Ferrari-Privilegien für Räikkönen

Von Alexander Mey
Kimi Räikkönen holte beim Bahrain-GP die ersten WM-Punkte für Ferrari
© Getty

Vor dem Spanien-GP in Barcelona müssen die bisherigen Gradmesser der Saison Brawn GP, Red Bull und Toyota um ihre Vormachtstellung fürchten. Zu groß hören sich die von den Top-Teams Ferrari und BMW-Sauber geplanten Sprünge nach vorne an. Aber was erwarten die Protagonisten wirklich vom Europa-Auftakt? Die Brennpunkte vor dem Spanien-GP.

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Der größte Sprung kommt von Ferrari

Die Scuderia hat keine Kosten und Mühen gescheut, um nach dem schlechtesten Saisonstart der Teamgeschichte in bester Phönix-Manier aus der Asche zu steigen.

Im Detail gab es am F60 folgende Änderungen: Einen neuen Front- und einen neuen Heckflügel. Dazu eine neue Motorabdeckung und einen Doppel-Diffusor. Zudem bekommt Kimi Räikkönen ein um sechs Kilogramm leichteres Leichbauchassis, um endlich auch problemlos KERS einsetzen zu können. Felipe Massa muss auf dieses Chassis noch verzichten.

"Das Barcelona-Paket ist eine Mischung aus einem Entwicklungsschritt, der von Anfang an für Barcelona geplant war, und weiteren Neuerungen, die eigentlich erst in der Türkei und in Silverstone hätten kommen sollen", sagte Ferrari-Technikchef Aldo Costa. In einer "fast magischen" Reaktion auf den verpatzten Saisonstart habe das Team um zwei Drittel schneller entwickelt als normal, betonte Costa weiter.

Der Schritt nach vorne soll gewaltig sein, ob es aber schon auf Anhieb um den Sieg gehen kann, bezweifeln selbst die Teammitglieder. "Mein Ziel sind erstmal meine ersten Punkte in diesem Jahr, erst dann schaue ich auf den ersten Saisonsieg", sagte Massa.

Ungewissheit bei den Favoriten

"Es wird schwierig in Barcelona", prophezeite Sebastian Vettel und hatte dafür gute Gründe. Zwar hatte er mit dem Red Bull in Bahrain bereits das schnellste Auto, aber in Barcelona bleibt bei seinem Team der ganz große Sprung aus. Zwar gibt es ein kleines Update, aber das größere Update inklusive Doppel-Diffusor steht erst in Monaco an.

"Wir haben zwar schon jetzt ein gutes Paket und ein tolles Auto, aber wir müssen hart arbeiten, um unsere Position zu halten oder vielleicht noch den Schritt ganz nach vorn zu machen", sagte Vettel.

Hauptfavorit neben Red Bull ist naturgemäß der WM-Spitzenreiter. Brawn GP hofft, dank des ersten nennenswerten Updates des Autos einen kleinen Vorsprung auf die Konkurrenz halten zu können. Vor allem, weil Brawn GP die Testfahrten in Barcelona vor der Saison nach Belieben beherrscht hat und die Strecke den weißen Boliden entgegenkommt.

"In Barcelona braucht man ein Auto mit einem guten Abtriebsniveau. Wir haben Glück, dass unser Auto in dieser Hinsicht berechenbar ist. Das verschafft uns in den schnellen Kurven das nötige Vertrauen ins Fahrverhalten", sagte Jenson Button.

KERS oder nicht KERS?

Die ewig junge Frage in dieser Saison. In Barcelona wird die KERS-Front wieder deutlich bröckeln. Nach Lage der Dinge werden nur noch McLaren-Mercedes und Ferrari die Zusatz-Power nutzen. BMW-Sauber und Renault sind vom Zug abgesprungen, Renault wohl sogar langfristig.

"Wir werden unsere beiden Rennwagen in Barcelona nicht mit KERS ausstatten", verkündete BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen die erstmalig komplette Abkehr vom einst so protegierten Hybridantrieb. Grund: "Man kann nicht einerseits ein Aerodynamik-Update an den Start bringen und andererseits mit KERS fahren. Die Abstimmungszeit am Freitag wäre zu kurz."

Da KERS beim folgenden Rennen in Monaco ohnehin nichts bringen wird, rechnet Theissen erst für den Türkei-GP Anfang Juni wieder mit einem Einsatz.

Noch drastischer die Einstellung von Renault. Wie die spanische Sportzeitung "AS" berichtet, rechnet Fernando Alonso erst beim Belgien-GP Ende August wieder mit einem Einsatz von KERS. Dann wolle man die Leistung eines überarbeiteten Systems auf den schnellen Kursen in Spa und Monza nutzen.

Angeblich sieht Renault auf keinem der bis dahin kommenden Kurse einen strategischen Vorteil durch KERS, wobei man diese Meinung speziell im Fall von Silverstone nicht unbedingt teilen muss.

Fazit des Experten

Glaubt man Ex-Formel-1-Pilot und Toro-Rosso-Eigner Gerhard Berger, dann wird man trotz aller Updates in Barcelona keine ganz große Wende erleben.

Berger sagte dem Fachmagazin "auto, motor und sport": "Die Topteams werden aufholen, doch für mich sind die Favoriten immer noch Brawn GP und Red Bull. Die neuen Teile an den Autos müssen erst einmal funktionieren. Das geht ohne Testfahrten nicht von heute auf morgen."