Hat Schumi überhaupt noch Lust?

Von Alexander Mey
Michael Schumacher fuhr in seinem Mercedes bisher auf die Plätze sechs und zehn
© Getty

Sebastian Vettel gerät beim Malaysia-GP (Training, Fr., 8 Uhr im LIVE-TICKER und auf SKY) sportlich immer mehr unter Druck, ist aber größerer Favorit denn je. Um Michael Schumacher ranken sich schon wilde Rücktrittsgerüchte. McLarens Schnorchel-System findet immer mehr Fans und Nachahmer. Und der Blindflug hat ein Ende. Die Brennpunkte vor dem Malaysia-GP.

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Aller guten Dinge sind drei

Sebastian Vettel ist Favorit auf den Sieg. Langsam kommt man sich beim Schreiben dieses Satzes vor wie eine Gebetsmühle. Also eine kleine Modifikation für den Malaysia-GP: Vettel ist in Sepang ein noch viel größerer Favorit als zuvor in Bahrain und Australien.

Warum? Kaum zu glauben, aber war: Die Strecke in Sepang ist eigentlich die erste im Rennkalender, die so richtig zu den Stärken des Red Bull passt. Schnelle Kurven fordern aerodynamische Effizienz. Davon hatte der Red Bull schon im vergangenen Jahr jede Menge. Das hat sich 2010 nicht geändert. In Bahrain und Australien war das Auto nur so schnell, weil es auch die Schwächen in engen Kurven ausgemerzt hat.

Eine beängstigende Erkenntnis für die Konkurrenz: "Red Bull wird in Malaysia superschnell sein", sagt Ferrari-Pilot Felipe Massa. SKY-Experte Marc Surer betont: "Wenn alles normal läuft, gibt es einen Doppelsieg für Red Bull."

Strecken-Check, Malaysia: Favoriten, Wetter, Statistiken, Zeitplan

VIDEO: Eine Sepang-Runde mit Vettel im Rennsimulator

Natürlich nur, wenn nicht schon wieder die Technik an Vettels Auto streikt, die ihn bereits zwei Siege gekostet hat. Daran glaubt Surer aber nicht: "Der Red Bull ist bestimmt nicht zerbrechlich, sonst wäre ja Vettels Teamkollege Mark Webber mit seinem Hauruck-Fahrstil nicht zweimal ins Ziel gekommen. Wir müssen uns um Vettel keine Sorgen machen, seine Ausfälle waren einfach nur Pech."

Das sehen andere Experten ganz anders. Vor allem Niki Lauda, der in der "Bild" schon jetzt den sportlichen Weltuntergang prophezeit: "Zwei Rennen, zwei mögliche Siege wegen technischer Defekte verschenkt. Red Bull kann den Titel vergessen."

Hat Schumi schon die Nase voll?

Man höre und staune: Im Fahrerlager laufen schon die ersten Wetten, ob Michael Schumacher seine Comeback-Saison überhaupt zu Ende fährt oder schon vorher aufgibt. Die Geduld - so sie jemals vorhanden war - mit dem Rekord-Champion ist schon nach zwei Rennen bei vielen aufgebraucht.

Schumi gewinnt nicht, also macht das alles keinen Sinn: So kann man zum Beispiel die internationalen Pressestimmen nach dem zehnten Platz in Australien interpretieren.

Und wie reagiert Schumacher? Völlig gelassen. "Wisst ihr was? Der Druck, die Erwartungshaltung - das ist mir alles total egal. Mir geht es wirklich nur darum, Spaß zu haben. Und ganz im Ernst, ich kann allen nur sagen: Ich habe einen riesigen Spaß", sagte er der "Bild"-Zeitung.

Der Ehrgeiz ist ihm vor lauter Spaß aber noch nicht verloren gegangen. Entgegen aller Unkenrufe sagt Schumacher: "Wir haben noch alle Möglichkeiten. Ich habe die WM ganz sicher noch nicht aufgegeben." Sogar für den Malaysia-GP, bei dem sich die Mercedes-Bosse wegen der großen Hitze kaum etwas ausrechnen, hat Schumacher ambitionierte Pläne: "Wir wollen aufs Podium!" Vielleicht hilft ihm dabei ja der drohende Monsun-Regen.

Der Schnorchel macht Karriere

Schon vor dem ersten Rennen machte McLaren mit seinem Heckflügel-Konzept, das einen immensen Vorteil beim Top-Speed bringt, Schlagzeilen. Jetzt bringen sich die Nachahmer in Stellung.

SPOX erklärt: So funktioniert der McLaren-Schnorchel

Sauber will seine Version des Schnorchels im Training in Sepang zum zweiten Mal testen und sie möglichst auch schon im Rennen einsetzen. Mercedes plant für den Europa-Auftakt in Barcelona mit einer Einführung. Alle anderen Top-Teams ziehen ebenfalls nach.

Es ist ein bisschen wie beim Doppel-Diffusor im vergangenen Jahr. Der Schnorchel bringt vielleicht nicht ganz so viel, aber ohne ihn geht es auf Dauer nicht.

"Das System ist ja besser als KERS. Die können auf jeder Geraden von Anfang bis Ende das Knie gegen den Kanal drücken und richtig viel Top-Speed gutmachen. KERS gab es nur für sieben Sekunden", beschreibt Sebastian Vettel. "So etwas muss bald jeder haben."

Schluss mit dem Blindflug

Eine Entscheidung ist in Malaysia schon gefallen. Die FIA hat in Absprache mit den Fahrern verfügt, dass ab dem Rennen in China die Rückspiegel wieder direkt am Cockpit montiert werden müssen, damit die Fahrer wieder etwas sehen.

Da viele Teams die Spiegel als aerodynamisches Element missbraucht und deshalb sehr weit nach außen versetzt hatten, konnten die Fahrer durch die Vibrationen nichts erkennen. Daraus resultierte zum Beispiel die Blockade von Ferando Alonso gegen Michael Schumacher im Qualifying von Melbourne.

Stand in Fahrer- und Konstrukteurs-WM