Porsche-Einstieg in die Formel 1 droht zu platzen

SID
Ab der Saison 2013 können Porsche oder Audi als Motorenlieferant in der Königsklasse antreten
© Getty

Die Formel-1-Rückkehr von Porsche steht auf der Kippe: Nach SID-Informationen gibt es bei den Herstellern der "Königsklasse" keine Bestrebungen, einen Weltmotor zu entwickeln.

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Die Rückkehr von Porsche in die Formel 1 droht zu platzen. Wie der SID erfuhr, gibt es bei den Herstellern der "Königsklasse" derzeit offenbar keine Bestrebungen, einen Weltmotor zu entwickeln.

Doch gerade die Verwendung des Einheitstriebwerks (1,6-Liter-Vierzylinder mit Turboaufladung), das jeder Hersteller selbst entwickeln kann, ist offenbar Voraussetzung, dass sich die Volkswagen AG, zu der Porsche in Zukunft gehört, überhaupt in der Formel 1 engagieren will.

Widerstand bei Motorherstellern

Doch genau dagegen regt sich mehr und mehr Widerstand bei den aktuellen Motorenherstellern. "Für die Formel 1 war der so genannte 'Weltmotor' bei Besprechungen, denen ich beiwohnte, nie ein Thema", sagte Mercedes-Sportchef Norbert Haug.

Der Automobil-Weltverband FIA hat bisher nur entschieden, dass der neue Weltmotor in der Rallye- und Tourenwagen-WM ab 2012 zum Einsatz kommen wird. Eine FIA-Entscheidung bezüglich der Formel 1 ab 2013 wird in Kürze erwartet.

Haug sagte weiter: "Es gibt im Moment viele Treffen und Diskussionen, aber es ist noch keine Entscheidung gefallen. Ich denke, eine Stabilisierung der Formel 1, wie wir sie im Moment haben, ist wichtig. Wenn man nicht stabilisiert, was man hat, kann man möglicherweise in der Zukunft Probleme bekommen."

Entwicklungskosten schrecken Hersteller ab

Mercedes sowie die anderen Hersteller Ferrari, Renault und Cosworth schrecken Entwicklungskosten von angeblich bis zu 100 Millionen Dollar für die neuen Triebwerke ab.

Daher liegt unter anderem ein Gegenvorschlag auf dem Tisch, mit den bisherigen Achtzylindern mit reduziertem Benzinverbrauch weiterzufahren.

Der neue Weltmotor dagegen wäre ein 1,6-Liter-Vierzylinder mit Turboaufladung und Energierückgewinnung (KERS). Für VW ist der Weltmotor vor allem interessant, weil dieses Triebwerk auch von Konzernmarken in anderen Serien eingesetzt werden könnte, beispielsweise in der Rallye- und Tourenwagen-WM (Skoda und Seat).

Freigabe für FIA-Serien in zwei Jahren

Für diese beiden FIA-Serien hat der Automobil-Weltverband schon ab 2012 eine Freigabe erteilt hat.

Dass der neue Weltmotor Grundlage für einen Porsche-Einstieg in die Formel 1 ist, bestätigte zuletzt auch Entwicklungsvorstand Wolfgang Dürheimer am Rande des Saisonfinales der American Le Mans Series in Atlanta/Gerorgia.

"Wir werden uns das definitive Reglement der Formel 1 ab 2013 anschauen. Wichtig ist, dass es für Jahre konstant bleibt. Die Zeit ist reif für Porsche, wieder größeren Motorsport zu betreiben", sagte Dürheimer.

Vorstandsbeschluss noch vor Jahresende

Mit einem Vorstandsbeschluss pro oder kontra Formel 1 rechnet Dürheimer noch vor Jahresende, und er hat auch konkrete Vorstellungen: "Meine Empfehlung als Verantwortlicher wäre es, mit einem eigenen Team anzutreten", sagte Dürheimer, der Porsche nicht mehr bloß als Motorenlieferant, wie einst zu Zeiten mit McLaren (WM-Titel) und Footwork-Arrows sieht.

Nur als eigenständiges Team könne man die Verantwortung und die Kontrolle über alle Parameter eines solches Projekts wie Motoren, Chassis, Fahrerwahl und Rennstrategie übernehmen.

Wichtiger Faktor: Hybrid

Auch beim viel diskutierten Thema Hybrid, das Porsche in einem 911 GT3-R mit Partner Williams F1 bereits entwickelt und eingesetzt hat, hat Dürheimer eine klare Meinung: "Niemand kommt um Hybrid herum. Racing muss sich der Zukunft anpassen, nicht umgekehrt", betont Dürheimer.

VW-Motorsport-Berater Hans-Joachim Stuck hatte bereits im Mai bestätigt, dass sich der Volkswagen-Konzern mit dem Thema Formel 1 beschäftigen würde, wenn sich die FIA dazu entschließen sollte, ab 2013 auf den Weltmotor zu setzen. Eine Entscheidung könnte nach SID-Informationen bereits am 3. November fallen, wenn im Vorfeld der Verleihung zum Goldenen Lenkrad 2010 in Berlin in einem Strategiemeeting der Volkswagen AG die Vorgehensweise besprochen wird.

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