Schluss mit lustig

Von Alexander Mey
Lieblingsbeschäftigung in der Boxengasse in Suzuka: Die Ingenieure bauten Boote
© Getty

Schon zum zweiten Mal in sechs Jahren muss das Qualifying zum Japan-GP in Suzuka nach einem völlig verregneten Samstag auf Sonntag verschoben werden. Was zunächst alle mit viel Humor nahmen, kann noch zu einem echten Problem werden. Lewis Hamilton hat das Problem schon, er wird bestraft.

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Red Bull hatte das schnellste, Sauber das schönste, über das von Mercedes hat sich Red Bull lustig gemacht, das von Lotus war einfach nur schäbig. Worum es geht? Um selbst gebastelte Boote. Die bewegten sich nämlich am Samstag in Suzuka durch die Boxengasse - die Formel-1-Boliden nicht.

Aus purer Langeweile übertrafen sich die Ingenieure darin, aus Styropor, Blechdosen und anderen Utensilien Boote zu bauen, die sie durch die Boxengasse schippern ließen. Die Sturzbäche an Regenwasser machten es möglich.

Strömender Regen verhinderte, dass das Qualifying wie geplant ausgetragen werden konnte. Es muss am Sonntag nachgeholt werden. Wieder einmal. Schon 2004 gab es beim Japan-GP am Sonntag den Doppelschlag aus Quali und Rennen, damals war ein Taifun schuld.

Qualifying soll um 3 Uhr beginnen

Der kommende Sonntag wird wieder ein langer Tag werden. Er beginnt um 2.30 Uhr deutscher Zeit mit der Inspektion der Strecke durch die Rennleitung. Hat der Regen wie erwartet nachgelassen, wird um 3 Uhr das Qualifying (im LIVE-TICKER) gestartet werden. Nicht einmal vier Stunden, nachdem die Startaufstellung feststeht, wird um 8 Uhr das Rennen beginnen.

Red-Bull-Teamchef Christian Horner, der sich kurz zuvor noch über das Boot der Mercedes-Crew lustig gemacht hatte, wurde angesprochen auf die logistischen Probleme am Sonntag plötzlich ernst. "Das wird ein schwieriger Tag. Es gibt eine Menge Arbeit, man muss da viel reinpressen", sagte er.

Hamilton wird strafversetzt

Für die Fahrer, die laut Nick Heidfeld am Sonntagmorgen vor dem Rennen ohnehin nichts zu tun haben, ist die Doppelbelastung körperlich kein Problem. Aber wehe, sie machen etwas kaputt oder es gibt einen technischen Defekt. Der ist in der kurzen Zeit  bis zum Rennen kaum zu reparieren.

Es muss also alles perfekt laufen. Wenn nicht, können in dieser heißen Phase der Saison ganz schnell WM-Träume zerplatzen. Wie vielleicht schon bei Lewis Hamilton, an dessen Auto das Getriebe gewechselt werden musste. Er wird also auf jeden Fall um fünf Startplätzen nach hinten versetzt.

Aber auch bei den anderen sind Fehler schnell passiert, vor allem, wenn es am Morgen in Suzuka immer noch nass ist. Bis Mitternacht soll es noch heftig weiterregnen, danach langsam besser werden.

Worst Case: Startnummern bestimmen Startaufstellung

Die Vorhersagen widersprechen sind noch etwas. Die einen sprechen von einem nassen Qualifying und einem trockenen Rennen, die anderen sehen schon am Morgen trockene Bedingungen. Andere befürchten sogar einen Rennstart im Nassen.

Im schlimmsten Fall müsste das Qualifying komplett ausfallen. Dann würden die Rennkommissare entscheiden, wie die Startaufstellung ermittelt wird, da die Statuten nicht ganz eindeutig sind. Sie sprechen von einer Reihenfolge in "numerischer Order". Was das genau heißt, ist Interpretationssache. Eine Möglichkeit ist, die Startaufstellung nach den Startnummern zu sortieren.

Aber das will im Titelkampf natürlich niemand - wohl nicht einmal Profiteur Jenson Button. Daher könnte sich die Rennleitung eventuell auch an den Platzierungen in der Fahrerwertung orientieren. Sprich: Webber vor Alonso, Vettel und Button.

Red Bull wünscht sich trockenes Qualifying

"Je mehr Regen jetzt runterkommt, desto weniger kann ja übrig bleiben. Ich weiß nicht, wo das ganze Zeug herkommt", scherzte Sebastian Vettel von diesen Szenarien offenbar unbeeinruckt. "Lassen wir uns mal überraschen."

Angesichts der Dominanz, die Red Bull in den trockenen Trainings am Freitag demonstriert hat, hofft Teamchef Horner von Anfang an auf Trockenheit. Sollte es nicht so kommen, könnte Red Bull die sicher geglaubte Pole-Position durch die Lappen gehen. Denn die Saison hat gezeigt, dass andere Teams im Regen deutlich zulegen können, Red Bull eher nicht.

Alonso hat Mercedes auf der Rechnung

Schon am Freitag hat Ferrari-Pilot Fernando Alonso gemutmaßt, dass Teams wie Mercedes, Renault oder Williams bei Regen plötzlich ein Wörtchen um die ersten Startplätze werden mitreden können.

Und Ferrari? "Da habe ich ehrlich gesagt nicht viel Erfahrung", sagte Alonso. "Ich mache mir über unsere Performance im Nassen keine Sorgen, aber unter solchen Bedingungen spielt natürlich immer Glück eine Rolle. Wenn du eine Runde mit ein bisschen weniger Wasser erwischst, bringt dir das vielleicht gleich mal zwei Sekunden. Du musst zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein und die passenden Reifen montiert haben. Regen bringt alles durcheinander."

Vettel macht sich zumindest öffentlich wegen des Regens keine Sorgen. Sein Credo: "Die Autos, die im Trockenen schnell sind, sind normalerweise auch im Nassen gut. Im Prinzip schnallt man einfach Regenreifen auf und macht sonst alles wie gewohnt."

Schumacher hat Doppelschlag 2004 dominiert

Bei Alonsos Geheimtipp Mercedes sieht man die Sache ebenfalls ganz entspannt. "Das ist kein Problem, das bekommen wir schon locker hin", sagte Nico Rosberg. "Ich gehe heute Abend früh ins Bett."

Michael Schumacher war genauso locker. Er plauderte entspannt über das letzte Mal, dass ein Qualifying in Japan auf Sonntag verschoben wurde. Immerhin war er 2004 selbst live dabei. Und er holte sowohl die Pole-Position als auch den Rennsieg...

Qualifying in Suzuka wegen zu starken Regens abgesagt