Ein Rennen im emotionalen Ausnahmezustand

Von Alexander Mey
Hungaroring: Alle Kurven, Geschwindigkeiten, Gangzahlen und Fliehkräfte
© spox

19 Strecken stehen im Rennkalender der Saison 2010. Darunter eine völlig neue in Südkorea und einige umgebaute, zum Beispiel in Bahrain oder Silverstone. SPOX stellt vor jedem Rennen den Kurs detailliert mit Grafik, Fakten und Video vor. Darunter eine Runde im Red-Bull-Simulator mit Sebastian Vettel. Strecken-Check, Teil 12: Ungarn.

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Streckendaten:

  • Name: Hungaroring
  • Ort: Budapest
  • Länge: 4,381 Kilometer
  • Runden: 70
  • Renndistanz: 306,670 Kilometer
  • Kurven: 8 Rechtskurven, 6 Linkskurven

VIDEO: Eine Budapest-Runde mit Vettel im Rennsimulator

 

Darauf kommt es an:

Der Hungaroring gilt als zweites Monaco im Rennkalender, weil die Durchschnittsgeschwindigkeit ähnlich gering ist. Trotzdem hinkt der Vergleich, denn der Charakter des Kurses unterscheidet sich doch wesentlich von dem des Fürstentums.

Ein ständiger Wechsel zwischen langsamen, mittelschnellen und schnellen Kurven lässt den Fahrern keine Zeit zum Durchatmen und keinen Raum für Fehler. Es gibt auf dem extrem rutschigen Kurs nur eine griffige Ideallinie. Wenn man die verlässt, fährt man wie auf Glatteis. Das macht auch das Überholen so gut wie unmöglich. Denn am Ende der einzigen Geraden muss man von der Ideallinie runter, um einen Gegner auszubremsen. Das ist nur mit der Brechstange möglich. Folge: Die Rennen werden fast ausschließlich im Qualifying und am Start entschieden.

Die Autos fahren mit sehr steil angestellten Flügeln und liegen entsprechend stabil auf der Straße. Das Grip-Niveau ist entsprechend hoch. Auch die Reifen werden durch die zahlreichen Kurven stark beansprucht. Bridgestone hat die Mischungen super-soft und medium im Gepäck. Passend zur gewöhnlichen Hitze in Ungarn, aber in diesem Jahr könnte es ausnahmsweise sogar ein paar Mal regnen.

 

Wetter-Prognose:

  • Freitag: wolkig, 24-26 Grad, 20 Prozent Regen-Risiko
  • Samstag: leichtes Gewitter, 24-26 Grad, 65 Prozent Regen-Risiko
  • Sonntag: leicht bewölkt, 28-30 Grad, 10 Prozent Regen-Risiko

Die Favoriten:

Red Bull: Wann immer es kurvig ist, ist der Red Bull extrem stark. Besonders die Mischung aus allen Arten von Kurven sollte dem Auto mit der besten aerodynamischen Basis entgegenkommen. Red Bull sollte es am leichtesten fallen, eine vernünftige Abstimmung des Autos zu finden, was in Ungarn traditionell eine knifflige Aufgabe ist. Zudem kommt Red Bull entgegen, dass Top-Speed auf dem engen Kurs so gut wie keine Rolle spielt. Um diesen Nachteil müssen sie sich also keine Sorgen machen.

Ferrari: Die Roten haben in Valencia, Silverstone und Hockenheim gezeigt, dass sie auf Strecken mit ganz unterschiedlichen Charakteristiken konstant stark sind. Es gibt keinen Grund, warum das in Ungarn anders sein sollte. Gespannt darf man sein, wie Felipe Massa die Doppelbelastung aus Enttäuschung nach der Stallorder von Hockenheim und Rückkehr an die Stätte, wo er 2009 seinen fürchterlichen Unfall hatte, übersteht. Für ihn ein unglaublich schwieriges Wochenende.

McLaren: Die absoluten Ungarn-Spezialisten. Seit 2007 ist das Team auf dem Hungaroring ungeschlagen. 2007 und 2009 siegte Lewis Hamilton, 2008 war es Heikki Kovalainen. Der Letzte, der das Rennen gewann und nicht in einem McLaren saß, war 2006 - Jenson Button. Also noch ein gutes Omen. Technisch hat McLaren nur eine Chance, wenn man das umgebaute Heck mit der neuen Auspuffführung deutlich besser in den Griff bekommt als in Hockenheim. Positiv für das Team ist, dass mit viel Abtrieb gefahren wird. Damit kommt das Auto besser zurecht als mit flach gestellten Flügeln. In Ungarn ist immer auch der Fahrer ein Faktor, weil man in den vielen Kurven mit Mut und Präzision die eine oder andere Zehntelsekunde herauspressen kann. Und wie erwähnt sind Button und vor allem Hamilton echte Ungarn-Spezialisten.

Mercedes: Der Ungarn-Spezialist schlechthin ist Michael Schumacher. Er hat dort viermal gewonnen und stand sogar siebenmal auf der Pole-Position. Das wird er diesmal nicht schaffen. Er kann wie Nico Rosberg nur hoffen, dass das Auto und die Reifen im Qualifying ausnahmsweise mal gut funktionieren. Denn an kaum einem anderen Ort kann man von hinteren Startplätzen so wenig ausrichten wie auf dem Hungaroring.

Renault: Ein heißer Tipp. Denn Robert Kubica liebt den Kurs ebenso wie Hamilton. Und auch der Renault sollte gut mit dem Charakter der Strecke zurechtkommen. Mal sehen, ob der Pole nach Mercedes nun ein weiteres Top-Team angreifen kann.

Statistik:

  • Sieger 2009: Lewis Hamilton (McLaren), 1:38:23,876 Stunden
  • Pole-Position 2009: Fernando Alonso (Renault), 1:21,569 Minuten
  • Schnellste Rennrunde 2009: Mark Webber (Red Bull), 1:21,931 Minuten
  • Meiste Siege: Michael Schumacher (4)
  • Meiste Pole-Positions: Michael Schumacher (7)

Das sagen die Beteiligten:

Michael Schumacher (Mercedes): "In unserer Situation gibt es nur eine Richtlinie: Weiter hart arbeiten. Wir werden nicht nervös. Wir müssen einfach versuchen, das Auto besser zu verstehen. Dafür müssen wir ruhig bleiben, alle Details genau anschauen und alles genauestens analysieren."

Sebastian Vettel (Red Bull): "Für uns war es eine ruhige Woche. Die Leute hatten etwas anderes, über das sie schreiben und reden konnten. Es ist fast schon wie in einer Comedy. Aber es ist gut, mal nicht im Rampenlicht zu stehen. So können wir uns darauf fokussieren zurückzuschlagen."

Lewis Hamilton (McLaren): "Ich liebe es, auf dem Hungaroring zu fahren. Der Kurs gilt als langsam und das Überholen als unmöglich. Aber da stimme ich nicht zu. Er hat zum einen schnelle Kurven, zum anderen kann man nach der Verlängerung der Zielgeraden durchaus überholen. Auch wenn es natürlich nicht einfach ist. Ich war immer gut dort und bin im vergangenen Jahr vielleicht das beste Rennen meiner Karriere gefahren."

Fernando Alonso (Ferrari): "Ich gehe sehr optimistisch in das Wochenende. Denn auf den Reifenmischungen, die Bridgestone liefert, ist unser Auto bisher immer sehr gut zurechtgekommen."

Felipe Massa (Ferrari): "Für mich ist das natürlich ein ganz besonderes Wochenende. Ich werde als allererstes zu den Streckenposten gehen, die mich im vergangenen Jahr so großartig aus dem Auto geborgen haben. Ich möchte diesen Leuten danken, mit denen ich mich in besonderem Maße verbunden fühle."

Zeitplan:

  • Freitag, 10 Uhr: 1. Training
  • Freitag, 14 Uhr: 2. Training
  • Samstag, 11 Uhr: 3. Training
  • Samstag, 14 Uhr: Qualifying
  • Sonntag, 14 Uhr: Rennen

Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM