"Jetzt ist die Zeit zum Kämpfen"

Von Jan-Hendrik Böhmer
Suzuka International Racing Course: Alle Kurven, Geschwindigkeiten, Gangzahlen und Fliehkräfte
© spox

19 Strecken stehen im Rennkalender der Saison 2010. Darunter eine völlig neue in Südkorea und einige umgebaute, zum Beispiel in Bahrain oder Silverstone. SPOX stellt vor jedem Rennen den Kurs detailliert mit Grafik, Fakten und Video vor. Darunter eine Runde im Red-Bull-Simulator mit Sebastian Vettel. Strecken-Check, Teil 16: Japan.

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Streckendaten:

  • Name: Suzuka International Racing Course
  • Ort: Mie-ken, Japan
  • Länge: 5,807 Kilometer
  • Runden: 53
  • Renndistanz: 307,471 Kilometer
  • Kurven: 10 Rechtskurven, 8 Linkskurven

VIDEO: Eine Suzuka-Runde mit Vettel im Rennsimulator

Darauf kommt es an:

Den Fahrer. "Suzuka ist ein kleiner asiatischer Nürburgring", sagt Adrian Sutil und bringt es damit auf den Punkt. Besonders die schnellen Esses gleich zu Beginn verlangen den Piloten alles ab. Hier gibt es unzählige mögliche Ideallinien und es ist enorm wichtig, schnell einen guten Rhythmus zu finden - ansonsten ist die Rundenzeit dahin. Kurz: die schnelle Passage zählt zum Anspruchsvollsten, was der Rennkalender zu bieten hat. Und damit ist noch lange nicht Schluss. Es folgt die unglaubliche 130R-Linkskurve, die mit weit über 300 Stundenkilometern durchfahren wird und in der Casino-Schikane mündet. Eine perfekte Überholmöglichkeit, wenn man sich denn traut. "Herausfordernd", nennt es Nico Rosberg.

Balance und Abtrieb. Eine Strecke mit derart vielen schnellen Kurven verlangt ein gut ausbalanciertes Auto mit enormem Abtrieb. Bei Experten gilt Suzuka als technisch anspruchsvollste Strecke des Jahres. Reifen, Bremsen und Motor werden enorm beansprucht. Besondere Herausforderung für die Ingenieure: die 130R. Hier drohen wegen der enormen Querbeschleunigung von bis zu sechs G (es wirkt das Sechsfache des Körpergewichts) Probleme mit der Ölversorgung. Nur wer seinen Boliden perfekt im Griff hat, kann hier gewinnen.

Regen. Den gibt es in Suzuka gerne mal. Und nicht irgendwelchen Regen. Richtigen Regen. Taifun nennt sich das Ganze und sorgte 2004 sogar dafür, dass der komplette Trainingssamstag ausfiel und die Quali am Sonntag vor dem Rennen ausgetragen werden musste. Nein, so schlimm wird es in diesem Jahr nicht kommen. Dennoch: auch für das kommende Wochenende sind wieder teilweise heftige Schauer vorhergesagt. Und was ein gepflegter Regenguss mit einem Formel-1-Rennen anstellen kann, durften wir in diesem Jahr bereits mehrfach erfahren. Für ausreichend Spannung ist also gesorgt.

Wetter-Prognose:

  • Freitag, leicht bewölkt, 23 Grad, 10 Prozent Regen-Risiko
  • Samstag, leichter Regen, 21 Grad, 65 Prozent Regen-Risiko
  • Sonntag, Regen, 22 Grad, 65 Prozent Regen-Risiko

Die Favoriten:

Red Bull: Eigentlich kann sich Red Bull in Suzuka nur selbst schlagen. Der Kurs scheint mit seinen vielen schnellen Kurven wie für den RB6 gemacht. Denn der Red Bull geht besonders auf Strecken gut, die viel Abtrieb, Traktion und schnelle Richtungswechsel verlangen oder flüssige Kurvenfolgen die Aerodynamik fordern. Also: genau wie in Suzuka. Doch hatte man etwas ähnliches nicht auch vor dem Singapur-GP gesagt? Und gewann da nicht am Ende doch ein gewisser Fernando Alonso? Dementsprechend warnt Sebastian Vettel auch vor verfrühter Euphorie. "Wir müssen erst beweisen, dass uns die Strecke liegt", erklärt der Deutsche. Und weiter:  "Im vergangenen Jahr waren wir zwar sehr gut und ich denke wir sollten wieder ein gutes Ergebnis hinbekommen, aber wir müssen das erst vor Ort beweisen."

Ferrari: Theoretisch ist also Red Bull im Vorteil. Denn der Ferrari mag lang gezogene schnelle Kurven einfach nicht. Die Stärken des F10 liegen in der Beschleunigung. Doch: "Ferrari geht mit dem größten Schwung in das Rennen", warnt Red-Bull-Pilot Mark Webber. Taktik, um den Druck von sich selbst abzulenken? Mit Sicherheit. Doch hinter dem üblichen Konkurrenz-Starkgerede verbirgt sich auch eine große Portion Wahrheit. Denn die Scuderia hat mit den Siegen in Monza und Singapur gezeigt, dass man auf zwei sehr unterschiedlichen Strecken die Nase vorn hat. "Wir haben unsere Vielseitigkeit bewiesen und können die anstehenden Rennen ohne Angst angehen", urteilt Alonso. Und: "Die Siege wecken ein neues Selbstbewusstsein, besonders nachdem unsere Titelträume schon am seidenen Faden hingen." Momentum nennt man das, was der Asturier da beschreibt - und es ist mächtig.

McLaren: Bei den Engländern ist man davon überzeugt, wieder nah dran zu sein. "In Budapest hatten wir noch 1,7 Sekunden Rückstand auf die Red Bull. In Singapur waren es zwei Zehntel - und das sind zwei ähnliche Strecken", heißt es vom Team. Doch der Vergleich hinkt. Denn auch beim letzten Rennen war Buttons schnellste Runde wieder 1,7 Sekunden langsamer als die von Alonso. Trotzdem: Die Briten entwickeln den MP4-25 konsequent weiter. Und ein Lewis Hamilton ist auf einer Fahrerstrecke immer ein Faktor.

Renault: Bei den Franzosen will man Mercedes unbedingt den vierten Platz in der Konstrukteurswertung abjagen - und legt deshalb noch einmal nach. "Wir haben unser Auto seit Saisonstart stetig verbessert. Deshalb bin ich - bei allem Respekt vor unseren Gegnern - sehr zuversichtlich, dass wir unser Ziel erreichen", erklärt Teamchef Eric Boullier. Dabei baut er vor allem auf Robert Kubica, dem Suzuka besonders liegen sollte. "Diesen Typ von Strecke, diesen präzisen Fahrstil und diese Art von Rennen, finde ich sehr gut", sagt Kubica selbst. "Es ist körperlich anstrengend und technisch anspruchsvoll, das liegt mir."

Blog 1,2,3,4 - Der Weltmeister ist hier

Statistik:

  • Sieger 2009: Sebastian Vettel (Red Bull), 1:28:20,443 Stunden
  • Pole-Position 2009: Sebastian Vettel  (Red Bull), 1:32,160 Minuten
  • Schnellste Rennrunde 2009: Mark Webber (Red Bull), 1:32.569 Minuten
  • Meiste Siege: Michael Schumacher (6)
  • Meiste Pole-Positions: Michael Schumacher (8)

Das sagen die Beteiligten:

Fernando Alonso (Ferrari): "Jetzt wird es ernst. Wir müssen bis an die Schmerzgrenze gehen. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem jeder alles herausholen muss und es keinen einzigen Schritt zurückgeben darf. Noch immer kann alles passieren."

Mark Webber (Red Bull): "Ich denke, wir werden sehr konkurrenzfähig sein. Jetzt müssen wir aus unseren Möglichkeiten einfach das Maximum herausholen."

Lewis Hamilton (McLaren): "Es ist wirklich eine Fahrerstrecke, die Präzision und Entschlossenheit erfordert. Fehler darf man sich nicht erlauben, denn es gibt keine asphaltierten Auslaufflächen und die Leitplanken stehen nie weit weg. Jeder kleine Fehler kann deine Chancen heftig schmälern. Jetzt gibt es keine Zurückhaltung mehr. Jetzt ist die Zeit zum Kämpfen. In Suzuka ist im Vorjahr noch etwas unerledigte Arbeit liegengeblieben."

Michael Schumacher (Mercedes-GP): "Die Strecke in Suzuka war immer eine meiner Lieblingsstrecken, denn diese Strecke ist teilweise einfach super zu fahren. Sie ist technisch anspruchsvoll, es gibt interessante Kurven-Kombinationen - es ist schlichtweg ein richtig gutes Gefühl, wenn man das alles zusammen bekommt."

Nico Rosberg (Mercedes-GP): "Neben Spa ist es der beste Kurs im Rennkalender. Man muss das Beste aus sich und dem Auto herausholen. Der erste Sektor ist das absolute Highlight der Strecke und der Grund, warum die Strecke so herausfordernd ist."

Zeitplan:

  • Freitag, 3 Uhr: 1. Training
  • Freitag, 7 Uhr: 2. Training
  • Samstag, 4 Uhr: 3. Training
  • Samstag, 7 Uhr: Qualifying
  • Sonntag, 8 Uhr: Rennen

Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM