F-1-Comeback ist kein Thema - im Moment

Von SPOX
Michael Schumacher stand 75 Minuten lang den Medien Rede und Antwort
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Michael Schumacher hat einen Tag nach der Absage seines Formel-1-Comebacks für Ferrari auf einer Pressekonferenz Stellung zu den Gründen genommen. Dabei wurde klar: Die Nachwirkungen des sogar lebensgefährlichen Motorradsturzes waren enorm. Und: Ein Comeback zu einem späteren Zeitpunkt wollte Schumi nicht kategorisch ausschließen.

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Michael Schumacher über:

...die Absage des Comebacks: Ich bedaure, dass es zu dieser Pressekonferenz kommen musste. Im Vordergrund steht aber der Dank an Ferrari. Die Jungs haben mich sehr gut unterstützt, daher tut es mir sehr leid, dass ich sie jetzt nicht unterstützen kann.

...konkrete Gründe für die Absage: Es waren zu allererst die Schmerzen. Die waren gleich beim ersten Test sehr dominant. Ich konnte den Nacken selbst bei normalem Training nicht voll belasten. Ich war weit von dem entfernt, was ich hätte tun müssen. Ich konnte einfach nicht schmerzfrei fahren. Dazu kam die Information, dass meine Verletzung noch nicht komplett ausgeheilt ist und ein erneuter Unfall eventuell zu Spätfolgen hätte führen können.

...den späten Zeitpunkt der Untersuchungen des Nackens: Zum einen war die Zeit sehr knapp. Zum anderen kann nur die Fahrt in einem F-1-Auto selbst einem sagen, ob es geht oder nicht. Wir haben von Anfang an kommuniziert, dass ich bereit bin, sofern es körperlich möglich ist. Das war kein hundertprozentiges Ja, sondern ein Ja, das wir überprüfen mussten. Mein Arzt hat mir vorher schon gesagt, dass es entscheidend sein wird, wie schmerzhaft sich die Tests auswirken.

...Spekulationen über ein späteres Comeback: Spekulationen gibt es ständig. Im Moment steht für mich aber erst einmal die Trauer darum, dass ich jetzt nicht starten kann, im Vordergrund. Rein medizinisch gibt es offenbar keine Gründe, warum ich nicht wieder Formel 1 fahren könnte. Ich befasse mich im Moment aber nicht damit, aber ich habe natürlich das Statement von Präsident Luca di Montezemolo, dass er mich 2010 gerne im Auto sehen würde, gehört. Als ich 2006 aufgehört habe, hatte ich keinen Zweifel daran, dass die Entscheidung richtig war. Ich wollte einfach nicht mehr, die Batterien waren leer. Aber die euphorischen Reaktionen nach meiner Comeback-Ankündigung haben mich sehr überrascht.

..seine Konkurrenzfähigkeit: In Mugello gab es keine Vergleiche, ich konnte mich an keinen Zeiten orientieren. Aber ich hatte keine Probleme, mich an die Geschwindigkeit anzupassen und in einen Rhythmus zu kommen. Wären da nur diese Schmerzen nicht gewesen.

...Reue über den Motorrad-Sturz: Ich bin jetzt natürlich entäuscht und ärgere mich, Motorradrennen gefahren zu sein, weil es verhindert, dass ich jetzt tun kann, was ich gerne möchte. Aber generell stehe ich den Motorradrennen nach wie vor positiv gegenüber.

...Luca Badoer: Lucas Aufgabe hat schon immer darin bestanden, für den Ernstfall fit zu sein. Ferrari hat ihm nach meinem Crash 1999 versprochen, dass er das nächste Mal dran ist. Die einzige Ausnahme, die er akzeptiert hat, war ich. Daher ist es selbstverständlich, dass er nun den Job übernimmt. Er kennt das Team mit am besten und hat sich gut vorbereitet. Er ist für mich die perfekte Lösung.

...Felipe Massa: Felipe geht es soweit sehr gut. Er ist sehr motiviert und setzt alles daran, so schnell wie möglich wieder im Auto sitzen zu können.

Dr. Johannes Peil über...

...den medizinischen Grund für die Absage: Michael war zum Zeitpunkt seiner Entscheidung für den Alltag konditionell gut vorbereitet. Die Folgen des Unfalls waren bekannt und wurden ständig kontrolliert. Wir waren an einem Punkt der Heilung, an dem man überlegen konnte, ob er wieder würde fahren können. Er konnte schon über Stunden unter Rennbedingungen Kart fahren. Das war als Belastungserprobung optimal. Das Fahren in einem Formel-1-Auto ist etwas ganz anderes. Man muss es ausprobieren, denn man kann es nicht simulieren. Die Beeinträchtigung, die auch theoretisch noch zur Arthrose werden kann, hat sich unter der Belastung wieder gemeldet. Und der Schmerz ist nicht zurückgegangen.

...die konkreten Folgen des Motorradunfalls: Es waren die schwersten seiner Karriere. Er erlitt eine Fraktur des siebten Halswirbels, eine Fraktur der ersten Rippe links, eine Fraktur der Schädelbasis, und ein Splitter hat die Arterie zum Gehirn zerschlagen. Lebensgefahr war danach die eine Sache, eine ganz andere war aber eine mögliche Beeinträchtigung des Gehirns und eine Lähmung. Die Tage nach dem Unfall waren ganz schwierig.

...den späten Zeitpunkt der abschließenden Untersuchung: Ich hätte die abschließende Untersuchung gerne noch später gemacht, da wir weitere Belastungen im Auto mit einbeziehen wollten. Schließlich ist die Verletzung des Halswirbels komplett ausgeheilt. Der war entgegen öffentlicher Meldungen nicht der Grund der Absage.

...Schumachers Zukunft im Sport: Er kann in Zukunft sehr gut Sport machen. Ich wünschte, man hätte gesehen, wie gut er konditionell in Form war. Er wird viele Sportarten betreiben können, er wird auch wieder Motorradrennen fahren können. Auch wenn es mir lieber wäre, es wäre nicht so. Wir werden nicht aufhören, ihn weiter aufzubauen. Er wird theoretisch auch wieder Formel 1 fahren zu können. Das Training, das er jetzt absolviert hat, kann dabei helfen, die Heilung der noch kritischen Schädelbasis voranzutreiben. Es muss also nicht umsonst gewesen sein. Die Heilung kann bis zu 18 Monaten dauern. Es ist allerdings auch nicht garantiert, dass es jemals wieder perfekt verheilt. Beim nächsten Mal müssen wir es einfach noch einmal testen, vielleicht tun wir das dann aber heimlich. Wir können nicht sicher sagen, ob die Verletzung bei einem erneuten Unfall zu Spätfolgen hätte führen können.

Experten glauben weiter an Schumi-Comeback