Crashes, Strafen, Frust

Von Alexander Mey
Adrian Sutil hob bei seinem Crash im Training von Singapur heftig ab
© Getty

SPOX hat vor dem Singapur-GP die Leistungen der sieben deutschen Fahrer Sebastian Vettel, Nico Rosberg, Michael Schumacher, Adrian Sutil, Nico Hülkenberg, Nick Heidfeld und Timo Glock prognostiziert. Jetzt geht es an die Einzelkritik. Wer hat beim Nachtrennen am meisten überzeugt, wer war eine Enttäuschung?

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So lautete die Prognose von SPOX für den Singapur-GP

Sebastian Vettel

Prognose: Sieg - 25 WM-Punkte

Ergebnis: Platz 2 - 18 WM-Punkte

Die Geschichte seines Wochenendes ist schnell erzählt. Und er erzählt sie sogar selbst. "Am Samstag hat ein bisschen gefehlt", erklärte er in der Pressekonferenz nach dem Rennen.

Stimmt. Vettel hat in Singapur nur aus einem Grund nicht gewonnen: Er war im Qualifying 67 Tausendstel langsamer als Fernando Alonso. Man kann ihm vorwerfen, dass er seine Überlegenheit im Training nicht in die Pole-Position umgemünzt hat, das ist aber auch der einzige Kritikpunkt an einem ansonsten großartigen Wochenende.

Vor allem sein überlegener Speed gegenüber Red-Bull-Kollege Mark Webber war frappierend und macht Mut für die letzten Rennen. Fahrerstrecke in Suzuka, neue Strecke in Südkorea - die Chancen, die 21 Punkte Rückstand zumindest deutlich zu verkürzen, stehen gut. Vettel hat seine Besonnenheit, die ihm zwischenzeitlich abhanden gekommen schien, offensichtlich wiedergefunden.

Nico Rosberg

Prognose: Platz 7 - 6 WM-Punkte

Ergebnis: Platz 5 - 10 WM-Punkte

Rosberg scheint sich in einer bösen Zeitschleife zu wähnen. Wieder mal war er fahrerisch in Singapur glänzend unterwegs, wieder mal lag es am Auto, dass er nicht gewinnen konnte. Das ging ihm im Williams auch schon zweimal so.

Anstatt über seine eigene Leistung glücklich zu sein, wirkte Rosberg das ganze Wochenende über irgendwie desillusioniert. Nach Platz 7 im Qualifying danach gefragt, ob der Mercedes und Singapur nicht so perfekt zusammenpassen, sagte er mit einem zynischen lächeln: "Es geht ja nicht nur um Mercedes und Singapur, sondern um Mercedes und alle Strecken."

Man könne angesichts der Leistung des Autos schließlich nicht in Jubel über einen siebten oder fünften Platz ausbrechen. Recht hat er, miesepetrig zu sein, denn er wird mit seinen Fähigkeiten sofort Siege holen, wenn das Auto das endlich mal zulässt.

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Timo Glock

Prognose: keine WM-Punkte

Ergebnis: Ausfall - keine WM-Punkte

Das Ergebnis klingt nicht nach dem drittbesten Deutschen des Wochenendes. Aber die Show, die Glock in den ersten 16 Rennrunden abgeliefert hat, ist den dritten Rang allemal wert.

Glock hielt sich nach der ersten Safety-Car-Phase rundenlang auf dem zehnten Platz und wehrte sich dabei großartig gegen Sutil, Hülkenberg und Massa in haushoch überlegenen Autos. Erst, als Sutil endlich vorbei war, brachen alle Dämme und Glock wurde durchgereicht.

Egal, bis dahin hatte er mehr TV-Präsenz, als Virgin bei jedem anderen Grand Prix der Saison verbuchen konnte. Mehr kann er in diesem Auto nicht erreichen.

Adrian Sutil

Prognose: Platz 9 - 2 WM-Punkte

Ergebnis: Platz 9 - 2 WM-Punkte

Vielen Dank an die Rennleitung, die durch ihre Strafen gegen Sutil und Hülkenberg dafür gesorgt hat, dass unsere Prognose exakt stimmt. Sutil freut sich natürlich nicht über den Verlust eines Platzes, weil er zu Rennbeginn eine Schikane abgekürzt haben soll.

Denn er kämpft an zwei Fronten. In der Fahrer-WM gegen Michael Schumacher um Platz neun und bei den Teams gegen Williams um Rang sechs. In beiden Wertungen hat er momentan die Nase vorn.

Sutil ist extrem kämpferisch unterwegs und hat sich in Singapur gut von seinem schlechten Qualifying und dem Crash im Training erholt. Aufholjagd von 15 auf (eigentlich) acht - das kann sich sehen lassen.

Nico Hülkenberg

Prognose: keine WM-Punkte

Ergebnis: Platz 10 - 1 WM-Punkt

Das zweite Strafenopfer von Singapur. Aber wie Sutil hat auch er nur einen Platz verloren. Hülkenberg war nach dem Qualifying stinksauer über Platz zwölf. Wahrscheinlich auch deshalb, weil ihn sein Teamkollege Rubens Barrichello ordentlich gebügelt hatte.

Aber trotzdem hat sich Hülkenberg auf einem für ihn neuen und zudem derartig schweren Kurs sehr gut geschlagen. Das hat er auch selbst so gesehen.

"Wenn mir jemand nach dem Qualifying WM-Punkte angeboten hätte, ich hätte sofort zugegriffen. Das war da draußen ein harter Arbeitstag, der eine ganze Menge Konzentration erfordert hat."

Michael Schumacher

Prognose: Platz 8 - 4 WM-Punkte

Ergebnis: Platz 13 - keine WM-Punkte

Ein ziemlich wildes Debüt von Schumacher in Singapur. Am Freitag und Samstag sah das alles noch sehr gut aus. Im Training fuhr er viele Runden und war zeitweise schnell unterwegs. Im Qualifying die Top Ten zu erreichen, ist ihm nach sieben Rennen zum ersten Mal wieder gelungen. Bis dahin also ein Erfolg für Schumi.

Doch im Rennen ging dann gar nichts. Kein toller Start, früh extreme Reifenprobleme, dazu die Kollisionen mit Kamui Kobayashi und zum krönenden Abschluss mit Nick Heidfeld.

"Ist ja klar, dass ich heute mit meinem Premieren-Rennen in Singapur nicht sonderlich glücklich bin", resümierte Schumacher. Er hat sich gedanklich von dieser Saison schon lange verabschiedet und lernt in Singapur, Korea und Abu Dhabi einfach nur noch Strecken für nächstes Jahr.

Nick Heidfeld

Prognose: Platz 10 - 1 WM-Punkt

Ergebnis: Ausfall - keine WM-Punkte

Vielleicht hatten wir alle von Heidfeld bei seinem Comeback zu viel erwartet. Und wahrscheinlich war die hohe Erwartungshaltung unfair. Er kannte zwar die Strecke in Singapur, musste sich aber an ein völlig neues Auto gewöhnen.

Dazu ist Teamkollege Kobayashi beileibe kein Nasenbohrer. Das sollte nun jedem klar sein. Im Qualifying setzte es eine echte Klatsche im Sauber-Duell. Im Rennen konnte Heidfeld auch nicht glänzen, bis er von Schumacher in die Reifenstapel befördert wurde.

"Ich hatte natürlich auf ein besseres Ergebnis gehofft und wollte ins Ziel kommen", sagte Heidfeld und stichelte etwas gegen Schumi: "Aber in meinen Augen hat Michael etwas zu spät gebremst und mich aus dem Rennen gekickt."

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