"Monza ist Heavy Metal"

Von Alexander Mey
Autodromo Nazionale di Monza: Alle Kurven, Geschwindigkeiten, Gangzahlen und Fliehkräfte
© spox

19 Strecken stehen im Rennkalender der Saison 2010. Darunter eine völlig neue in Südkorea und einige umgebaute, zum Beispiel in Bahrain oder Silverstone. SPOX stellt vor jedem Rennen den Kurs detailliert mit Grafik, Fakten und Video vor. Darunter eine Runde im Red-Bull-Simulator mit Sebastian Vettel. Strecken-Check, Teil 14: Italien.

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Streckendaten:

  • Name: Autodromo Nazionale di Monza
  • Ort: Monza
  • Länge: 5,793 Kilometer
  • Runden: 53
  • Renndistanz: 307,029 Kilometer
  • Kurven: 7 Rechtskurven, 4 Linkskurven

VIDEO: Eine Monza-Runde mit Vettel im Rennsimulator

 

Darauf kommt es an:

Monza ist Highspeed in Reinform. Fast 70 Prozent Vollgasanteil, fast kein Anstellwinkel an Front- und Heckflügel, um die 340 km/h Top-Speed. Monza ist ein archaisches Rennstrecken-Monster, aber auch Kult. Die meisten Fahrer lieben es. "Wenn das Geräusch eines Formel-1-Motors Musik ist, dann ist Monza Heavy Metal", beschreibt Adrian Sutil den Königlichen Park. "Monza ist genial!"

Zur Abstimmung gibt es nicht viel zu sagen. Top-Speed ist alles. Der Kurs wechselt beinahe ausschließlich zwischen Schikane und Gerade. Anpressdruck in schnellen Kurven ist so irrelevant, dass die Top-Teams sogar geschlossen darüber nachdenken, ob das F-Schacht-System überhaupt Sinn macht.

Obwohl es in Monza so viele Geraden gibt, waren Überholmanöver in den vergangenen Jahren meistens Mangelware. Wenn, dann geht auf der Bremse etwas. Die wird folgerichtig sehr stark beansprucht und leidet vor allem bei Hitze.

Die Strecke ist abgesehen von einigen modifizierten Kerbs in den ersten beiden Schikanen unverändert, Bridgestone hat die Reifenmischungen hart und weich im Gepäck.

Wetter-Prognose:

  • Freitag: leicht bewölkt, 19-26 Grad, 10 Prozent Regen-Risiko
  • Samstag: leicht bewölkt, 20-27 Grad, 10 Prozent Regen-Risiko
  • Sonntag: leicht bewölkt, 25-27 Grad, 10 Prozent Regen-Risiko

Die Favoriten:

McLaren: Der Kurs ist wie gemacht für das schnellste Auto im Feld. Wenngleich man abwarten muss, wie sich McLaren schlägt, wenn der hoch gelobte F-Schacht nicht so sehr zur Geltung kommt. Außerdem musste am Auto der Unterboden leicht modifiziert werden, um sicherzustellen, dass der verschärfte FIA-Test kein Problem darstellt.

Dennoch: Wenn alles halbwegs nach Plan läuft, sind Lewis Hamilton und Jenson Button die großen Favoriten auf den Sieg.

Hamilton führt zwar nach seinem Sieg in Spa die WM an, dennoch hat er den Druck, in Monza gewinnen zu müssen. Denn der Kurs scheint mit Blick auf das Layout der letzte zu sein, der dem McLaren besser liegt als dem Red Bull.

Ferrari: Das Wochenende des Jahres für Ferrari. In Monza lastet der Druck einer ganzen Nation auf den Roten. Aber die Befreiung nach dem Freispruch der FIA wird das ganze Team beflügeln.

Zumal Ferrari in der Woche vor dem Rennen extra Geradeaustests absolviert hat, um herauszufinden, welcher Wurm in Spa im Auto drin war. Und laut Alonso hat man ihn gefunden. Ins Detail geht er natürlich nicht, aber er wird in Monza sicher ein Kandidat auf einen Podestplatz sein.

Red Bull: Eigentlich spricht alles gegen die Bullen. Top-Speed ist die einzige Achillesferse des Autos, und genau auf den kommt es in Monza fast ausschließlich an. Teamchef Christian Horner spricht unverblümt von Schadensbegrenzung.

Für Mark Webber ist es kein allzu großes Problem, wenn er nur Fünfter oder Sechster wird, aber Sebastian Vettel braucht zur Abwechslung mal jede Menge Glück, um in der WM nicht noch aussichtsloser zurückzufallen.

Renault: Robert Kubica hat zwar seine eigene One-Man-Show im Team, aber in Spa hat er deutlich gezeigt, dass er auch alleine den ganz großen Wurf drin hat. Der Renault ist extrem schnell auf den Geraden, egal ob mit oder ohne F-Schacht, über dessen Einsatz man sich noch nicht schlüssig ist. Zum ersten Mal in dieser Saison könnte Renault deutlich stärker sein als das Kundenteam Red Bull.

Force India: Für die Inder kann man genau das gleiche anmerken wie für Renault. Gebt dem Auto schnelle Strecken und prompt ist sogar das Podium in Reichweite. Schon 2009 hat das Team in Spa und Monza zum Doppelschlag ausgeholt. 2010 kann es wieder so kommen.

Adrian Sutil muss in Monza ausnahmsweise auf seinen Teamkollegen Vitantonio Liuzzi aufpassen, denn der ist ein ausgesprochener Monza-Spezialist. Red Bull darf sich nicht darüber wundern, im Rennen von einem Force India überholt zu werden.

Mercedes: Trotz Mercedes-Power ist von den Silberpfeilen nichts zu erwarten. Im schlimmsten Fall droht die Rolle als siebte Kraft hinter Williams, denn das Auto ist nicht auf Top-Speed ausgelegt. Zumindest für Renault und Force India sollten die Silbernen diesmal leichte Beute werden, auch wenn man bei Mercedes das Sorgenkind Diffusor noch einmal überarbeitet hat.

Statistik:

  • Sieger 2009: Rubens Barrichello (Brawn GP) 1:16:21,706 Stunden
  • Pole-Position: Lewis Hamilton (McLaren) 1:24,066 Minuten
  • Schnellste Rennrunde: Adrian Sutil (Force India) 1:24,739 Minuten
  • Meiste Siege: Michael Schumacher (5)
  • Meiste Pole-Positions: Juan Manuel Fangio, Ayrton Senna (je 5)

Das sagen die Beteiligten:

Lewis Hamilton (McLaren): "Ich fahre nach Monza, um einen weiteren Sieg einzufahren und in der WM erneut Boden gutzumachen. Unser Auto sollte dort stark sein, aber man darf sich darauf nicht verlassen. Der Kurs ist voller Geschichte und inspiriert mich, am Limit zu fahren."

Fernando Alonso (Ferrari): "Unser Geradaustest hat uns Hinweise darauf gegeben, was in Spa nicht wie erwartet funktioniert hat, und wir haben das für das nächste Rennen in Ordnung gebracht. Von daher bin ich zuversichtlich, wieder um einen Podestplatz kämpfen zu können. Ein gutes Resultat wäre ein großartiger Schub für das Team, ein Misserfolg dagegen ein harter Schlag für die Moral."

Christian Horner (Red-Bull-Teamchef): "Wir wussten vorher, dass Spa und Monza McLaren-Land sein werden. Wir müssen einfach nur Schadensbegrenzung betreiben, wie wir es in Spa schon getan haben. Monza wird auf jeden Fall hart für uns werden, das schwierigste Rennen der Saison."

Michael Schumacher (Mercedes): "Das wird eine echte Herausforderung für uns. Wir haben in diesem Jahr schon einige Male erlebt, dass Strecken mit einer ähnlichen Charakteristik wie die im Parco di Monza nicht gerade von Vorteil für uns sind. Es ist trotzdem selbstverständlich, dass wir uns darauf vorbereiten und versuchen werden, dort das Maximum aus unserem Paket rauszuholen. Mal schauen, bis zu welchem Grad wir das schaffen und uns durch das Rennen kämpfen können."

Robert Kubica (Renault): "Der Kurs in Monza hält manchmal einige Überraschungen parat, aber es gibt keinen Grund, warum unser Auto in Monza nicht genauso konkurrenzfähig sein sollte wie in Spa."

Adrian Sutil (Force India): "Ich habe als Vierter im letzten Jahr mein bestes Ergebnis erzielt, und wenn ich mir den Speed des Autos in Spa ansehe, dann freue ich mich wirklich auf Monza. Unser Auto ist eins der Schnellsten und gibt uns eine große Chance auf WM-Punkte."

Zeitplan:

  • Freitag, 10 Uhr: 1. Training
  • Freitag, 14 Uhr: 2. Training
  • Samstag, 11 Uhr: 3. Training
  • Samstag, 14 Uhr: Qualifying
  • Sonntag, 14 Uhr: Rennen

Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM