Team Germany mit Rosberg am Steuer

Von Alexander Mey
2010 wird der Brawn-Mercedes so ähnlich aussehen. Es gibt wieder einen waschechten Silberpfeil
© mercedes

Die Formel 1 hat endlich ihr Team Germany. Mercedes kauft die Mehrheitsanteile an Brawn GP und geht 2010 im Silberpfeil-Look als Mercedes GP an den Start. Teamchef wird Ross Brawn, Nico Rosberg erfüllt als Fahrer den Traum der deutschen Fans.

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Es ist die Nachricht des Jahres aus der Formel 1. Mercedes gründet sein eigenes Werksteam und geht mit silberner Lackierung und unter deutscher Flagge an den Start. Dazu soll Nico Rosberg ins Cockpit steigen. Ein Traum vieler deutscher Fans wird wahr.

Auch der von SKY-Experte Jacques Schulz. "Das ist fast zu schön um wahr zu sein", jubelte Schulz bei SPOX. "Nach all den Skandalen der Saison ist das traumhaft. Das kann man gar nicht laut genug loben - sensationell!"

Wie genau sieht der Deal von Mercedes mit Brawn GP und McLaren aus? Was ist jetzt schon über die Arbeit des neuen Werksteams bekannt? Was sagen die Verantwortlichen? Wie wird die Fahrerpaarung aussehen? Erste Antworten:

Wie sieht der Deal genau aus?

Mercedes kauft gemeinsam mit Daimler-Anteilseigner Aabar aus Abu Dhabi 75,1 Prozent der Anteile von Brawn GP. 45,1 Prozent Mercedes selbst, 30 Prozent Aabar. Die übrigen 24,9 Prozent bleiben bei Ross Brawn und Nick Fry.

"Mercedes wird 2010 mit einem eigenen Team Mercedes GP antreten und hat dafür 75,1 Prozent von Brawn übernommen", sagte Daimler-Konzernchef Dieter Zetsche. Besonderen Wert legt er dabei auf die Tatsache, dass Mercedes gegenüber Brawn das Sagen hat, im Gegensatz zur Zusammenarbeit mit McLaren. Es handele sich um ein Werksteam, "das von uns kontrolliert wird", so Zetsche.

Wie wird das Team strukturiert sein?

Ross Brawn wird Teamchef bleiben, auch die anderen Posten im Management des Rennstalls sollen unverändert bleiben. Angegliedert wird Mercedes GP jedoch der Konzern-Abteilung Mercedes-Benz Motorsport, deren Leiter Norbert Haug ist.

Haug steigt dadurch im Vergleich zu seiner Zeit bei McLaren auf. Er wird gegenüber Ross Brawn zumindest gleichgestellt sein, in politischen Entscheidungen wohl sogar das letzte Wort haben.

Schulz erwartet folgende Konstellation: "Ich gehe davon aus, dass Brawn sich voll auf den Sport an und auf der Strecke konzentrieren wird. Alles andere wird Haug verantworten."

Wo wird das Team stationiert sein?

Offizieller Sitz des Teams wird Stuttgart sein. Das hat den angenehmen Nebeneffekt, dass "die deutsche Hymne gespielt wird", betonte Zetsche.

Der erste lupenreine Silberpfeil wird jedoch im Brawn-Werk in Brackley gebaut. Nur dort ist die nötige Infrastruktur vorhanden.

"Synergien zwischen der Daimler-Tochter Mercedes-Benz High Performance Engines in Brixworth und dem rund 40 Kilometer entfernt in Brackley beheimateten Mercedes Grand Prix-Team werden beträchtliche Effizienzen schaffen", heißt es in der Mercedes-Pressemeldung.

Was wird aus McLaren?

McLaren-Boss Ron Dennis sprach in einer ersten Reaktion auf den neuen Deal von einer "Win-win-Situation". Sein Team wird bis mindestens 2015 weiterhin Mercedes-Aggregate als Kundenmotoren erhalten und auch in anderen Bereichen mit dem Konzern verbunden bleiben.

So behalten die Autos ihre silber-rote Lackierung bei und tragen auch weiter den Stern auf dem Chassis. Auf der geschäftlichen Ebene soll McLaren die 40 Prozent Anteile, die Mercedes am Team noch hält, bis 2011 zurückkaufen.

"Es ist enorm wichtig, dass McLaren durch die geschäftlichen Vereinbarungen ebenfalls eine starke Marke in der Formel 1 bleibt. In diesem Punkt hat Mercedes alles richtig gemacht", sagt Schulz.

Dennis sieht für McLaren in der zukünftigen Konstellation sogar einen Vorteil, weil er glaubt, in der Entwicklung und Leitung des Teams mehr Freiheiten zu haben.

Was hat Mercedes von dem neuen Deal?

In erster Linie natürlich Prestige. Während viele andere Hersteller den Schwanz einziehen und aussteigen, kauft sich Mercedes sein eigenes Werksteam und wird damit das größte Schwergewicht der Formel 1. Objektiv gesehen noch vor Ferrari. Dazu kommen ganz andere Werbemöglichkeiten durch noch einmal gesteigerte Markenbindung.

"Wir wollen weltweit die interessierten Zuschauer begeistern und extrem hohe mediale Gegenwerte für unsere Marke generieren. In der Formel 1 kann Mercedes-Benz weiter seinen Wettbewerbswillen und Siegesanspruch auf der weltweit wichtigsten Motorsport-Wettbewerbsbühne nachdrücklich darstellen", sagte Haug.

Und mehr noch. Mercedes kann durch den Wechsel der Philosophie sogar Geld sparen. Die Zusammenarbeit mit Brawn ist per se schon billiger als die mit McLaren. Dazu kommen Einnahmen von zahlreichen Motoren-Kunden wie McLaren, Force India und vielleicht noch einem Team.

Aber mehr noch: "Durch die von FOTA und FIA festgelegten so genannten 'Resource Restrictions' werden Ausgaben für Konstruktion, Aufbau und Einsatz der Rennfahrzeuge wirkungsvoll limitiert. Gleichzeitig gibt es nach Unterzeichnung des neuen Concorde Agreements signifikant höhere Einnahmen für ein Formel-1-Team aus den kommerziellen Rechten der Rennserie", lautet die Erklärung des Konzerns.

Wer fährt 2010 für Mercedes GP?

Um diese Frage drücken sich die Offiziellen nach wie vor. "Es braucht noch ein bisschen, bis wir alles in der Reihe haben. Dafür bitte ich um Verständnis", sagte Haug. "Es gibt nicht nur ein, sondern zwei Cockpits zu vergeben. Das müssen wir sorgsam klären."

Fest steht, dass Nico Rosberg ein Cockpit bekommen wird, darin sind sich alle Medien und Experten einig. Die offizielle Verkündung folgt jedoch erst, wenn auch der zweite Platz sicher ist.

Laut dem Fachmagazin "auto, motor und sport" wird der trotz aller Gerüchte um einen Wechsel zu McLaren an Weltmeister Jenson Button gehen. Für Mercedes hätte das den Vorteil, dass man mit der Nummer 1 auf dem Auto starten könnte.

"Die übernommene Nummer eins würden wir sicher mitnehmen, aber es zählt das, was man sich selbst erarbeitet", sagte Haug dazu. "Wichtiger ist aber die Nummer 1 am Ende des Jahres."

Buttons Wechselabsichten wurden in den vergangenen Tagen immer konkreter, am Donnerstag war er sogar schon zu Besuch im McLaren-Werk in Woking. Er und Ross Brawn streiten sich um eine Gehaltserhöhung auf rund acht Millionen Euro. Sollte Brawn, respektive Mercedes diese nicht zahlen wollen, ist Button weg.

In dem Fall käme eventuell sogar ein reines Team Germany ins Gespräch, denn Nick Heidfeld, der auch mit McLaren verhandeln soll, Timo Glock und Adrian Sutil stehen noch ohne gültigen Vertrag für 2010 da.

Bekommt Red Bull jetzt doch noch Mercedes-Motoren?

Unwahrscheinlich. Dem Team von Sebastian Vettel hat das Warten zu lange gedauert. Von daher hat man sich dem Vernehmen nach schon vor wenigen Wochen auf den Verbleib bei Renault festgelegt. Sollten die Franzosen aber zum Jahresende noch aussteigen, hat Red Bull ein Problem. Entweder, es geht mit Mercedes kurzfristig noch etwas, oder es bleibt nur die unsichere Alternative Cosworth.

Schulz dazu: "Das Engagement von Mercedes sollte endlich auch ein Zeichen für Renault sein, sich weiter zu engagieren."

Daimler-Vorstand Zetsche deutete auf jeden Fall an, dass eine Zusammenarbeit zwischen Mercedes und Red Bull keine guten Chancen mehr hat. Durch den Deal mit Brawn seien "einige Dinge möglich, andere aber nicht."

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