Deutschland gegen Webber und Ferrari

Von Alexander Mey
Red Bull ist nach den Tests der Favorit, aber Mercedes ist auf dem Vormarsch
© Imago

Die Zeit der Testfahrten ist vorbei, die Formel-1-Teams packen ihre Sachen für die Reise nach Melbourne. Bei den letzten Tests hat sich das Kräfteverhältnis noch einmal verschoben. SPOX zieht Bilanz und bietet einen Überblick.

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Insgesamt 15 Testtage haben elf der zwölf Teams vor der Saison 2011 absolviert. Einige begannen in Valencia noch mit dem alten Auto, andere waren von Anfang an mit den neuen Boliden unterwegs. Nur HRT hat es wie im Vorjahr nicht geschafft, auch nur einen einzigen Testkilometer auf das aktuelle Auto zu bringen.

Gerade bei den letzten Tests in Barcelona hat sich allem Anschein nach noch einmal einiges am Kräfteverhältnis getan. Fast alle Teams hatten die letzten Neuerungen für das erste Rennen am Auto und mussten zumindest in gewissem Maße die Karten aufdecken.

Natürlich bleiben die Ergebnisse bei den Testfahrten aufgrund unterschiedlicher Reifen und Benzinmengen schwer zu bewerten, aber Tendenzen lassen sich bei genauerem Hinsehen auf jeden Fall ableiten. SPOX stellt ein Ranking nach den Eindrücken der letzten sechs Wochen auf.

Platz 1: Red Bull, 1355 Testrunden

Im Vergleich zum Ranking nach der ersten Testwoche in Barcelona ist Red Bull an Ferrari vorbeigezogen. Dabei geht es aber nur um Nuancen, im Prinzip scheinen die beiden Top-Teams der Wintertests gleichauf.

Red Bull schaffte in den letzten Tagen zwei Bestzeiten und ist in den Augen der meisten permanenten Beobachter der Tests die Nummer eins. Das Auto geht sehr schonend mit den Pirelli-Reifen um und weckt bei den Gegnern fast durch die Bank einen Verdacht.

"Ich glaube, die zeigen noch nicht alles", sagte Nick Heidfeld stellvertretend für seine Kollegen. "Wenn man sich die Sektorzeiten ansieht, dann erkennt man, dass sie noch ein Ass im Ärmel haben." Sebastian Vettel spricht vor der Reise nach Melbourne von einem "guten Bauchgefühl". Das Wichtigste im Vergleich zum vergangenen Jahr: Die Zuverlässigkeit des Red Bull passt, es gab so gut wie keine ernsten technischen Defekte.

Platz 2: Ferrari, 1562 Testrunden

In punkto Zuverlässigkeit macht niemand den Roten etwas vor. Der Ferrari lief wie ein Uhrwerk und offenbarte in den letzten Testwochen keine Schwäche mehr. Das Update, das in den vergangenen Tagen mit neuem Auspuff, neuem Diffusor, neuen Front- und Heckflügeln sowie leicht veränderten Seitenkästen ans Auto kam, sollte den Speed-Nachteil gegenüber Red Bull wettmachen.

Schaut man auf die schnellste Zeit von Fernando Alonso, die zwei Zehntel vor der von Vettel lag, dann könnte das aufgegangen sein. Was skeptisch macht, ist die Tatsache, dass Alonso seine schnellste Runde auf superweichen Reifen fuhr, Vettel seine auf weichen, die mehr als zwei Zehntel langsamer sein sollen. Deshalb landet Ferrari nur auf Rang zwei im Ranking.

Platz 3: Mercedes, 1277 Testrunden

Die Position im Ranking hat sich nicht geändert, sonst aber fast alles. Wie Ferrari hat auch Mercedes in den letzten Tagen ein großes Update ans Auto gebracht. Auspuff, Diffusor, Heckflügel - alles neu. Auch einen neuen Frontflügel gab es, bei dem haperte es aber noch an der Feinabstimmung.

Folglich fuhr Michael Schumacher seine klare Wochenbestzeit am Freitag noch mit altem Frontflügel, was seine Leistung aber nicht weniger beeindruckend machte. Mercedes hatte in der Planung der Tests alles auf diesen letzten Tag gesetzt. Ein hohes Risiko, aber es hat sich offenbar ausgezahlt.

Das Auto ist zuverlässig und nun auch pfeilschnell. Mischte Mercedes vorher im Kampf um die Plätze deutlich hinter Ferrari und Red Bull mit, könnten sie nun fast zum Spitzenduo aufgeschlossen haben. "Uns ernst zu nehmen, ist nicht allzu verkehrt", sagte Schumacher selbstbewusst. Teamchef Ross Brawn verkündete: "Es ist nicht unmöglich, Red Bull zu schlagen."

Platz 4: Lotus-Renault, 1126 Testrunden

Das schwarz-goldene Auto ist schnell, keine Frage, aber den großen Entwicklungssprung von Mercedes konnte das Team von Nick Heidfeld trotz neuer Teile nicht mitgehen.

Das Problem ist laut Heidfeld die fehlende Zeit für die Feinabstimmung. Zu oft stand das Auto wegen Problemen an der Box, oft gab es Ärger mit KERS.

Entsprechend unsicher ist Heidfeld, obwohl sich das neue Paket nach seiner Aussage gut angefühlt hat. "Ich bin noch nie mit einer so großen Ungewissheit in eine neue Saison gegangen wie diesmal", sagte Heidfeld mit Blick auf die unberechenbaren Pirelli-Reifen. Es könnte für Platz vier in Melbourne reichen, aber die Luft im Mittelfeld wird verdammt dünn werden.

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