Prügelknabe Vettel droht Rolle als Wasserträger

Von Alexander Mey
Sinnbild des Rennens: Für Sebastian Vettel ging beim Belgien-GP wirklich alles schief
© xpb

Sebastian Vettel droht nach seinem Fehler beim Belgien-GP in Spa bei Red Bull die Rolle als Wasserträger. Mark Webber fordert volle Unterstützung im Titelkampf. Ist Vettel noch immer zu unerfahren für die WM? Die Kritik seiner Gegner ist eindeutig.

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Die Zahlen werden immer verheerender. Mittlerweile hat Sebastian Vettel in dieser Saison im Vergleich zu seinen Startpositionen in 13 Rennen sage und schreibe 117 WM-Punkte liegen lassen. Hätte er die alle geholt, läge er mit 268 Zählern 86 Punkte vor WM-Leader Lewis Hamilton und könnte fast schon seinen ersten Titel feiern.

Hat er aber nicht. Er hat sich nach seiner Unachtsamkeit in der Safety-Car-Phase beim Ungarn-GP in Spa schon den zweiten folgenschweren Fehler in Folge erlaubt.

Weil er zu ungeduldig war, hat er beim Überholversuch gegen Jenson Button das Auto verrissen und die Kontrolle verloren. Folge: Er ist Button in den Seitenkasten gerauscht und hat dessen Rennen jäh beendet. Er selbst kam nach verdienter Durchfahrtsstrafe und einem weiteren, wenn auch unverschuldeten Unfall mit Vitantonio Liuzzi am Ende als 15. ins Ziel.

Rückstand auf Webber bedrohlich für Vettel

Lewis Hamilton gewann vor Mark Webber, die beiden setzen sich dadurch in der Fahrer-WM deutlich ab. Vettel hat nun 31 Punkte Rückstand auf den Führenden Hamilton und 28 auf Webber.

Und das ist die eigentliche schlechte Nachricht. Denn gegen Hamilton sollte Vettel nach momentanem Stand abgesehen vom kommenden Rennen in Monza für den Rest der Saison das bessere Auto haben. Gegen Teamkollege Webber logischer Weise nicht.

Webber will Nummer-eins-Status

Kein Wunder, dass der Australier sechs Rennen vor Schluss Ansprüche auf die Rolle als Nummer eins bei Red Bull stellt. "Noch ist es zu früh, sich auf einen Fahrer festzulegen, aber weit weg sind wir davon nicht mehr", sagte Webber nach dem Rennen.

Auf die Frage, wen er als Konkurrent um den Titel noch auf der Liste hat, sagte er: "Ich glaube, wenn wir Lewis schlagen können, sieht es nicht schlecht aus." Kein Wort über Vettel.

Vettel gibt Fehler zu

Die große deutsche Hoffnung nur noch als Wasserträger? Vettel weigert sich verständlicher Weise, seine Titelchancen schon zu begraben. "In dieser Saison ging es die ganze Zeit rauf und runter, da muss man abwarten." Red-Bull-Teamchef Christian Horner stärkt ihm den Rücken, indem er eine Festlegung auf Webber als Nummer eins kategorisch ausschließt.

Geknickt war Vettel nach dem völlig unnötigen Crash trotzdem. "Wir hätten sicher Zweiter und Dritter werden können, das hat leider nicht geklappt. Das war mein Fehler, und es tut mir leid, dass ich Jenson mitgerissen und sein Rennen zerstört habe."

McLaren-Teamchef greift Vettel an

Von Button selbst kam wenig Kritik an Vettel, er bezeichnete den Verlust vieler WM-Punkte lediglich als "großen Rückschlag". McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh übte aber deutliche Kritik an Vettel.

"Sebastian ist es großartiger Fahrer und ein netter Kerl, aber er macht es sich langsam zur Gewohnheit, andere abzuschießen. Selbst vor seinem Teamkollegen macht er ja nicht halt", spielte Whitmarsh auf den Crash beider Red-Bull-Piloten in der Türkei an.

Whitmarsh: "So etwas sieht man nur bei Nachwuchsrennen"

Dann legte er nach: "So etwas sieht man eigentlich nur bei Nachwuchsrennen. Wenn man um den Titel fährt, darf man sich so etwas einfach nicht leisten. Damit schadet man sich selbst und anderen. Zumal es ja in diesem Jahr nicht das erste Mal war. Ich denke, er hat heute einiges gelernt."

Das ist der Punkt. Vettel muss noch viel lernen, das haben die letzten Rennen gezeigt. So schnell und talentiert er ist, offensichtlich ist er doch noch nicht so reif und abgeklärt, wie viele vor allem deutsche Experten trotz seiner erst 23 Jahre gehofft haben.

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