Wer ist der beste Fahrer aller Zeiten?

Von Jan-Hendrik Böhmer
Zwischen Ayrton Senna und Michael Schumacher bahnt sich ein packendes Halbfinale an
© Getty
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In Runde 1 ausgeschieden:

16. Sebastian Vettel

WM-Titel: 1 (2010)

aktiv: seit 2007

Statistik: 62 Rennen, 10 Siege, 15 Poles, 381 Punkte

Die Zukunft. Mit 23 Jahren und 134 Tagen ist Sebastian Vettel der jüngste Weltmeister aller Zeiten. In einem unfassbar spannenden Saisonfinale jagte er Fernando Alonso im letzten Rennen der Saison 2010 den sicher geglaubten Titel noch ab. In der gesamten Saison hatte Vettel zuvor nie an der Spitze der Fahrer-WM gelegen. Er ist der jüngste Fahrer auf der Pole, der jüngste Fahrer auf dem Podium und natürlich auch der jüngste Fahrer, der je ein Rennen gewonnen hat. Sein erstes Rennen bestritt er als Ersatzfahrer für den beim Kanada-GP 2007 verunglückten Robert Kubica beim darauffolgenden Grand Prix in Indianapolis - und holte als jüngster Fahrer in der Formel-1-Geschichte auch gleich seinen ersten Punkt.

8. Jack Brabham

WM-Titel: 3 (1959, 1960, 1966)

aktiv: 1955 bis 1970

Statistik: 128 Rennen, 14 Siege, 13 Poles, 261 Punkte

Black Jack. Diesen Spitznamen bekam Jack Brabham wegen seines dunklen Haars und des Stoppelbarts von der Presse verliehen. Doch nicht nur deshalb. Auch wegen seiner rücksichtslosen Fahrweise und der stillen und irgendwie dunklen Aura, die er pflegte. Nachdem er in seiner Heimat Australien bereits in diversen Rennserien überaus erfolgreich war, kam er nach Europa und eroberte die Herzen der Fans im Sturm. Sie liebten ihn wegen seiner spektakulären Fahrweise, bei der er nach eigener Aussage "mit vollem Lenkeinschlag und viel Vollgas" arbeitete. Der endgültige Durchbruch gelang ihm mit seinem ersten WM-Titel 1959. Später machte der gelernte Flugzeugmechaniker auch durch die von ihm konstruierten Autos (zwei WM-Titel, 35 Siege) auf sich aufmerksam.

12. Graham Hill

WM-Titel: 2 (1962, 1968)

aktiv: 1958 bis 1975

Statistik: 179 Rennen, 14 Siege, 13 Poles, 289 Punkte

Natürlich ist die Triple Crown of Motorsport kein offizieller Titel. Dennoch ist es extrem beeindruckend, sowohl die 500 Meilen von Indianapolis, die 24 Stunden von Le Mans und dann auch noch den Monaco-GP zu gewinnen. Wie beeindruckend? So beeindruckend, dass es bisher weltweit nur einem Fahrer gelang: nämlich Graham Hill. Der ist außerdem zusammen mit seinem Sohn Damon das einzige Vater-und-Sohn-Gespann, das in der Formel 1 jeweils den Fahrer-Titel holen konnte. Ein schwerer Unfall im extrem gefährlichen Lotus, bei dem sich Hill beide Beine brach, brachte seine Karriere 1969 allerdings aus dem Tritt. Zwar kehrte der Brite zurück - doch ein Formel-1-Rennen sollte er nie wieder gewinnen.

13. Emerson Fittipaldi

WM-Titel: 2 (1972, 1974)

aktiv: 1970 bis 1980

Statistik: 149 Rennen, 14 Siege, 6 Poles, 281 Punkte

Sie denken, Michael Schumacher ist alt? Dann fragen Sie mal Emerson Fittipaldi. Der Brasilianer saß mit knapp 50 noch im Boliden und gewann mit 43 Jahren seinen letzten Titel - allerdings in der IndyCar World Series. Das ist jedoch auch kein Wunder, denn die komplette Familie Fittipaldi hat Motorsport im Blut. Seine Eltern (Langstreckenrennen), sein Bruder Wilson (Formel 1) und sein Neffe Christian (CART, Formel 1 und NASCAR) waren alle aktiv. In der Formel 1 fuhr Fittipaldi für Lotus, McLaren und Fittipaldi Automotive, das Team seines älteren Bruders. Seinen ersten Titel holte er 1972 im legendären Lotus 72, der noch bis heute als einer der besten Formel-1-Boliden aller Zeiten gilt. Damals war Fittipaldi mit 25 Jahren der bis dato jüngste Weltmeister aller Zeiten.

14. Alberto Ascari

WM-Titel: 2 (1952, 1953)

aktiv: 1950 bis 1955

Statistik: 32 Rennen, 13 Siege, 14 Poles, 140,14 Punkte

Ascari prägte zusammen mit Fangio die Gründerjahre der Formel 1. Traurige Berühmtheit erlangte er durch zwei Unfälle. Beim Monaco-GP 1955 verpasste er die Schikane und stürzte ins Hafenbecken. Er überlebte nur, weil er von einem Matrosen aus dem sinkenden Boliden befreit wurde. Nur vier Tage später starb Ascari dann bei einem Unfall in Monza, dessen Umstände bis heute ungeklärt sind. Er entschied sich kurzfristig dazu, den zusammen mit Eugenio Castellotti eingesetzten Ferrari zu testen und kam in der dritten Runde aus ungeklärter Ursache von der Strecke ab. Sein Ferrari überschlug sich mehrfach, Ascari selbst wurde auf die Fahrbahn geschleudert. Die Spekulationen über die Hintergründe reichen von einer im Monaco-Unfall begründeten Ohnmacht bis hin zu Bauarbeitern auf der Strecke.

11. Mika Häkkinen

WM-Titel: 2 (1998, 1999)

aktiv: 1991 bis 2001

Statistik: 165 Rennen, 20 Siege, 26 Poles, 420 Punkte

Mika Häkkinen sei der Gegner, den er am meisten respektiert hätte. Das sagte Michael Schumacher über den "neuen fliegenden Finnen". Und das soll etwas heißen, denn beide haben eine lange gemeinsame Vergangenheit. Bereits 1990 trafen sie beim Formel-3-Rennen in Macau aufeinander, dominierten das Rennen - und gerieten gleich aneinander. Auch wenn Häkkinen damals nach einem Unfall mit Schumacher ausschied, bekam er ein Angebot aus der F1. Gleich im ersten Jahr bei Lotus beeindruckte er die Experten, als er bei seinem dritten Rennen von Startplatz 25 noch auf Rang fünf fuhr. 1993 setzte er gleich in seinem ersten Rennen für McLaren ein Ausrufezeichen, als er im Qualifying Teamkollege Ayrton Senna in den Schatten stellte. Beim Saisonfinale 1995 dann der Schock. Häkkinen erlitt bei einem Quali-Crash schwere Kopfverletzungen und überlebte nur dank eines Luftröhrenschnittes direkt an der Strecke. Doch er kehrte zurück - und das besser als jemals zuvor. 1997 gelang ihm der erste Sieg und der Durchbruch. Es folgten legendäre Duelle mit Schumacher.

10. Jim Clark

WM-Titel: 2 (1963, 1965)

aktiv: 1960 bis 1968

Statistik: 72 Rennen, 25 Siege, 33 Poles, 274 Punkte

Jackie Stewart, Alain Prost und Ayrton Senna - alle nennen sie einen Mann als ihr Vorbild: Jim Clark. Der Schotte gilt nicht nur laut Juan Manuel Fangio bis heute als einer der besten Formel-1-Piloten der Geschichte - und als einer der vielseitigsten. Neben dem Lotus-Team, dem er während seiner gesamten F-1-Karriere treu blieb, ging er auch bei Sportwagen- und Tourenwagenrennen, den Indy 500 (die er 1965 gewann) und sogar der NASCAR an den Start. Eines seiner beeindruckendsten Rennen fuhr er 1963. Beim komplett verregneten Belgien-GP in Spa hatte er von Startplatz acht kommend bereits nach 17 Runden fast das komplette Feld überrundet und auf den einzigen Fahrer, den er noch nicht überrundet hatte (Bruce McLaren), hatte er bereits fünf Minuten Vorsprung. 1968 starb er bei einem bis heute nicht gänzlich aufgeklärten Formel-2-Unfall am Hockenheimring. Ein Unfall, der die Formel-1-Welt schockierte.

15. Nigel Mansell

WM-Titel: 1 (1992)

aktiv: 1980 bis 1992 und 1994 bis 1995

Statistik: 191 Rennen, 31 Siege, 32 Poles, 482 Punkte

Der Löwe. So wurde Nigel Mansell von seinen Fans genannt. Auch wegen seiner riskanten Fahrweise und seinen oftmals haarsträubenden Manövern. Seine Duelle mit Nelson Piquet, Ayrton Senna und Alain Prost sind legendär. Besonders das Williams-Teamduell mit Piquet hatte es in sich. Der Brasilianer beschimpfte Mansell dabei als "ungebildeten Dummkopf" und dessen Frau Roseanne als "hässlich". 1992 gewann er im Williams mit der legendären roten Nummer fünf die WM und wechselte in die amerikanische CART-Serie. Dort holte sich der Brite auf Anhieb den Titel und ist damit der einzige Rennfahrer, der beide Meisterschaften gleichzeitig hielt. Unvergessen ist allerdings auch sein mehr als peinliches Karriere-Ende, als er bei seinem F-1-Comeback nicht mehr ins McLaren-Cockpit passte.

Der Rennkalender der Saison 2011