im Training muss Webber auch in Monaco wieder einen Rückstand auf Vettel aufholen, aber dem Vorjahressieger ist durchaus zuzutrauen, dass er nach Barcelona zum zweiten Mal auf die Pole-Position fährt.

Lassen die Reifen sogar eine Einstopp-Strategie zu?

Über Pole-Position und Sieg im Rennen werden wieder einmal hauptsächlich die Pirelli-Reifen entscheiden. Die superweiche und die weiche Mischung halten den Trainingseindrücken zufolge länger, als erwartet, was den Strategen einige Möglichkeiten eröffnet.

Anstatt der prognostizierten zehn Runden hielten die superweichen Pneus bei ihrer Premiere bis zu 27 Runden. Sergio Perez stellte im Sauber diesen Rekord auf. "Das ist wirklich erstaunlich", sagte Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery.

Auch die Spitzenteams - allen voran Ferrari - konnten auf beiden Reifenmischungen konstant schnelle Long-Runs absolvieren. Das spricht dafür, dass es im Rennen auf keinen Fall mehr als zwei Stopps pro Auto geben wird. Einige könnten sogar eine Einstopp-Strategie riskieren.

Die wichtigste Pole-Position des Jahres wird also wohl nicht so entscheidend sein wie in der Vergangenheit. Aber sie wird ehrlich sein, denn ohne die Angst vor einem Vierstopp-Rennen muss kein Fahrer Reifen sparen. Volldampf bis zur letzten Sekunde ist angesagt.

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