Vettel muss gewinnen, Punkt!

Von Alexander Mey
Sebastian Vettel hat in der laufenden Saison zwei Rennen gewonnen
© Getty

Nur eine Woche nach dem Rennen in Valencia bietet der Belgien-GP Sebastian Vettel die nächste Chance, im Titelkampf ein Ausrufezeichen zu setzen. Wohl aber auch die letzte Chance, denn die Wahrscheinlichkeit, dass Red Bull siegen kann, ist nirgends höher als in Spa-Francorchamps.

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Ausfall in Ungarn, Ausfall in Valencia, null Punkte aus zwei Rennen, 25 Punkte Rückstand in der Fahrerwertung. Die Zahlen sollten Sebastian Vettel im Titelkampf eigentlich resignieren lassen, aber sie tun es nicht. Vettel wartet den Belgien-GP in Spa-Francorchamps ab, denn dort sollte es mit einem Sieg klappen - vorausgesetzt, die Technik streikt nicht schon wieder.

Das ist auch der einzige Grund, der wirklich gegen einen Erfolg von Red Bull in den Ardennen spricht. Ansonsten ist der Kurs wie geschaffen für eine Aufholjagd im Titelkampf. SPOX nennt vier Gründe, warum Red Bull am Wochenende Boden gutmacht.

1. Die schnellen Kurven: Neben Suzuka ist Spa die Strecke, auf der es am meisten auf eine gute Straßenlage in schnellen Kurven ankommt. Und dort war der Red Bull im bisherigen Saisonverlauf der Konkurrenz deutlich voraus.

Die zahlreichen schnellen Kurven favorisieren die ausgefeilte Aerodynamik des Red Bull. Er liegt in diesen schnellen Passagen in der Regel besser als die Brawns, die ihre Stärken in engen Kurven haben, und die wieder erstarkten McLarens, die bisher immer große Probleme in schnellen Ecken hatten. Das soll zwar dank des neuen Chassis mit verkürztem Radstand, das Hamilton seit Ungarn zur Verfügung hat, besser werden, aber eine Wunderheilung erwarten die Silbernen davon nicht.

"Wir haben bisher nicht bewiesen, dass es in den schnellen Kurven auch so gut geht", sagt Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. "Vielleicht können wir überraschen, vielleicht sind wir auch gehandicapt. Wir wissen es noch nicht. Ich habe jedenfalls meine Bedenken."

2. Das Wetter: Je kühler, desto besser für Red Bull, je heißer, desto besser für Brawn GP. Diese Regel galt bislang in den meisten Saisonrennen. Grund: Die Brawn-Boliden gehen schonender mit den Reifen um als die Red-Bull-Autos. Das hilft bei Hitze, weil die Reifen länger halten. Es schadet aber bei Kälte, weil die Reifen nicht auf Betriebstemperatur kommen.

In Spa wird es am Wochenende nicht gerade bitterkalt, aber doch wesentlich kühler werden als in Valencia. War es in Spanien noch über 30 Grad heiß, rechnet man in den Ardennen am Wochenende mit Temperaturen um die 15 Grad. Ob es dabei immer trocken bleibt, kann in dieser Region niemand mit Sicherheit sagen.

Ist aber auch nicht so wichtig. "Das Wetter kann sein, wie es will, denn das Auto ist gut", sagt Vettel.

3. Die Reifen: Das Problem der Brawn-Boliden mit dem Aufheizen der Reifen wurde bereits beschrieben. In Spa müssen alle Teams mit der weichen und der mittleren Gummimischung von Bridgestone auskommen. Das macht das Aufwärmen gegenüber den superweichen Pneus, die es noch in Valencia gab, nicht einfacher.

Dennoch glaubt man bei Brawn GP, dem Problem auf die Spur gekommen zu sein. "Wir verstehen das Problem jetzt besser. Spa wird zeigen, ob wir mit unserer Ursachenforschung richtig liegen", sagt Teamchef Ross Brawn.

4. Die erstarkte Konkurrenz: Der Rückstand von Vettel und Teamkollege Mark Webber in der WM ist so groß, dass jeder, der sich zwischen sie und die Brawns schieben kann, herzlich willkommen ist. Kandidaten dafür gibt es zahlreiche.

"Inzwischen ist auch McLaren bärenstark, und auch Ferrari fährt regelmäßig aufs Podium. Man darf das also nicht mehr nur auf ein Duell zwischen Red Bull und uns reduzieren", sagte Jenson Button nach dem Europa-GP im SPOX-Interview.

Zu seinem Glück ist Ferrari im Moment nur ein Ein-Mann-Team mit Kimi Räikkönen, und auch bei McLaren ist in Spa wohl nur Lewis Hamilton eine richtig große Bedrohung. Immer abhänging vom KERS-Effekt. Der sollte in Spa zwar am Start nicht viel bringen, weil die erste Kurve sehr schnell kommt. Auf den langen Geraden verspricht sich Ferrari allerdings eine Menge von den Zusatz-PS.

Hinzu kommt aber sicher auch noch Nico Rosberg. Er war im Williams bisher bei fast jedem Rennen für einen Platz knapp hinter den Podestplätzen gut. Warum nicht auch in Belgien?

"Spa-Francorchamps sollte gut für uns sein. Die Strecke ist im Gegensatz zu Valencia sehr schnell. Unser Auto ist überall gut. Vor allem aber in Belgien, denn wir haben ein tolles Aerodynamikpaket für schnelle Kurven", sagt Rosberg.

Fazit: Sebastian Vettel muss den Belgien-GP gewinnen, Punkt. Nicht, weil andernfalls der nach wie vor angestrebte WM-Titel rechnerisch nicht mehr möglich wäre. Sondern weil Vettel dank technischer Probleme in den letzten Rennen auf dem absteigenden Ast ist.

Er muss gegen Button, Barrichello und vor allem auch Teamkollege Webber unbedingt ein Zeichen setzen: "Hallo, ich bin noch da!"

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