Vorsicht, die Bullen kommen!

Von Alexander Mey
Fernando Alonso (r.) fragte auch Mark Webber nach seiner Rundenzeit im Qualifying
© Getty

Fernando Alonso startet beim Ungarn-GP zwar von der Pole-Position, gewinnen wird er das Rennen aber bei normalem Verlauf nicht. Kandidaten für den Sieg sind viel eher Sebastian Vettel und Mark Webber. Aber auch Lewis Hamilton darf man dank KERS nicht abschreiben.

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Fernando Alonso startete nach dem Ende des Qualifyings auf dem Hungaroring eine Umfrage: "Welche Zeit bist du gefahren?" Mit dieser Frage ging Alonso zu jedem seiner Kollegen, die mit ihm die dritte Qualifying-Session bestritten hatten.

"Ich bin 1:21,5 gefahren", sagte Alonso jedem - und keiner nannte eine niedrigere Marke. Danach war klar: Der Spanier hatte seinen Renault auf die Pole-Position gestellt. Zwar wusste es zunächst niemand, weil die Zeitnahme ausgefallen war, aber egal. Es war so.

In der Gewissheit des Triumphes sammelte Alonso danach die ebenso verwirrten Sebastian Vettel und Mark Webber zum Siegerfoto ein, die beiden stehen nämlich auf den Startplätzen zwei und drei.

Alonso viel leichter als Vettel und Webber

Auch die beiden freuten sich - und zwar fast noch mehr als Alonso selbst. Denn Vettel und Webber wussten zu dem Zeitpunkt schon, was die Veröffentlichung der Benzinmengen einige Stunden später zur Gewissheit machte: Das Red-Bull-Duo hat gute Karten, den dritten Sieg in Serie zu holen.

Denn Alonso hat sich Startplatz eins mit extrem leichtem Auto erkauft und mit nur 32 Kilogramm Benzin an Bord kaum eine Chance, die wesentlich schwerer betankten Vettel (50 kg) und Webber (47 kg) über die Renndistanz hinter sich zu halten.

Benzinmengen: Alonso kommt als Erster zum Tanken

Alonso: "Wir mussten es einfach probieren"

Das weiß der Spanier aber selbst. "Wir werden natürlich versuchen zu gewinnen, aber um ehrlich und realistisch zu sein: Unser Ziel ist es, ein paar Punkte zu holen."

Dass er früh zum ersten Boxenstopp kommen würde, hatte Alonso schon in der Pressekonferenz direkt nach dem Qualifying angedeutet: "Wenn wir sehr schwer starten, dann wissen wir, dass wir um die Position acht oder neun herum landen können. Dieses Mal sind wir die Sache aggressiv angegangen. Wir haben getan, was für den Kampf um die Pole nötig war. Jetzt werden wir im Rennen Druck machen. Wir mussten es einfach probieren."

Auch wenn Alonso als Ziel einen Podestplatz ausgibt, wird er für Vettel und Webber wohl nur bis zum ersten Boxenstopp ein Hindernis sein. Danach könnte es zwischen beiden ein enges Rennen um den Sieg werden.

Vettels Auto stark verbessert

"Sebastian und ich sind in einer sehr guten Ausgangslage", sagte Nürburgring-Sieger Webber. "Sebastian ist eine saubere Runde gefahren. Das sollte ein gutes Rennen zwischen uns werden."

Webber hat den Nachteil, mindestens eine Runde vor Vettel zum Tanken kommen zu müssen. Allerdings steht er als Dritter am Start auf der sauberen Seite, die beim Anfahren etwas mehr Grip bietet. Sollte er vor Vettel in die erste Kurve einbiegen können, wäre für ihn alles drin.

Das will Vettel mit seinem gegenüber dem Freitagstraining stark verbesserten Auto natürlich verhindern. "Ich hatte einen ziemlich schwierigen Start ins Wochenende und musste im Training mit der Balance des Autos kämpfen. Über Nacht haben wir jedoch einen guten Schritt nach vorne gemacht und sehen wir für das Rennen gut aus."

Große Herausforderung KERS

Alles schön und gut, wäre da nicht wieder die altbekannte Gefahr des Überfalls der KERS-Autos am Start. Lewis Hamilton ist Vierter, Heikki Kovalainen Sechster, Kimi Räikkönen Siebter. Nach den Erfahrungen der letzten Rennen können alle drei auf der relativ langen Anfahrt auf die erste Kurve ganz vorne sein.

"Egal, ob man Erster, Zweiter oder Dritter ist: Die Gefahr, die von den KERS-Autos hinter uns ausgeht, ist die große Herausforderung am Start", sagte Vettel, der auf dem Nürburgring viele Plätze verloren hatte. "Die KERS-Autos werden ein Faktor sein, vor allem Hamiltons McLaren", fügte Red-Bull-Teamchef Christian Horner hinzu.

Hamilton,  der nach Bestzeiten in den Trainings sogar Favorit auf die Pole-Position war, kann mit einem Sprung an die Spitze beim Start das Rennen immer noch gewinnen. So weit will man bei McLaren-Mercedes aber noch nicht denken. "Unser Ziel ist es, ein Auto zu haben, oder idealer Weise zwei Autos, die beim Fallen der Zielflagge auf Podestplätzen liegen", sagte McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh.

Wohl nur Schadensbegrenzung für Button

Auf einen Podestplatz kann WM-Spitzenreiter Jenson Button nur noch hoffen. Er hat von Startplatz acht aus zwar das meiste Benzin der Top Ten an Bord, aber an den KERS-befeuerten Fahrern vor sich muss er erst einmal vorbei kommen.

"Das war eine schwierige Session. Meine Runde war nicht besonders gut", sagte Button, der in der dritten Quali.Runde nur einen Versuch fahren konnte, weil an seinem Boliden die Feder gewechselt werden musste, die sich an Rubens Barrichellos Auto zuvor gelöst und den schweren Unfall von Felipe Massa ausgelöst hatte. Massa wird in Folge des Unfalls nicht starten können.

Trotzdem gibt es genug Piloten, die Button im WM-Kampf gegen das Red-Bull-Duo wichtige Punkte wegnehmen können. Dazu zählt aus Nico Rosberg, der nach einem starken Qualifying die Hoffnung auf den ersten Podestplatz der Saison noch nicht aufgegeben hat. "Wir brauchen einen guten Start und eine gute Rennstrategie. Dann bleibt mein Ziel ein Podestplatz."

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