Schumacher fordert Red-Bull-Stallorder

Von Alexander Mey
Red Bull feierte zuletzt zwei Doppelsiege hintereinander
© Getty

Stallorder ist bei Red Bull kein Thema. Sebastian Vettel und Mark Webber kämpfen gemeinsam gegen Jenson Button um den WM-Titel, daran bestand für das Team auch am Nürburgring kein Zweifel. Ein Fehler, sagt Ex-Formel-1-Fahrer Ralf Schumacher. Seine These: Red Bull hätte Vettel den Deutschland-GP gewinnen lassen müssen.

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Die Philosophie von Red Bull ist eindeutig. "Wir werden beide Fahrer gleich und fair behandeln. Der Wettbewerb sollte auf der Strecke stattfinden", sagte Teamchef Christian Horner nach dem Doppelsieg auf dem Nürburgring, der Sieger Mark Webber auf Platz drei und Sebastian Vettel sogar auf Platz zwei der Fahrerwertung brachte.

47 zu 45,5 steht es nach Punkten für den Deutschen. Ein marginaler Abstand, der beiden Fahrern noch alle Chancen auf den WM-Titel lässt. Auf den ersten Blick also kein Grund, sich im Team schon auf eine Nummer eins festzulegen.

Schumacher: Red Bull hat einen Fehler gemacht

Oder doch? Für Ex-Formel-1-Pilot Ralf Schumacher kann ein Team gar nicht früh genug damit anfangen, mit einem Fahrer auf Titeljagd zu gehen. Besonders, wenn man einen so großen Rückstand hat wie Red Bull auf Brawn GP.

"Es gibt keine Stallorder bei Red Bull, der Sport steht im Vordergrund. So etwas ist eigentlich bei einem Team, das um die WM fährt, ein Fehler", sagte Schumacher in seiner "Bild.de"-Kolumne im Hinblick auf den Deutschland-GP. Wäre er Teamchef, er hätte Vettel an Webber vorbeigeschleust, denn: "Sebastian ist der stärkere Fahrer und braucht jeden Punkt."

Schumacher: "So etwas darf nicht mehr passieren"

Streng mathematisch betrachtet mag das stimmen, immerhin war Vettel vor dem Deutschland-GP 3,5 Punkte näher an Jenson Button dran als Webber. Aber für das teaminterne Klima wäre eine Stallorder verheerend gewesen - man schaue sich zum Vergleich den Ärger an, den Brawns Nummer zwei Rubens Barrichello macht.

Auch Schumacher sieht zwar die menschliche Komponente, die spielt für ihn aber nicht die Hauptrolle: "Es war Webbers erster Sieg nach vielen Jahren Formel 1, den wollte man ihm nicht nehmen. Sportlich war das sicherlich richtig, aber im Hinblick auf die WM ein Fehler."

Soll es noch mit dem WM-Titel klappen, dann "darf so etwas wie auf dem Nürburgring nicht mehr passieren", sagte Schumacher.

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Wer ist das heißere Red-Bull-Eisen?

Im Team sieht man das zum jetzigen Zeitpunkt noch ganz anders. Warum ein heißes Eisen verglühen lassen, wenn man sich noch gar nicht sicher sein kann, dass man mit dem anderen tatsächlich erfolgreicher ist. Oder anders ausgedrückt: Was ist, wenn Webber in Wahrheit dank seiner Erfahrung der größere Herausforderer für Button wird?

So etwas wollen deutsche Formel-1-Fans nicht hören und natürlich drückt man hierzulande Vettel die Daumen. Aber theoretisch kann es eben auch anders laufen.

Horner: "Vielleicht kommt irgendwann der Punkt"

"Mit Mark und Sebastian haben wir die vielleicht beste Fahrerpaarung im ganzen Fahrerlager, die sehr professionell miteinander umgeht", sagte Horner. "Es ist sehr positiv für das Team, zwei so großartige Piloten zu haben, die sich gegenseitig zu Höchstleistungen antreiben."

Der Teamchef räumte zwar ein: "Vielleicht kommt irgendwann der Punkt, an dem ein Fahrer deutlich bessere Chancen im Titelrennen hat als der andere."

Aber dieser Punkt war am Nürburgring noch nicht erreicht.

So steht es in den beiden WM-Wertungen