Dosenbier in der Tip-Top-Bar

Von Alexander Mey
Norbert Haug konnte schon lange keinen Sieg mehr mit Lewis Hamilton feiern
© Getty

McLaren-Mercedes kann nicht meckern, wenn es um Erfolge beim Großen Preis von Monaco geht. Sechs Siege haben die Silberpfeile seit 1998 auf dem Konto, zuletzt gewann Lewis Hamilton im vergangenen Jahr. SPOX sprach mit Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug über das legendäre Monaco und Gründe, warum es dort auch in diesem Jahr wieder gut laufen soll.

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Dass der Monaco-GP für McLaren-Mercedes etwas Besonderes ist, merkt man Jahr für Jahr an den Sonderanfertigungen der Fahrer-Helme. Immer wieder gibt sich Juwelier Steinmetz die Ehre und bestückt die Kopfbedeckungen der Piloten mit Diamanten. So auch in diesem Jahr wieder.

Für Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug ist der Monaco-GP aber aus ganz anderen Gründen das große Highlight der Saison.

Zum einen natürlich wegen des Flairs. "Monaco ist einzigartig. Wir haben alle schon einmal vor der Tip-Top-Bar mit einer Dose Bier in der Hand gestanden und gesagt: Hier fahren morgen die Piloten mit über 60 km/h entlang", flachste Haug im Gespräch mit SPOX. "Das macht man in Bahrain wahrscheinlich eher nicht, da ist es nicht ganz so lustig."

Sechs Siege für Silberpfeile

Aber nicht nur trinken kann man bei den Silbernen im Fürstentum gut, auch Rennen gewinnen. 1998 Mika Häkkinen, 2000 und 2002 David Coulthard, 2005 Kimi Räikkönen, 2007 Fernando Alonso und 2008 Lewis Hamilton. "Wir haben sehr positive Erinnerungen an Monaco, weil wir hier fast immer siegfähig waren", sagte Haug und gab zu. "Ich mag das Rennen sehr."

Daran soll sich auch 2009 nichts ändern. Schließlich erhofft sich McLaren-Mercedes nach dem Debakel von Barcelona wieder einen deutlichen Schritt in Richtung Spitze. "Wir sollten dort etwas besser aussehen, weil unser Auto in langsamen Kurven besser funktioniert", sagte Haug. "Deshalb sind wir aber noch lange nicht in der Favoritenrolle."

Mit KERS auf einen Podestplatz

Bescheiden. Viel bescheidener auf jeden Fall als Aussagen, die das Fachmagazin "auto, motor und sport" von anderen Quellen innerhalb des Teams gehört hat. "Ein Podestplatz sollte möglich sein", hieß es dort.

McLaren-Mercedes setzt neben Ferrari wohl als einziges Team auch in den engen Gassen von Monaco auf KERS. Und das, obwohl bei der Konkurrenz der Konsens herrscht, dass der Hybridantrieb keinen Vorteil bringt.

"Wir hoffen trotzdem, dass uns KERS auch in Monaco hilft. Die Batterien dürften wegen der zahlreichen Bremszonen sehr gut aufzuladen sein. Zudem sollte KERS bergauf in Richtung Casino und auf der Start-Ziel-Geraden Vorteile bringen", erläuterte Haug.

Hamilton in der Pflicht

Aber nur, wenn es Hamilton schafft, sich weit vorne zu qualifizieren. Denn auch KERS macht die Straßen in Monaco nicht breiter, überholen kann man trotzdem so gut wie gar nicht.

Sein Vorteil: Er ist ein begnadeter Fahrer und war bei seinen beiden Auftritten in Monaco bisher bärenstark. "Monaco ist meine Lieblingsstrecke", sagte der Weltmeister vor dem Rennen. "Ich würde mich freuen, mit einem konkurrenzfähigen Auto um die Spitze kämpfen zu können."

Leise Kritik von Haug an Hamilton

Wenige Tage zuvor hatte Hamilton mit Andeutungen für Aufsehen gesorgt, dass ihm die Lust an der Formel 1 vergangen ist und er mit dem Gedanken an einen Wechsel in eine andere Rennserie liebäugelt.

Alles Quatsch, sagte Haug und übte leise Kritik an den offenen Worten seines Fahrers: "Es ist absolut richtig, dass Lewis seine Meinung sagt, denn wir wünschen uns doch alle authentische Fahrer. Ob es aber klug ist, ist eine andere Frage. Denn es ist klar, dass jede Aussage, die der Weltmeister tätigt, sofort hohe Wellen schlägt."

Haug: "Es fehlen Gott sei Dank keine Jahrhunderte"

Das beste Mittel gegen einen unzufriedenen Fahrer sind sportliche Erfolge. Die Binsenweisheit ist alt, aber sie stimmt. Die Frage ist nur: Sollte McLaren-Mercedes die Hoffnungen für Monaco erfüllen und ein respektables Ergebnis einfahren, wird das nur ein Strohfeuer sein oder geht es bei den kommenden Rennen weiter bergauf?

"Ich möchte nicht von einem Strohfeuer sprechen. Aber ich habe bereits gesagt, dass es zwei Monate dauern wird, bis wir wieder an der Spitze sind", sagte Haug. "Das ist der Auftrag an unseren Chassis-Partner. Es fehlen Gott sei Dank keine Jahrhunderte, es sind nur rund sieben Zehntel. Wenn man da drei Zehntel findet, ist man schon gleich ein ganzes Stück weiter vorne."

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