Der sechste Sinn

Von Alexander Mey
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© xpb

München - Wer Überholmanöver in der Formel 1 sehen will, muss nach einem weiß-blauen Auto mit der Startnummer 3 Ausschau halten.

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Er wird bei Nick Heidfeld landen und sich sicher sein können, dass der Deutsche keine Gelegenheit ungenutzt lassen wird, einen seiner Konkurrenten auszutricksen.

Heidfeld hat den sechsten Sinn, den andere Piloten nicht haben. Oder geht er einfach Risiken ein, die andere scheuen?

Heidfeld erklärt sein Überhol-Rezept

Nach seinen beiden herausragenden Manövern in Silverstone, als er eingangs Start-und-Ziel erst Timo Glock und Fernando Alonso auf einen Streich überholte und wenig später das gleiche Kunststück mit Kimi Räikkönen und Heikki Kovalainen wiederholte, erklärte Heidfeld sein Rezept.

Heidfelds Überholmanöver sowie alle Renn-Highlights im Video

"Wenn es ums Überholen geht, muss man vorausahnen, was die beiden machen - wie der Hintere attackiert und wie der Vordere vielleicht verteidigen will. Dann kann man im richtigen Moment an der richtigen Position sein", erklärte er im "RTL"-Interview.

Heidfeld war zum Zeitpunkt seiner Überholmanöver zwar auf den deutlich besseren Reifen unterwegs als seine Konkurrenten, aber trotzdem muss man den Riecher für die Situation erst einmal haben. Wie schon beim Malaysia-GP, als er auf der Gegengeraden gleichzeitig an Coulthard und Alonso vorbeiging.

Probleme im Qualifying im Griff

Die starken Überholmanöver waren aber nicht der Hauptgrund für Heidfelds Freude über den zweiten Platz in Silverstone hinter Lewis Hamilton.

Hier gibt es die besten Bilder vom Rennen

Viel wichtiger war für ihn, dass er nach seiner Durststrecke vor allem im Qualifying endlich mal wieder ganz vorne reinfahren konnte.

"Es scheint, als hätte ich meine Qualifying-Probleme überwunden, und ich hatte einfach ein gutes Rennen", freute sich Heidfeld. Bei den letzten Tests hatte der Deutsche intensiv an seinem Problem gearbeitet, dass er die Reifen für eine schnelle Runde nicht auf Temperatur bekommt.

Es muss noch besser werden

Schon in Magny-Cours war Heidfeld knapp an Teamkollege Robert Kubica dran, in Silverstone war wegen eines technischen Defekts am Auto des Polen kein direkter Vergleich möglich. Aber Startplatz fünf spricht generell für einen weiteren Formanstieg bei Heidfeld.

"Es gibt noch etwas mehr Potenzial, das herausgeholt werden kann, aber zumindest bin ich nun auf einem ordentlichen Level", resümierte der Mönchengladbacher.

Fast wäre alles aus gewesen

"Nick hat ein starkes Wochenende gezeigt", bestätigte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen. "In der Qualifikation am Samstag war er wieder der alte. Im Rennen zeigte er eine große Leistung und war als einer der wenigen fehlerfrei."

Während sich fast alle andere Piloten mindestens einmal von der Strecke verabschiedeten, balancierte Heidfeld sein Auto äußerst geschickt durch die Pfützen.

Nur einmal hätte er es fast weggeworfen. "Kurz vor der Abbey ging ich einmal etwas vom Gas, denn ich sah nichts und wusste, dass dort überall Pfützen sind. Dann drehte ich mich beinahe. Es war dort so viel stehendes Wasser", erklärte Heidfeld. "Das war für mich der größte Schreckmoment und ich hätte das Rennen dort beinahe verloren."

Heidfeld fährt um seinen Job

Hat er aber nicht und steht deshalb mit den gewonnen acht Punkten nun bei 36 Zählern in der Fahrer-WM. Als Fünfter hat er nur noch zwölf Punkte Rückstand auf die Spitze und sogar nur noch zehn auf seinen Teamkollegen Kubica.

So geht es in die zweite Saisonhälfte. Die beginnt ausgerechnet mit Heidfelds Heimspiel in Hockenheim. Dort sollte er wieder auf Augenhöhe mit Kubica kämpfen, denn einen erneuten Einbruch kann er sich nicht leisten.

Im August will BMW-Sauber die Fahrerpaarung für 2009 benennen. Es geht um Heidfelds Job.

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