Rot vs. Silber: Die alte Rivalität lebt

Von Alexander Mey
Fernando Alonso liegt in der Fahrerwertung 41 Punkte hinter Spitzenreiter Lewis Hamilton
© Getty

Fernando Alonso und Jenson Button stehen beim Italien-GP in Monza (So., 13.45 Uhr im LIVE-TICKER) in der ersten Startreihe. Ferrari beim Heimspiel gegen McLaren - wie in alten Zeiten unter Michael Schumacher. Red Bull bleibt wohl trotz guter Trainingsergebnisse nur Schadensbegrenzung.

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Ferrari

Ausgangslage:

Zum ersten Mal seit dem Brasilien-GP 2008 steht wieder ein Ferrari auf der Pole-Position. Damals war es Felipe Massa, der ist in Monza aber nur Dritter. Nur deshalb, weil es sein neuer Teamkollegen Fernando Alonso noch besser machte. Er steht erstmals seit dem Ungarn-GP 2009 ganz vorne.

Aussichten für das Rennen:

Alonso hat beste Siegchancen. Seine Starts waren in dieser Saison meistens gut, der Top-Speed des Ferrari lag im vorderen Mittelfeld und auf den weichen Reifen, mit denen alle Favoriten starten werden, ist der Ferrari ohnehin am stärksten. Alonso sollte sich also gleich zu Beginn etwas absetzen können. Sein Glück ist zudem, dass neben ihm Button startet und nicht Hamilton, denn wegen des F-Schachts und der steiler gestellten Flügel sollte Button der Top-Speed fehlen, um auf den Geraden angreifen zu können. Massa hat seinerseits vom Red Bull von Webber direkt hinter sich nicht allzu viel zu befürchten. Allerdings kommt Hamilton von Startplatz fünf und ist sicher extrem angriffslustig.

Stimmen vor dem Rennen:

Fernando Alonso: "Wir müssen diese Chance bestmöglich nutzen und jede Menge Punkte holen. Ich muss versuchen, gut zu starten und die erste Schikane sauber zu erwischen. Das ist Monza immer schwierig. Ein Doppelsieg wäre gerade hier vor den heimischen Fans sehr schön. Ich fühle mich in Italien genauso zuhause wie in Spanien."

Chris Dyer (Chefingenieur): "Mit den Reifen sollte es nach den Eindrücken der Trainings keine Probleme geben. Die harten brauchen ein wenig lange, um auf Temperatur zu kommen, aber für die Strategie bedeutet das nichts Außergewöhnliches."

McLaren

Ausgangslage:

Silber gegen Rot in der ersten Startreihe. Eine Konstellation, die Formel-1-Nostalgiker sehr gut kennen. Jenson Button hat mit seiner Entscheidung für den F-Schacht alles richtig gemacht und sein Auto in die erste Startreihe gestellt. Lewis Hamilton hat gezockt und auf mehr Top-Speed auf den Geraden gesetzt. Im Qualifying ein Fehler, denn es wurde nur der fünfte Startplatz.

Aussichten für das Rennen:

Was Buttons Vorteil im Qualifying war, könnte zu seinem Nachteil im Rennen werden. Der Einsatz des F-Schachts erfordert einen steiler eingestellten Heckflügel. Folge: weniger Top-Speed. Button hat unter normalen Umständen kaum Chancen, Alonso auf der Geraden zu überholen. Im Gegenteil, er wird sogar auf Massa hinter sich aufpassen müssen. Und auf Teamkollege Hamilton, denn bei ihm sind die Vorzeichen umgekehrt. Er sollte im Rennen von seinem höheren Top-Speed profitieren und zumindest Webber bis zur ersten Kurve knacken können. Die bange Frage beim WM-Leader ist, ob die Reifen halten. Denn in den Kurven rutscht sein Auto sehr stark und wird die Pneus deutlich stärker beanspruchen als der McLaren von Button.

Stimmen vor dem Rennen:

Jenson Button: "Wir fahren mehr Abtrieb als die meisten anderen, das könnte es uns in den ersten Runden schwer machen, aber dann im Rest des Rennens helfen. Mein Ziel ist natürlich der Sieg, der wäre enorm wichtig. Der WM-Pokal steht bei mir zu Hause, dort soll er auch bleiben."

Lewis Hamilton: "Ich habe im Rennen zwar einen guten Top-Speed, aber das Auto rutscht in den Kurven sehr stark. Ich werde mich also schwertun, den anderen dicht genug zu folgen, um dann aus dem Windschatten heraus angreifen zu können."

Red Bull

Ausgangslage:

Mark Webber hat aus den eingeschränkten Möglichkeiten seines Autos mit Startplatz vier das Beste gemacht. Vor allem, wenn man bedenkt, dass er zwei Trainingssessions wegen technischer Probleme vorzeitig abbrechen musste. Sebastian Vettel kam aufgrund rätselhafter Probleme mit dem Top-Speed nicht über Startplatz sechs hinaus. Gerade im direkten WM-Duell gegen Webber und Hamilton eine ganz schlechte Ausgangslage.

Aussichten für das Rennen:

Schadensbegrenzung ist angesagt. So hat es Red Bull schon vor dem Wochenende angekündigt. So wird es jetzt auch kommen, obwohl die guten Trainingszeiten von Vettel zwischenzeitlich Hoffnung auf mehr gemacht haben. Überholen werden Webber und Vettel normalerweise niemanden. Gleichzeitig ist die Lücke zu Platz sieben aber so groß, dass auch von hinten kaum etwas zu befürchten ist. Läuft alles nach Plan, sollten Webber und Vettel auf den Plätzen fünf und sechs ins Ziel kommen, was für Webber okay, für Vettel aber ein weiterer Rückschlag im Titelrennen wäre. Doch wann läuft bei Red Bull in dieser Saison schon mal etwas nach Plan? Vielleicht überraschen sie ja ausnahmsweise mal positiv.

Stimmen vor dem Rennen:

Sebastian Vettel: "Keine Ahnung, wo mein Top-Speed im Qualifying geblieben ist. Trotzdem haben wir für das Rennen ein gutes Auto. Man hat jedoch schon in Spa gesehen, dass wir uns schwertun, auf den Geraden zu überholen. Das wird hier nicht anders sein."

Christian Horner (Teamchef): "Das ist unser schlechtestes Rennen im Kalender, und dort vor dem WM-Führenden zu stehen, ist eine sehr solide Leistung. Wir wissen, dass Monza immer mal für ein aufregendes Rennen gut ist. Wir bereiten uns also auf einen tollen Grand Prix vor."

Mercedes

Ausgangslage:

Nico Rosberg konnte unmöglich mehr aus dem Silberpfeil herausholen als Startplatz sieben. Michael Schumacher muss von Position zwölf aus zufrieden sein, wenn er noch ein paar WM-Punkte holt.

Aussichten für das Rennen:

Für Rosberg heißt die einzige Devise: Verteidigung. Wenn er es schafft, Siebter zu bleiben, dann hat er alles erreicht. Der überraschend gute Top-Speed des Mercedes sollte ihm dabei helfen. Bei Schumacher geht es um das Gegenteil: Attacke. Die beiden Williams und Sutils Force India sollte er vielleicht sogar schon mit einem seiner gewohnt guten Starts knacken können.

Stimmen vor dem Rennen:

Michael Schumacher: "Ich bin nicht mit großen Erwartungen nach Monza gekommen und habe gedacht, dass ich hier plötzlich Bäume ausreißen würde. Denn es gibt keinen Grund, warum wir das tun sollten."

Nico Rosberg: "Ich muss vorsichtig sein, dass ich mich nicht daran gewöhne, mit einem siebten Platz zufrieden zu sein. Im Rennen bin ich vielleicht sogar noch etwas schneller. Platz sieben oder sechs muss das Ziel sein. Mehr geht nicht."

Qualifying: Alonso schenkt Ferrari die Pole-Position