Glock: "Ich traue der Sache nicht"

Von Alexander Mey
Toyota erlebte im Qualifying zum Belgien-GP eine sportliche Wiederauferstehung
© Getty

Während sich Toyota beim Qualifying zum Belgien-GP in Spa sportlich eindrucksvoll zurückgemeldet hat, schwelen im Hintergrund Rückzugsgerüchte.

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Eigentlich hatte man gedacht, dass nach dem Unterzeichnen des neuen Concorde Agreements, mit dem sich alle Teams für die kommenden drei Jahre an die Formel 1 gebunden haben, die Diskussion um weitere Ausstiege nach BMW vom Tisch wären. Aber dem ist nicht so.

Im Fahrerlager machen Spekulationen die Runde, nach denen Toyota trotz der Verpflichtung durch das Concorde Agreement nach der laufenden Saison aussteigen könnte. Der Vorstand des Unternehmens soll im November über das Budget für 2010 entscheiden.

"Ich traue der Sache nicht"

Bis dahin wird Ungewissheit herrschen, auch bei den Teammitgliedern. "Ich traue der Sache nicht, deshalb muss ich mich auch woanders umschauen", zitiert die Münchener "tz" einen Piloten des in Köln-Marsdorf ansässigen Teams.

Auf Timo Glock hat das Team eine Option für die kommende Saison, die das Team auch gerne ziehen würde. Passiert ist aber noch nichts. "Die Option, die Toyota ziehen kann, steht immer noch offen. Solange noch nichts gezogen ist, hat diese Geschichte immer einen gewissen faden Beigeschmack", sagte Glock.

Unkenrufe von Trulli

Ähnlich hingehalten wird Jarno Trulli. Sein Vertrag wird wahrscheinlich gar nicht verlängert, das deutete Team-Präsident John Howett an. "Das Team kann bis November keine Entscheidung über irgendjemanden oder irgendetwas treffen", sagte Trulli dazu.

Dann unkte er noch: "In meinen Augen gibt es nur einige wenige solide Rennställe in der Formel 1. Das hängt auch mit der gegenwärtigen Wirtschaftssituation zusammen."

Howett will nichts von einem Ausstieg wissen

Beschließt der Toyota-Vorstand im November, den Geldhahn für die Formel 1 komplett zuzudrehen, wäre ein Ausstieg trotz des unterzeichneten Concorde Agreements kein allzu großes Problem. Die Strafe für einen Vertragsbruch läge angeblich bei 50 Millionen Euro, also rund einem Sechstel des Jahresbudgets.

Die Wahrscheinlichkeit eines Toyota-Ausstiegs ist also gar nicht so gering, gerade wenn man die Aktionen von Honda und BMW noch im Hinterkopf hat. Das denkt sich wohl auch Williams und schaut sich schon nach einem Ersatz für seine Toyota-Motoren um.

Indizien, die Howett aber nicht überbewerten will. "Es gibt zahlreiche Spekulationen über viele Teams. Ich habe keinen Grund, daran zu zweifeln, dass Toyota auch in den nächsten drei Jahren hier sein wird. Mir liegen keine anderen Informationen vor."

Das ging BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen vor dem Ausstieg seines Konzerns allerdings ganz genauso.

Verhandlungen über drittes Auto in Monza

Sollten die schlimmsten Befürchtungen wahr werden und Toyota die Formel 1 wirklich verlassen, dann würde eine Idee, die Ferrari in Monza mit der FOTA diskutieren wird, plötzlich wieder interessanter: Der Einsatz eines dritten Autos pro Team in der kommenden Saison.

Ferrari-Präsident und FOTA-Chef Luca di Montezemolo ist ein großer Fan dieser Idee, weil er gerne Michael Schumacher 2010 in einen dritten Ferrari setzen möchte.

McLaren nicht prinzipiell abgeneigt

Allerdings hat sein Vorschlag im Moment kaum Aussichten auf Erfolg, denn für die kommende Saison haben sich bereits genügend Teams eingeschrieben. Für einen dritten Ferrari, McLaren oder Renault wäre im Starterfeld schlichtweg kein Platz.

Sollte die Formel 1 aber noch ein oder zwei Teams - auch um Force India ranken sich in Spa vage Ausstiegsgerüchte - verlieren, hätte di Montezemolo plötzlich eine weniger schwache Verhandlungsposition.

Immerhin ist auch McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh vor dem FOTA-Treffen in Monza der Idee nicht grundsätzlich abgeneigt: "Wir sind nicht gegen ein drittes Auto, aber unser Hauptziel muss es sein, dass alle Teams finanziell gesund sind. Wenn wir das schaffen, dann brauchen wir kein drittes Auto."

Williams: "Wir werden das blockieren"

Deutlich mehr Widerstand wird es natürlich von den kleinen Teams geben, die unter einem dritten Auto leiden würden. Wie sollte zum Beispiel Williams noch WM-Punkte holen, wenn drei Ferraris, drei McLaren und drei Renaults schneller sind?

Kaum verwunderlich daher die Reaktion von Teamchef Frank Williams auf den Vorschlag gegenüber "Autosport": "Wir werden das blockieren. Das ist im Moment überhaupt nicht nötig."

Luca di Montezemolo wird in Monza viel Überzeugungsarbeit leisten müssen, wenn sein Traum vom Schumi-Comeback im dritten Ferrari Wirklichkeit werden soll. Denn für eine Einführung in der Saison 2010 braucht er eine einstimmige Entscheidung.

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