Horner: "Niemand hat genügend Regenreifen"

Von Alexander Mey
Lewis Hamilton konnte als einziger Top-Fahrer seine Zeit in der letzten Runde noch verbessern
© Getty

Lewis Hamilton ist der große Favorit auf den Sieg beim Belgien-GP in Spa (So., 13.45 Uhr im LIVE-TICKER und bei Sky). Für Red Bull geht es trotz der Pole-Position um Schadensbegrenzung. Ferrari und Mercedes haben wenig Grund zur Hoffnung. Es sei denn, das Wetter spielt verrückt - dann bekommen alle Teams ein großes Reifenproblem.

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Bevor es um die Aussichten der einzelnen Favoriten geht, ein grundlegendes Problem, das alle haben. Gibt es ein Regenrennen oder - schlimmer noch - ein Rennen bei wechselhaften Bedingungen, werden den Teams die Reifen ausgehen.

"Ich bin sehr besorgt, dass die Intermediates nicht lange genug halten werden, wenn der Regen im Rennverlauf schlimmer wird", sagt Bridgestone-Motorsportchef Hirohide Hamashima. "Das Haushalten mit den Reifen wird sehr kritisch werden."

Im Training haben alle Teams bereits Reifen gespart, im Qualifying haben die wechselhaften Bedingungen aber dafür gesorgt, dass fast alle Piloten einen zusätzlichen Satz Intermediates verwenden mussten.

Da es für das ganze Rennwochenende nur drei Sätze Regenreifen und vier Sätze Intermediates gibt, werden im Rennen bei niemandem viele Reifenwechsel möglich sein. Es kann also im schlimmsten Fall dazu kommen, dass in der entscheidenden Phase des Rennens ein Spitzenfahrer ohne frischen Reifensatz dasteht. Das gab es so noch nie.

Red Bull

Ausgangslage:

Mark Webber hat das getan, was er mit dem Red Bull tun musste, er hat ihn auf die Pole-Position gestellt. Damit hat er das Optimum herausgeholt. Sebastian Vettel nicht. Als Vierter muss er damit rechnen, dass es in der engen ersten Kurve haarig wird.

Aussichten für das Rennen:

Mit Podestplätzen können sowohl Webber als auch Vettel zufrieden sein. Denn das große Red-Bull-Problem Top-Speed wird in Spa gnadenlos zuschlagen. Im ersten und dritten Streckensektor verlieren die Bullen viel Zeit. Die holen sie zwar im kurvigen Mittelsektor wieder raus, aber überholt werden kann man eben leider am Ende der langen Geraden. Und da sind McLaren, Ferrari und sogar Renault überlegen. Im Regen sieht die Sache besser aus, denn dann spielt der Top-Speed keine ganz so große Rolle. Traktion ist in diesem Fall wichtiger. Dafür gibt es aber genügend andere Unsicherheitsfaktoren.

Stimmen vor dem Rennen:

Sebastian Vettel: "Es ist alles drin, bei diesem Wetter sowieso. Es bedarf höchster Konzentration, denn solche Rennen sind die schwierigsten im ganzen Jahr. Es geht nicht nur um die pure Geschwindigkeit, sondern sehr viel auch um Taktik, Verstand und Intelligenz. Wichtig ist, das Rennen zu Ende zu fahren und auf der Strecke zu bleiben."

Christian Horner (Teamchef): "Die Bedingungen waren nicht einfach. Beide Fahrer sind aber sehr gut gefahren. Wenn das Wetter so zwischen nass und trocken wechselt wie am Samstag, dann wird das Rennen chaotisch. Niemand wird dann mehr genügend Regenreifen haben."

McLaren

Ausgangslage:

Lewis Hamilton hat sich auf schon wieder feuchter Strecke auf den letzten Drücker in eine hervorragende Ausgangsposition gebracht. Platz zwei ist für ihn fast ideal. Die großartige letzte Quali-Runde kann für ihn Gold wert sein. Jenson Button hat von Position fünf aus auch noch sehr gute Podest-Chancen.

Aussichten für das Rennen:

Hamilton ist der Top-Favorit auf den Sieg. Wenn der Start nach Plan läuft, sollte er sehr gute Chancen haben, nach der ersten Durchfahrt durch die Eau Rouge Webber auf der ellenlangen Geraden zu überholen. Der Top-Speed des McLaren ist gegenüber dem Red Bull übermächtig. Selbst wenn es regnet, bleibt Hamilton der Mann, den es zu schlagen gilt. Denn im Regen macht ihm niemand etwas vor. Auch Button ist im Regen stark, es kann also ein Tag für McLaren werden.

Stimmen vor dem Rennen:

Lewis Hamilton: "Ich hatte die Chance, auf Pole zu fahren, aber Platz zwei ist eine sehr gute Position für mich. Ich werde aggressiv sein, aber gleichzeitig auch vorsichtig."

Jenson Button: "Es ist schade, dass wir zu der Zeit, als die anderen ihre schnellsten Runden gedreht haben, mit gebrauchten Reifen draußen waren. Aber die Performance des Autos ist vorhanden und wir sind dabei. Ich bin mir sicher, dass ich auch von Platz fünf aus ein sehr gutes Rennen haben werde."

Ferrari

Ausgangslage:

Platz sechs für Felipe Massa ist in Ordnung, aber Rang zehn für den eigentlichen Pole-Favoriten Fernando Alonso ist enttäuschend.

Aussichten für das Rennen:

Alonso hat sich im Qualifying verzockt, weil er die erste und letztlich entscheidende schnelle Runde in Q3 auf alten Reifen gefahren ist. Das hat ihm Platz zehn eingebracht. Aber das Auto ist unter allen Bedingungen deutlich schneller als Rang zehn, deshalb ist für den Spanier noch viel möglich. Im Regen ist ihm sogar ein Podestplatz durchaus noch zuzutrauen. Massa hat dagegen bei einem Trockenrennen die besten Chancen, denn rutschige Strecken sind nicht seine Stärke. Das haben seine Ausrutscher im Qualifying wieder einmal bewiesen.

Stimmen vor dem Rennen:

Fernando Alonso: "Ich kann natürlich nicht zufrieden sein, aber wenigstens ist hier der Startplatz nicht ganz so wichtig wie auf anderen Strecken. Platz zehn spiegelt in keiner Form die Leistungsstärke unseres Autos wider. Es lag einzig und allein am Wetter."

Felipe Massa: "Wenn es im Rennen nur ein wenig feucht und nicht ganz nass ist, dann ist die Gefahr sehr groß, die Reifen zu zerstören. Es wird also entscheidend sein, sie richtig zu schonen."

Mercedes

Ausgangslage:

Ohne Worte. Die Startplätze 14 für Nico Rosberg und 21 für Michael Schumacher nach den Strafversetzungen sind eine sportliche Katastrophe. Rosberg kann noch von Glück sagen, dass vor ihm auch Sebastien Buemi eine Strafe erhalten hat, weil er ihn behindert hat. Das bringt Rosberg einen Startplatz zurück.

Aussichten für das Rennen:

Regen muss her. Je turbulenter es wird, desto besser sind die Chancen, noch einige WM-Punkte abzuräumen. Gerade Schumi hat mit Aufholjagden in Spa ja so seine Erfahrungen. 1995 gewann er von Startplatz 16 aus. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Stimmen vor dem Rennen:

Michael Schumacher: "Das Wetter ist eine Chance. Man kann aber auch daneben liegen, denn es ist ein Lotteriespiel sondergleichen. Die Wetterkapriolen, die mit Sicherheit stattfinden, müssten am Sonntag zum richtigen Zeitpunkt für uns kommen. Außerdem muss man dafür an der richtigen Position sein."

Nico Rosberg: "Ich hatte mich mit dem Set-Up sehr stark auf Regen vorbereitet. Wenn es im Rennen also regnet, liege ich richtig."

Zünglein an der Waage

Robert Kubica und Adrian Sutil: Der Renault von Kubica läuft mit dem neuen F-Schacht ausgezeichnet. Zudem ist der Pole ein hervorragender Fahrer für schwierige Bedingungen. Von Startplatz drei ist ihm alles zuzutrauen, sogar der Sieg.

Der Sieg ist für Sutil sehr weit weg, wenn es aber regnet, kann er sein herausragendes Talent im Nassen ausspielen. Nach seinem Force India sollten alle Spitzenfahrer im Rückspiegel Ausschau halten.

Qualifying: Webber auf Pole - drei Deutsche strafversetzt