Vettel startet mit überlegenem Sieg

Von Alexander Mey
Sebastian Vettel feierte beim Australien-GP einen Start-Ziel-Sieg
© Getty

Sebastian Vettel ist mit einem dominanten Sieg beim Australien-GP in die Formel-1-Saison gestartet. Der Weltmeister gewann vor Lewis Hamilton im McLaren und Überraschungsmann Witali Petrow im Lotus-Renault. Mercedes erlebte einen Totalausfall.

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Mit einem perfekten Wochenende hat Sebastian Vettel schon im ersten Rennen in Melbourne seinen Anspruch auf die Titelverteidigung eindrucksvoll untermauert. Der Red-Bull-Pilot feierte von der Pole-Position aus einen überlegenen Start-Ziel-Sieg. Seinem Teamkollegen Mark Webber, der Fünfter wurde, verpasste er zudem eine schallende Ohrfeige.

"Es hat von vorne bis hinten alles gestimmt. Schon der Start war sehr gut und wir konnten eine ordentliche Lücke herausfahren. Im zweiten Teil des Rennens konnten wir das Geschehen kontrollieren", sagte Vettel.

Platz zwei verteidigte Lewis Hamilton im überraschend starken McLaren. "Wir können einfach nur stolz sein, hier als Zweiter ins Ziel zu kommen. Davon hätten wir vor zwei Wochen noch nicht träumen dürfen. Klar hätte ich Sebastian gerne abgefangen, aber da mein Unterboden ziemlich stark beschädigt war, habe ich einfach nur versucht, das Auto ins Ziel zu bringen."

Petrow glücklich - Alonso nicht unzufrieden

Der dritte Rang auf dem Podium ging noch überraschender an Witali Petrow im Lotus-Renault. Der Russe glänzte, während sein Teamkollege Nick Heidfeld nur 14. wurde. "Ich bin einfach nur glücklich, in der Pressekonferenz zu sitzen. Unser Auto sah sehr stark aus und das Team hat perfekt gearbeitet. Wir sind alle sehr stolz", sagte Petrow. Heidfeld konnte nur feststellen: "Das einzig Gute an dem Rennen war der Start. Ich habe viele Plätze gutgemacht, bis leider in Kurve 13 jemand in mich hinein geknallt ist. Danach war mein Auto ziemlich unfahrbar."

Ferrari holte mit den Plätzen vier für Fernando Alonso und neun für Felipe Massa wenigstens noch einige WM-Punkte, auch wenn die Ansprüche viel höher waren. Trotzdem war Alonso nicht unzufrieden: "Das Rennen war schwierig. Ich war am Start an Button dran, musste dann aber in die Wiese. Das musste ich erst einmal gutmachen. Von daher ist der vierte Platz ein verdientes Ergebnis."

Mercedes erlebt Totalausfall

Mercedes erlebte dagegen einen Totalausfall. Michael Schumacher fiel schon nach dem Start durch eine unverschuldete Kollision mit Jaime Alguersuari aussichtslos zurück. Später gab er das Rennen auf. Nico Rosbergs Rennen endete, als er von Rubens Barrichello abgeschossen wurde. Beide Ausfälle waren zwar unglücklich, aber der Silberpfeil wäre auch so nicht schnell genug für die Spitze gewesen.

"Das war ein Satz mit X", lautete der kurze, aber treffende Kommentar von Mercedes-Sportchef Norbert Haug. Ähnlich sahen es die Fahrer. "Wir sind mit ganz anderen Erwartungen hierher gekommen", sagte Schumacher. Rosberg ergänzte: "Wir sind überhaupt nicht da, wo wir seinen sollten."

Sauber-Duo disqualifiziert

Beide Sauber fuhren in die Top Ten und vor allem Rookie Sergio Perez beeindruckte mit Platz sieben. Erwähnenswert: Er schaffte das mit nur einem Boxenstopp. Während zum Beispiel Alonso dreimal Reifen wechseln musste. Die Pirelli-Pneus sind also viel haltbarer als befürchtet. Das erkannte auch Vettel an: "Wir müssen Pirelli Komplimente machen."

Das schlimme Ende kam für das Sauber-Duo einige Zeit nach dem Rennen. Beide Autos wurden wegen nicht regelkonformer Heckflügel nachträglich aus der Wertung genommen. Damit rückten die Force-India-Piloten Adrian Sutil und Paul di Resta in die Punkteränge vor. Sauber kündigte gegen die Disqualifikation, die auf einer um drei bis fünf Millimeter zu kleinen Oberfläche eines Flügelelements beruht, Einspruch an.

Die Schlüsselszenen des Rennens:

Start: Vettel kommt sehr gut weg und lässt vom ersten Meter an keinen Zweifel daran, dass er die Führung verteidigen kann. Webber kommt neben Hamilton, hat aber in der ersten Schikane auf der Außenbahn keine Chance. Petrow kommt sehr gut weg und verbessert sich auf den vierten Rang.

Runde 1: Schumacher ist in der dritten Kurve schon an Rosberg dran, wird dann aber von Alguersuari am rechten Hinterrad getroffen. Der Reifen ist hin, Schumacher humpelt zurück an die Box. Er macht zwar weiter, liegt aber aussichtslos zurück.

Runde 4: Nach schwachem Start arbeitet sich Alonso wieder nach vorne. Er geht an Rosberg vorbei und ist schon wieder Siebter. Dafür liefern sich Massa und Button einen knallharten Fight. Massa behauptet sich vorerst.

Runde 12: Nach rundenlangem Kampf geht Button an Massa vorbei, kürzt dabei aber die Schikane ab. Dafür bekommt er wenig später eine Durchfahrtsstrafe. Kurz danach lässt Massa kampflos auch Alonso passieren. Bezeichnend.

Runde 22: Schumacher muss ein völlig frustrierendes Rennen mit Problemen am Unterboden und an der Radaufhängung aufgeben. Zuvor musste er schon das halbe Feld überrunden lassen.

Runde 24: Barrichello pflügt durch das Feld und greift Rosberg an. Allerdings ist er viel zu weit weg für einen Überholversuch und knallt in den Seitenkasten des Mercedes. Barrichello dreht sich, verbiegt sich den Frontflügel, muss deshalb an die Box und bekommt noch eine Durchfahrtsstrafe - ganze Arbeit. Bei Rosberg steigt sofort Rauch auf und er muss wenige Kurven später aufgeben. Totalausfall für Mercedes.

Ziel: Vettel gewinnt nach einem überlegenen Rennen vor Hamilton und Petrow. Alonsos Aufholjagd auf den Russen kommt zu spät und er bleibt Vierter vor dem enttäuschenden Webber.

Der Mann des Rennens:

Witali Petrow: Die Leistungen von Vettel und Hamilton waren fraglos überragend, aber die Überraschung des Rennens ist der Russe. Das ganze Wochenende über hatte er Heidfeld klar im Griff, dann ein toller Start von Position sechs aus, dann ein absolut fehlerfreies Rennen mit konstanten Rundenzeiten absolviert. Der junge Kerl hat Webber im klar überlegenen Red Bull und wieder Mal Alonso hinter sich gehalten. Man erinnere sich an das WM-Finale 2010 in Abu Dhabi...

Der Flop des Rennens:

Mercedes: Totalausfall beim ersten Rennen - was für eine Pleite. Zwar konnten beide Fahrer nichts für ihre Ausfälle, weil Schumacher von Alguersuari und Rosberg von Barrichello abgeschossen wurde. Aber das Aus der beiden steht als Sinnbild für ein total verkorkstes Wochenende. Beide Autos hatten vom ersten Training bis ins Rennen hinein immer wieder Probleme mit KERS und Heckflügel und bekamen keine perfekte Abstimmung hin. Entsprechend ernüchternd war schon das Qualifying. Mit hohen Erwartungen angereist, ziehen die Silberpfeile mit einem ersten Kratzer im Lack von dannen.

Das Manöver des Rennens:

Duell zwischen Massa und Button: Ein toller Zweikampf der beiden, der sich über mehrere Runden erstreckt. Button ist klar schneller, kommt aber trotz KERS und verstellbarem Heckflügel lange nicht vorbei, weil Massa kämpft wie ein Löwe. Einmal sind beide sogar am Rande des Abflugs. Dann geht Button schließlich in der schnellen Schikane vorbei, kürzt dabei aber ab und wird bestraft. Einmal geschlagen, lässt Massa auch gleich Alonso noch kampflos passieren. Ein unrühmliches Ende eines tollen Duells.

Die Lehren des Rennens:

Red Bull ist klar und deutlich das Maß der Dinge, aber nur Vettel konnte das umsetzen. Sein Wochenende war schlicht und ergreifend perfekt. Dagegen sah Webber uralt aus. Er war beim Heimspiel ein Schatten seiner selbst.

Dahinter war McLaren die große positive Überraschung. Der neue Auspuff und der neue Unterboden haben das Auto von einer Gurke zum zweitschnellsten im Feld gemacht.

Ferrari konnte in Melbourne seinen Ansprüchen nicht annähernd gerecht werden. Sie mussten sich sogar einem Lotus-Renault geschlagen geben. Vor allem die Haltbarkeit der Reifen war bei weitem nicht so gut wie erwartet.

Die Neulinge haben zum großen Teil überzeugt. Perez ist im Sauber ein großartiges Rennen gefahren, di Resta war über weite Strecken auf Augenhöhe mit Sutil. Maldonado hatte Pech mit seinem frühen Ausfall. Die Fehler haben die Routiniers gemacht. Strafen gab es für Button und Barrichello.

LIVE-TICKER: Das Rennen in Melbourne zum Nachlesen

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