Held und hoffnungsloser Fall

Von Alexander Mey
Die Sieger des Spa-Wochenendes: Kimi Räikkönen (l.) und Giancarlo Fisichella
© xpb

Zum Abschluss aller Betrachtungen des Belgien-GP wie immer das Driver-Ranking. Sieger ist nicht Kimi Räikkönen. Giancarlo Fisichella war ganz klar der Held des Wochenendes. Mit Sebastian Vettel, Nick Heidfeld und Nico Rosberg holten drei deutsche Fahrer Punkte.

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Meine Wertung für den Belgien-GP:

Platz 1, Giancarlo Fisichella: Der Sieg ist für mich eindeutig. Die Pole-Position an sich war schon eine Sensation. Doch dann im Rennen auch über die komplette Distanz das unglaubliche Tempo des Force India zu halten, hat mich sogar noch mehr beeindruckt. Er war schneller als Sieger Kimi Räikkönen, aber auch er musste einsehen, dass KERS in Spa ein riesiger Vorteil war. Nach einiger Zeit hat er Adrian Sutil mal wieder an einem Wochenende so richtig gebügelt.

Platz 2, Kimi Räikkönen: Glückwunsch zum ersten Sieg der Saison! Räikkönen hat am Wochenende alles richtig gemacht - bis auf seinen kleinen Ausrutscher in der ersten Runde des Rennens. Aber generell hat er KERS perfekt eingesetzt und hatte deshalb keine Mühe, von Startplatz sechs an die Spitze zu kommen. Danach hat er das Rennen fehlerlos und nervenstark unter dem permanenten Druck von Fisichella nach Hause gefahren.

Platz 3, Sebastian Vettel: Das Qualifying war nichts. Nach einem Fehler in seiner schnellsten Runde wurde es nur Rang acht - zu wenig für den Sieg, der vom Speed her möglich gewesen wäre. Im Rennen war er zu Beginn vielleicht etwas zu zaghaft und wurde in der ersten Runde von Rosberg und Webber überrumpelt. Nach dem ersten Boxenstopp war er aber klar der schnellste Mann im Feld und hat sich sehr stark aufs Podium gekämpft.

Platz 4, Nick Heidfeld: Zusammen mit dem Malaysia-GP das beste Rennwochenende seiner Saison. Unglaublich - weil ungewöhnlich stark - fand ich seine Vorstellung im Qualifying. Mit mehr Benzin als Kubica hat er den BMW-Sauber auf Platz drei gestellt. Im Rennen hatte er zwar keine gute erste Runde - er kam wie Räikkönen in Kurve 5 auf die Wiese. Aber danach hat er mit ultraschnellen Runden geglänzt und konnte sogar das Tempo von Vettel mitgehen. Auch wenn er hinter Robert Kubica ins Ziel kam: Eigentlich war er schneller als sein Teamkollege.

Platz 5, Robert Kubica: Wie bereits bei Heidfeld erwähnt, Kubica war meiner Meinung nach nur der zweitbeste BMW-Pilot in Spa. Er ist trotzdem wie Heidfeld eines seiner besten Saisonrennen gefahren.

Platz 6, Heikki Kovalainen: Sein Qualifying war schwach, Platz 15 entspricht nicht seinen Ansprüchen. Aber ich halte ihm zugute, dass Lewis Hamilton als Zwölfter auch nicht viel schneller war. Stark war das Rennen des Finnen. Er hat das Optimum aus der Einstopp-Strategie gemacht und wichtige Punkte nach Hause gefahren. Schließlich geht es für ihn nach wie vor um den Job bei den Silberpfeilen. Da helfen solche Ergebnisse, gerade wenn der Team-Leader ausfällt, enorm weiter.

Platz 7, Nico Rosberg: Er hat die in diesem Jahr seltene Situation, dass sein Auto nicht richtig konkurrenzfähig war, sehr gut bewältigt. Angesichts des offensichtlich fehlenden Top-Speeds auf den Geraden ist es erstaunlich, dass Rosberg gegen Rennende Mark Webber hinter sich gehalten und den achten Platz ins Ziel gerettet hat. Das zeugt von Cleverness und Reife. Auch sein Qualifying war schon sehr stark. Den unterlegenen Williams in Q3 zu bringen, war keineswegs selbstverständlich. Teamkollege Kazuki Nakajima hat es nicht einmal in Q2 geschafft.

Platz 8, Rubens Barrichello: Er war auch in Spa wieder deutlich schneller als Jenson Button, dazu gehörte diesmal aber nicht viel. Dank seines Fahrstils hat Barrichello weniger Probleme mit den Reifentemperaturen als Button. Das spricht ebenso für ihn wie die Tatsache, dass er nach seinem miserablen Start - für den er nichts konnte - nicht aufgegeben und noch wertvolle Punkte im Titelkampf geholt hat. Bissig genug für den WM-Endspurt ist Barrichello auf jeden Fall.

Härtefall 1, Jenson Button: So weit hinten war Button in diesem Jahr in meinem Ranking noch nie. Aber da ich ihn im Rennen nur fünf Kurven lang beobachten konnte, muss ich mich schwerpunktmäßig auf das Qualifying stützen. Und dort war Button erschreckend schwach. Das Schlimmste ist, dass er selbst nicht genau wusste, warum. Dass er mit den Reifen mehr Probleme hat als Barrichello, ist nicht neu. Aber so eklatant wie in Spa war der Unterschied noch nie.

Härtefall 2, Luca Badoer: Sorry, aber ich habe bei ihm in Spa keine Verbesserung gesehen. Klar war der Zeitrückstand nicht ganz so groß wie in Valencia, aber in Spa ging es generell viel enger zu. Er ist und bleibt der mit Abstand schlechteste Fahrer im Feld und rechtfertigt keinen weiteren Einsatz in Monza. Aus Mitleid sollte ihn Ferrari dort nicht fahren lassen. Besonders erschreckend fand ich die Szene, in der Adrian Sutil Badoer fast ins Heck gerauscht wäre, weil der so unsagbar langsam durch die Kurve geschlichen ist.

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Meine Punkte für das Spa-Wochenende: