"Ich kann auch einfach kündigen"

Von Alexander Mey
Rubens Barrichello fiel in der Fahrerwertung auf Platz vier zurück
© Getty

Der Ärger bei Brawn GP ist auch einen Tag nach dem Deutschland-GP noch nicht verflogen. Rubens Barrichello bleibt nach seinen heftigen Attacken gegen das Team stur und spricht sogar von Kündigung. Von ehemaligen Kollegen erntet Barrichello heftige Kritik.

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Es war starker Tobak, was Rubens Barrichello nach seinem enttäuschenden sechsten Platz am Nürburgring seinem Team an den Kopf warf.

Nach zwischenzeitlicher Führung war der Brasilianer erst durch Reifenprobleme und dann durch einen verunglückten Tankstopp weit zurückgefallen. Dass ausgerechnet WM-Konkurrent Red Bull einen Doppelsieg landete und Barrichello auch noch hinter seinen Teamkollegen Jenson Button zurückfiel, brachte das Fass zum Überlaufen.

Rennbericht: Red-Bull-Doppelsieg auf dem Nürburgring

Keine Lust auf "Blabla"

"Das war eine gute Demonstration des Teams, wie man ein Rennen verliert", schimpfte Barrichello. "Ich bin unglaublich sauer darüber, wie das heute gelaufen ist. Ich habe alles richtig gemacht, aber das Team hat das Rennen für mich verloren. Wenn das so weitergeht, dann verlieren wir die WM noch."

Und weiter: "Am liebsten würde ich mich sofort ins Flugzeug setzen und nach Hause fliegen. Ich habe gar keine Lust, mit irgendjemandem aus dem Team zu reden. Das ist doch alles nur Blabla und das interessiert mich nicht."

Barrichellos komplette Schimpftirade zum Nachlesen

Barrichello legt nach

Das war direkt nach dem Rennen. Doch anstatt sich im Laufe des Abends zu beruhigen, was Teamchef Ross Brawn von ihm erwartet hatte, legte Barrichello noch einmal nach. "Ich kann am Ende des Jahres auch einfach kündigen", wird Rubinho von englischen Medien zitiert.

Um Drohungen und markige Worte ist Barrichello in diesem Jahr nicht verlegen. Schon nach dem Spanien-GP hatte er sich gegenüber Button benachteiligt gefühlt und mit seinem Abschied gedroht.

Williams: "Fast reif für die rote Karte"

Die Dünnhäutigkeit von Barrichello sorgt mittlerweile auch außerhalb des Brawn-Teams für Kopfschütteln. "Es ist sehr ungewöhnlich, dass ein Fahrer so etwas sagt. Das war schon fast reif für die rote Karte", sagte Williams-Teamchef Frank Williams. "Bei mir würde er auf jeden Fall eine ernsthafte Standpauke bekommen."

Barrichellos Ex-Teamchef Eddie Jordan sagte: "Er bringt sein Team in Misskredit. Da gibt es mit Sicherheit ein Problem. Vielleicht weiß Rubens, dass er im kommenden Jahr kein Cockpit hat. Das ist eine traurige Situation, aber trotzdem darf er so etwas im Fernsehen nicht sagen."

Auch Anthony Davidson, ein potenzieller Nachfolger von Barrichello bei Brawn GP, wurde nach seiner Meinung zum Wutausbruch des Brasilianers gefragt. Seine These: "Vielleicht entwickelt er langsam eine Art Paranoia, wenn er sieht, wie sein Teamkollege eine ganze Reihe Rennen gewinnt und er nicht. Man muss bedenken, dass er das alles mit Michael Schumacher schon einmal erlebt hat."

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Barrichello muss Fakten akzeptieren

Barrichellos Frust ist auf der einen Seite nachvollziehbar, schließlich hat er über Jahre hinweg nie das Glück gehabt, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, um einmal ernsthaft um den WM-Titel kämpfen zu können.

Auf der anderen Seite muss Barrichello aber auch einsehen, dass seine Teamkollegen, jetzt Button und damals Schumacher, schlichtweg in den meisten Fällen einen Tick schneller und vor allem konstanter waren als er.

Viele Fahrer sind nie Weltmeister geworden, obwohl sie die Möglichkeit dazu hatten. Aber sie haben diesen Fakt irgendwann akzeptiert und waren trotzdem mit ihren Karrieren zufrieden.

Zu dieser Einsicht muss Rubens Barrichello aber erst noch kommen.

So steht es in den beiden WM-Wertungen