So bunt war es noch nie

Von Alexander Mey
Das Yas Marina Hotel in Abu Dhabi machte mit seiner Beleuchtung jede Menge Eindruck
© Getty

Es ist vorbei. Mit dem Rennen in Abu Dhabi hat die Formel-1-Saison 2009 einen bombastischen Abschluss gefunden. Jenson Button ist ein Weltmeister, den viele schon abgeschrieben hatten. Sebastian Vettel ist der beste Deutsche nach Michael Schumacher. Die wichtigsten Lehren der Saison:

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Lehre 1: Zweikampf war gestern

Die Jahre, in denen entweder Ferrari und McLaren-Mercedes oder Ferrari und Renault die WM-Titel unter sich ausgefahren haben, sind vorbei. Brawn GP und Red Bull bestimmten 2009 das Geschehen - aber keineswegs alleine. Podestplätze gab es auch für Toyota, BMW-Sauber, Renault und Force India. Dazu jede Menge Top-Platzierungen für Nico Rosberg im Williams. So bunt und eng wie in diesem Jahr war es noch nie!

Wird sich das 2010 wieder ändern? Wahrscheinlich zum Teil. Denn die dramatischen Regeländerungen vor dieser Saison haben gerade den kleinen Teams in die Karten gespielt. Vor allem McLaren-Mercedes, wohl aber auch Ferrari werden in der kommenden Saison nicht mehr so weit hinterherhinken, zumal sie diesmal deutlich mehr Zeit in die Entwicklung der neuen Autos investieren.

Aber: Eine Rückkehr zu alten Zeiten ist nicht zu erwarten. Zumindest Brawn GP mit Mercedes-Unterstützung und Red Bull haben eine so gute Basis, dass sie bei konstant bleibendem Reglement nicht allzu weit zurückfallen werden.

"Wir wollen am besten das wiederholen, was wir dieses Jahr gezeigt haben. Die Top drei für das Team konstant und regelmäßig erreichen - das ist unser Ehrgeiz", sagte Brawn-Teamchef Ross Brawn im SKY-Interview. "Das ist keine Eintagsfliege hier, das muss etwas Konstantes werden, und ich glaube, wir können das hinkriegen."

Red Bull warnt sogar: "Wir haben aus dieser WM viel gelernt. Das wird uns noch stärker machen."

Lehre 2: KERS war gut - aber nur für Mercedes

Der Hybridantrieb sollte eine neue Zeitrechnung in der Technologie der Formel 1 einläuten. Er wurde stattdessen zum Rohrkrepierer. Niemand hat es geschafft, ein System zu bauen, das effizient ist, geschweige denn ein Auto, das zusammen mit KERS einwandfrei funktioniert. Bis auf Mercedes.

Mit Ausnahme der Stuttgarter haben alle Teams mehr oder weniger sinnlos Geld verpulvert, wenn sie versucht haben, KERS ins Auto zu bringen. Die ganze Geschichte war gut gemeint, aber denkbar schlecht durchdacht. Folglich ist 2010 wieder Schluss damit. Zumindest vorläufig, denn 2011 ist die Rückkehr eines Einheits-KERS für alle Autos denkbar.

"Über das KERS-Aus freuen sich alle, außer Mercedes. Die einzigen, die die KERS-Aufgaben gelöst haben, waren die Mercedes-Leute", sagte SKY-Experte Keke Rosberg. "Wir freuen uns, dass das weg ist, weil wir diese unterschiedlichen Chancen - besonders beim Start - nicht brauchen. Entweder alle oder niemand. Ich bin froh, dass das weg ist."

Lehre 3: Deutschland rules

Fünf deutsche Fahrer waren 2009 am Start - und bis auf Nick Heidfeld erlebten sie alle die mit Abstand beste Saison ihrer Karriere. Und selbst Heidfeld sah im Vergleich zu Teamkollege Robert Kubica in diesem Jahr deutlich besser aus als noch 2008. Er hatte eben nur kein siegfähiges Auto.

Vier Siege, elf Podestplätze und 166,5 WM-Punkte fuhr das Quintett ein.

Man kann nur hoffen, dass Sebastian Vettel und Nico Rosberg 2010 beide ein Siegerauto bekommen und auch Timo Glock, Nick Heidfeld und Adrian Sutil an Bord bleiben. Dann hätten wir zusammen mit Nico Hülkenberg sechs Deutsche am Start - Rekord!

Lehre 4: Steter Tropfen macht den Weltmeister

Kaum jemand wird widersprechen, wenn man feststellt, dass mit Jenson Button nicht der Pilot mit der besten Grundschnelligkeit Weltmeister geworden ist. Er hat im Duell mit Sebastian Vettel davon profitiert, dass er keine Fehler gemacht hat und sich immer auf die Technik verlassen konnte.

Button ist nur in Spa nicht ins Ziel und in die Punkte gekommen, sonst immer. Vettel schrieb dagegen fünf Nuller. "Was man zum Gewinn von WM-Titeln braucht, sind Zielankünfte bei jedem einzelnen Rennen", stellte Vettel fest. Genau die hatte er nicht.

Während Vettel teils durch eigene Fahrfehler und teils durch technische Defekte - vor allem wegen des Renault-Motors - zurückgeworfen wurde, kam Button zugute, dass Mercedes mit seinen sechs Autos im Feld die ganze Saison über keinen einzigen Motorschaden hatte.

Zu Buttons Verteidigung sei aber auch gesagt: Nach der von Bernie Ecclestone angedachten Medaillenregel, nach der derjenige mit den meisten Siegen Weltmeister wird, hätte Button den Titel wegen seiner sechs Erfolge zu Saisonbeginn schon in Italien feiern können.

Lehre 5: Europa ade

2009 hat sich der schleichende Abschied vom Formel-1-Schwerpunkt Europa fortgesetzt. Inklusive des Türkei-GP, der auf der asiatischen Seite Istanbuls ausgetragen wird, fanden neun von 17 Rennen auf anderen Kontinenten statt. 2010 werden es elf von 19 Rennen sein.

Gerade Abu Dhabi hat gezeigt, wo der Weg hingeht. Die modernsten Strecken und die modernsten Anlagen entstehen dort, wo das Geld ist - in Asien. Einhellig haben alle Anwesenden die Anlage in der Wüste als "unglaublich" bezeichnet, noch besser als Singapur.

BMW-Motorsportchef Mario Theisen stimmte zwar auch in diese Lobeshymnen ein, gab aber zu bedenken: "Die Formel 1 braucht auch die Traditionsrennen in Europa."

Die Mischung macht's - hoffentlich auch in Zukunft.

Endstand in Fahrer- und Konstrukteurs-WM