"Sein Charisma ist sein Fräulein Scherzinger"

Von SPOX
Spricht Klartext: Der TV-Experte und dreimalige Weltmeister Niki Lauda
© Getty

Niki Lauda ist zweifelsohne eine Institution in der Formel 1. Doch seit dem Ende seiner aktiven Karriere hat sich in der Königsklasse des Motorsports einiges verändert - und nicht mit allem davon ist der dreimalige Weltmeister einverstanden. In einem Interview spricht der Österreicher nun Klartext und geht vor allem mit der jungen Fahrergeneration hart ins Gericht.

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Niki Lauda ist ein Unikat im bunten Formel-1-Zirkus. Kauzig, konservativ, überholt - wie auch immer man den dreimaligen Weltmeister nennen will, eines steht fest: Lauda - allgegenwärtig, wann immer sich die Formel-1-Gemeinde versammelt - steht für das Althergebrachte, für die Tradition im Motorsport. Wenig verwunderlich also, dass der 59-Jährige für die Mentalität der jungen, aufstrebenden Fahrergeneration wenig Verständnis hat.

In einem Interview mit dem österreichischen Nachrichtenmagazin "Profil" sprach der ehemalige Ferrari- und Mercedes-Pilot nun Klartext und rechnete knallhart mit dem Partytreiben der Formel-1-Welt ab.

Keine Ellenbogen, keine Persönlichkeit

"Die heutigen Fahrer haben doch überhaupt keine Ahnung. Sie fahren Kart bis sie 18 sind und beginnen dann mit ihrer Formel-Karriere. Sie kennen nichts außer der Beschleunigung und dem Drehen am Lenkrad. Sie haben überhaupt keine Chance, eine Persönlichkeit zu entwickeln."

Als Paradebeispiel dient für Lauda hier der jüngste Formel-1-Weltmeister aller Zeiten, Lewis Hamilton. Lauda: "Das einzige Stückchen Charisma, dass ein 24-Jähriger wie Lewis Hamilton besitzt, ist sein Fräulein Scherzinger."

Vor allem die fehlende Ellenbogenmentalität der jungen Generation prangerte Lauda, selbst ein bekennender Einzelgänger, besonders an: "Damals fuhr der Tod immer mit. Als ich noch aktiv war, war jeder dazu bereit, über den Kopf des anderen zu fahren, wenn es um den Sieg ging. Wenn du im Motorsport erfolgreich sein willst, dann musst du ein Einzelgänger sein."

"Die ganzen Partys langweiligen mich schrecklich"

Auch um seine Abneigung gegenüber dem Party-Rummel rund um die Formel 1 machte Lauda keinen Hehl: "Diese ganzen Partys und Präsentationen langweilen mich schrecklich. Ich nehme an so wenigen Veranstaltungen wie möglich teil - so oft wie nötig, um meine Sponsoren zu befriedigen. Ich gehe aber stets so früh ich kann. Smalltalk finde ich einfach schrecklich."

"Manchmal stehe ich einfach auf und gehe" verrät der dreimalige Weltmeister weiter, gibt sich jedoch auch als Verfechter einer - zugegeben, etwas fragwürdig ausgelegten - Etikette: "Es ist ja nicht so, dass ich nichts sage. Ich habe gute Manieren. Wenn ich an einem Tisch sitze, dann frage ich meinen Nebensitzer schon, ob er mich einmal für eine Minute entschuldigt. Ich komme dann halt nicht zurück. Ich hasse es meine Zeit zu verplempern."

Der Formel-1-Rennkalender 2009