Superman vs. Harley Davidson

Von Alexander Mey
Superman kann nicht so schnell Auto fahren wie Lewis Hamilton
© Getty

Ganz Italien feiert nach dem Sieg von Fernando Alonso in Monza eine Party. Allerdings war der Sieg auch Pflicht, bei all den Promis, die die Scuderia am Wochenende angekarrt hat. Außerdem: Eine idiotische Straßensperre, blumige Vergleiche und der tragische Held Sakon Yamamoto. Das und mehr in den Top 8 aus Monza.

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Platz 8: Sakon, der tragische Held

Unfassbar, wie mies ein Rennen laufen kann. Da ist Sakon Yamamoto schon Japaner und genießt folglich wegen einer ganzen Reihe mehr oder weniger vogelwilder Vorgänger (Ukyo Katayama und so) keinen allzu großen Leumund in der Königsklasse, und dann geht in Monza auch noch alles schief.

Erst fährt er beim Boxenstopp einen Mechaniker über den Haufen, der daraufhin vom Krankenwagen aufwändig abtransportiert werden muss. Dann, als klar ist, dass der gute Mann halbwegs okay ist, bleibt Yamamoto auf seiner Auslaufrunde stecken, weil er so spät dran ist, dass schon alle Ferrari-Fans auf die Piste strömen. Blöd, wenn man im mit Abstand langsamsten Auto sitzt.

Am Abend gab es dann noch die Krönung: 20.000 Dollar Strafe für das Team, weil es den eigenen Mechaniker umgehauen hat. Bravo!

Platz 7: Die weisen Worte des Wladimir K.

Was soll eigentlich schiefgehen, wenn man die Unterstützung von einem der größten Klopper der Welt hat? Okay, Klopper ist vielleicht nicht das richtige Wort, um Box-Weltmeister Wladimir Klitschko zu beschreiben, aber das mit der Unterstützung stimmt voll und ganz.

Denn Wladimir ist großer Formel-1-Fan und als braver RTL-Celebrity natürlich auch Anhänger von Michael Schumacher und Sebastian Vettel. Denen gab er, kurz bevor er am Samstag Samuel Peter ausknockte, noch ein paar Weisheiten mit auf den Weg.

"Ich glaube, ohne ein gewisses Drama im Leben ist es sehr schwer, besser zu werden. Jetzt steckt Sebastian in einer Krisenzeit, aber davon wird er auch lernen", sagte Klitschko zu Vettel. Und zu Schumi: "Mein Bruder Witali hat es sehr gut gezeigt: Man kann auch nach einem Comeback Weltmeister werden." Na wenn Wladimir das sagt...

Platz 6: Warum fährt Kubica eigentlich Formel 1?

Robert Kubica auf dem achten Platz. So lautet das nüchterne und vielleicht auch etwas ernüchternde Ergebnis des Polen in Monza. Platz acht? Dafür braucht er doch die Formel 1 nicht! Kubica kann nämlich auch Rallye - fast so gut wie Kimi Räikkönen.

Bei der Rally d'Alpi Orientali belegte Kubica in einem Renault Clio den 13. Platz. Seine Klasse hat er sogar gewonnen. Also, die zweite Karriere wartet schon.

Platz 5: Allerlei Schabernack

Launig waren sie, unsere Helden in Monza - und auch deren Angehörige. So lief Nico Rosbergs Mutter Sina einfach mal live in die Sendung von Sky, um sich laut lachend ihrem Mann Keke zu zeigen. Der könne es nämlich gar nicht leiden, wenn sie sich einfach so im Fernsehen zeigt, sagte sie, haute wieder ab und ließ einen völlig konsternierten Moderator Peter Lauterbach zurück.

Bei den Freunden von RTL wurde Sebastian Vettel Opfer eines Scherzes von Michael Schumacher. Der lief nämlich mitten im Live-Interview hinter Vettel vorbei und klaute ihm die Kappe vom Kopf. Kurze Verwirrung, kurzes Gelächter, dann ging es weiter. Ach, sind sie nicht locker, unsere PS-Protze.

Platz 4: Red Bull macht jetzt in Kunst

Sie wollten immer schon mal einen Spiegel aus einem Auspuffrohr oder eine Lampe aus einer Felge bei sich zu Hause haben? Dann aber mal schnell los zu Red Bull. Bei denen gibt es nämlich ab sofort Kunst aus Teilen eines Formel-1-Autos.

Die Kollektion heißt "Part of the Team" und ist sogar mit einem Zertifikat ausgestattet. Das garantiert, dass das Teil, das ab sofort die Zimmer der Fans ziert, auch tatsächlich mal bei Vettel oder Webber am Auto war. Hoffentlich nehmen sie die Teile erst nach den Rennen weg, denn sonst haben wir jetzt einen Grund für die häufigen technischen Probleme gefunden.

Platz 3: Ferrari haut auf die Kacke

Gott sei Dank hat Ferrari in Monza gewonnen und die Pole-Position geholt! Denn sonst hätte sich der Boss Luca di Montezemolo ganz schön blamiert. Warum? Ganz einfach: Ferrari hat eine unglaubliche Menge an Promis an die Strecke gekarrt, um zu zeigen, wie toll das Team ist. Die komplette Chefetage des Konzerns war da, dazu Schauspiel-Star Hugh Grant und Englands Nationaltrainer Fabio Capello. Am Sonntag schaute auch noch Flavio Briatore vorbei, allerdings offiziell als Gast von Bernie Ecclestone. Wären da nicht die wilden Gerüchte, dass er Ferrari-Teamchef werden könnte...

Platz 2: Superman vs. Harley Davidson

Offenbar vom italienischen Temperament angesteckt, haben die Formel-1-Granden am Wochenende erstaunlich blumige Bildsprache benutzt, um ganz einfache Sachverhalte zu erklären. Keine Spur von technischer Sachlichkeit - komisch...

Beispiel 1: Lewis Hamilton. Er wurde von der Nachrichtenagentur "Reuters" noch einmal zu seinem Burnout-Abenteuer Anfang des Jahres in Melbourne und zu dem darauffolgenden FIA-Verhaltenskodex für die Fahrer befragt. Seine Antwort: "Die Kids schauen zu uns auf als wären wir Superhelden. Aber sogar Superman hat Schwächen." Stimmt. Superman kann nicht so schnell Auto fahren wie Hamilton.

Beispiel 2: Adrian Newey. Gefragt nach seiner Meinung zu den Plänen, ab 2013 nicht mehr mit Achtzylinder- sondern mit Sechszylinder-Turbomotoren zu fahren, sagte der Red-Bull-Technik-Guru: "Irgendwann werden Achtzylinder-Motoren so sein wie antike Harley Davidsons." Was meint er damit? Protzig? Laut? Ineffizient? Sprich: cool?

Platz 1: Willkommen in Schilda!

Also manchmal, da kann man über die Organisation an der Formel-1-Strecke nur den Kopf schütteln. Logisches Denken, gesunder Menschenverstand, einfach Hirn. So manchem wünscht man nichts herzlicher als das.

Zum Beispiel den Helden, die sich die Straßensperre in der ersten Schikane ausgedacht haben. Styropor-Poller sollten dort verhindern, dass die Fahrer einfach geradeaus fahren und dadurch abkürzen. So weit, so logisch. Blöd nur, wenn man die Poller über die ganze Breite der Straße aufstellt, in Zweierreihen, auch noch mit Eisenstreben gesichert, ohne auch nur einen Millimeter Platz zu lassen, den die Fahrer nutzen können, wenn sie die Sperre umkurven wollen. Die Folge: komplette Ratlosigkeit. Die Fahrer zuckten rechts, links, rechts, in der Hoffnung, den richtigen Weg nur übersehen zu haben. Aber es gab ihn nicht. Alle mussten über die Wiese gurken.

Tja, Superman wäre einfach drüber geflogen, Kubica konnte seine Rallye-Kenntnisse nutzen. Aber so jemand wie Kamui Kobayashi - Japaner - blieb eben an einem der Poller hängen und verteilte das Styropor gleichmäßig auf der Piste.

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